DRESCHER - Erntezeit
DRESCHER
Erntezeit
(Thrash Metal)

 


Label: Drescher Records
Format: (LP)

Release: 2014


Na, bitte net
I wüs net hearn
I wüs net sehn
5 Minuten Ruhm5 Minuten Ruhm

Als ich die Eckdaten zu DRESCHER hörte – Metal aus Niederösterreich in Mundart und mit Akkordeon – da befürchtete ich schon Schlimmstes. „Wieder so eine sinnlose Spaßtruppe“, war mein fälschlicher Verdacht zum Debüt „Erntezeit“.

Als dann die ersten Töne zu „First Blood“ – dem einzigen englischen Titel – ertönten, war ich dennoch gespannt. Die sogenannte Quetschen läutet das Album mit noch für das Instrument recht typischen Tönen ein, ehe man die Thrash-Keule vor den Latz geballert bekommt und das Alpeninstrument sorgt für coole Melodien, während ein dynamisches Modern Thrash Geschoss geboten wird. Die Mundart-Texte sind ebenso gelungen und laden zum Mitsingen an. Geheadbangt wird sowieso schon von der ersten Minute an. Die Dresch-Quetschn liefert aber noch viel mehr, denn wer glaubt, dass DRESCHER einfallslos ihr Programm runterprügeln der irrt. Nachdem man mit „Der Gscheitling“ mit mächtigem Geböller bei bestem Sound mit Wichtigtuern abrechnet, wird es mit „Olles Wos Mir Fehlt“ hymnisch, ehe man richtig tiefgründig wird. Das melancholische „Zeit Zum Gehen“ zeigt, was man aus dem Akkordeon eigentlich so alles rausholen kann. Die düstere Melodie geht unter die Haut, ehe das Thrash-Gewitter wieder über einen hereinbricht. Frontmann Bernd liefert passend dazu traurige Vocals. Auch wenn DRESCHER mich mit musikalisch hohem Niveau und nicht weniger ernsten Texten überrascht haben – etwas Spaß darf sein – und so gibt es mit „Dresch Quetschn“ dank Passagen wie „…dreschen des mocht frei“ oder „…wir wern eich nu penetriern, eich ausquetschen, mit da Dresch-Quetschn“ gegen Ende auch ein paar Momente zum Schmunzeln, bevor man dann dem Hörer doch nochmal die Kinnlade runterklappt.

Klar, „Geheiligt Werde Dein Name“ gibt schon einen guten Hinweis, doch dass sich die Österreicher mit dem serbischen Akkordeon-Akrobaten hier an IRON MAIDENs „Hallowed Be Thy Name“ trauten, und das auch noch sehr gekonnt, damit hätte wohl keiner gerechnet. Und auch hier wird die Quetschn genial eingesetzt. Hier zeigen DRESCHER wieder, was man mit dem Instrument alles aufführen kann. Diese fungiert nämlich meist als Leadgitarren-Ersatz, wenn sie nicht gerade für dezente Untermalung wie ein Keyboard sorgt.

DRESCHER sind eine große Überraschung für mich. Klar, der Dialekt-Gesang ist nicht jedermanns Sache, doch gibt dieser der Band neben dem Akkordeon einen ganz eigenen Charme, den man eigentlich nicht vermissen möchte. Dass die Herren keine Jungspunde mehr sind und musikalische Veteranen hört man zu jeder Sekunde. Freunde des modernen Thrash Metal sollten hier viel Freude haben – diese Band ist ein mehr als gelungenes Experiment.


Tracklist „Erntezeit“:
1. First Blood
2. Der Gscheitling
3. Olles Wos Mir Fehlt
4. Zeit Zum Gehn
5. 5 Minuten Ruhm
6. Bled Grennt
7. Zeitung Von Morgen
8. Danke Fia Nix
9. Dresch Quetschn
10. Geheiligt Werde Dein Name (IRON MAIDEN)
Gesamtspielzeit: 48:00


www.diedrescher.com

DRESCHER - Erntezeit
DRESCHER – Erntezeit
LineUp:
Bernd Wograndl
Gernot Engel
Roland Engel
Filip Rado
Sigi Meier
7.5
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