Es ist bald 15 Jahre her, dass LINKIN PARK mit ihrem Debüt „Hybrid Theory“ als die Sensation des Nu Metal einschlugen. Neben KORN, LIMP BIZKIT und SLIPKNOT waren sie plötzlich Stars und ernteten kurz darauf erste Echos, Grammys und diverse weitere Awards in diversen Sparten und für Songs wie „Crawling“ und „In The End“. LP brachten mit ihrem Stil Fans unterschiedlicher Genres zusammen und gelten für viele als ihre persönliche Einsteigsdroge zum Metal. Der Nachfolger „Meteora“ konnte den Standard des Debüts nicht ganz halten, war aber nicht minder erfolgreich. Ganz im Gegenteil, die Populairtät der Band stieg immer weiter, jedoch fiel die Qualität mit „Minutes To Midnight“ rapide ab – war aus der Nu Metal Band doch plötzlich ein Mix aus Post-Grunge und Electro-Pop geworden.
Nun steht mit „The Hunting Party“ Album nummer sechs ins Haus und laut vorangegangen Aussagen, soll es im LINKIN PARK Camp wieder in Richtung „back to the roots“ gehen. Ich bin bei solchen Aussagen immer äußerst vorsichtig, aber trotzdem interessierte mich das neue Werk der Herren aus LA und so wagte ich mich zum ersten Mal wieder an ein komplettes Album. Man kennt ja die „Hits“ „Bleed It Out“, „What I´ve Done“ oder „The Catalyst“ aus unzählige Wiederholungen im Radio. Schlecht war das alles nicht, doch auf jeden Fall bewusst komerzieller Ausverkauf und nach einigen Durchläufen nervte das ganze so dermaßen, dass man es nicht mehr aushielt.
„The Hunting Party“ beginnt wirklich überraschend hart, doch die Screams von Chester Bennington in Kombination mit dem Verzerrer klingen doch sehr gezwungen, während das Riff wieder stark nach melodischem Alternative Rock tönt, dafür haut aber Rob Bourdon immer mal wieder gekonnt in die Felle und Chester zuckt immer mal wieder aus. Alles in allem ein netter Einstieg, jedoch wirkt der Song nicht komplett und das Zwischenspiel mit Rapper Mike Shinoda deplaziert. „All For Nothing“ beginnt mit schon zu oft gehörter HipHop Einlage, überrascht aber mit einem Gastbeitrag von HELMET Fronter Page Hamilton und geht als netter Ohrwurm-Rocker durch, während das spannend aufgebaute „Guilty All The Same“ als erster Hit durchgeht und einige wirklich coole Riffs mitbringt. Außerdem klingt Bennington zum ersten Mal wirklich nach sich selbst und wirkt somit endlich ungezwungen. Im kurzen Zwischenspiel darf sich MC Joe Hahn kurz austoben, während „War“ ein nicht viel längeres Punk-Intermezzo á la alter AFI darstellt und so gar nicht ins Konzept passen will. „Wastelands“ wirkt hektisch und ziellos, lässt sich aber vom gelungenen Refrain retten.
Bis hier hin ist noch nichts von einem „back to the roots“ zu spüren – und das wird auch leider weiterhin so bleiben, die Gastbeiträge unter denen auch Rapper Rakim und Tom Morello (RAGE AGAINST THE MACHINE) zu finden sind, lockern das Ganze aber etwas auf. Einzig die Synthies und die Stimmung von „Until It´s Gone“ erinnern an die ganz alten Tage, lassen aber dern nötigen Härtegrad vermissen um auf „Hybrid Theory“ oder „Meteora“ Platz zu finden. Dieser wird aber in Zusammenarbeit mit SYSTEM OF A DOWN Gitarristen Daron Malakian mal eben drastisch erhöht. „Rebellion“ klingt nicht umsonst nach den Crossover Helden und macht tierisch Spaß. Flotte Riffs, coole Melodien und tanzbare Rhythmen machen den Song zum überraschenden Highlight. „Mark The Graves“ groovt sogar etwas, wirkt aber ansonsten recht belanglos, während „Final Masquerade“ als Platik-Pop Hymne mit starken Melodien und eingängigem Refrain sicher den Weg ins Radio finden wird – und das ist ausnahmsweise nicht mal negativ gemeint, denn der Song gehört zum Besten des Albums. Aber auch der Abschluss mit „A Line In The Sand“, der wieder etwas Punk mit in den Sound nimmt, kann zum Schluss nochmal mit einer Kombination aus Härte und Eingängigkeit punkten.
LINKIN PARK sind an einem Punkt angekommen, wo sie wissen, dass sie mit ihrem Plastik-Pop in Belanglosigkeit verschwinden, darum soll „The Hunting Party“ ein Befreiungsschlag sein und auch alte Fans wieder ansprechen. Dies gelingt ihnen aber nur bedingt, da es sich eher wie eine Kompilation denn als Album anfühlt und ich beim besten Willen nicht erahnen kann, wo die Amis denn nun hin wollen. Jedenfalls klingt dieses Stück Musik weit frischer als die letzten Veröffentlichungen der einstigen Helden.
Tracklist „The Hunting Party“:
1. Keys To The Kingdom
2. All For Nothing
3. Guilty All The Same
4. The Summoning
5. War
6. Wastelands
7. Until It´s Gone
8. Rebellion
9. Mark The Graves
10. Dawbar
11. Final Masquerade
12. A Line In The Sand
Gesamtspielzeit: 45:12