Eines muss man schon sagen: 15 Studioalben sind für eine Band schon eine ganze Menge. NAPALM DEATH veröffentlichen dieser Tage inzwischen aber schon Album Nummer 16 mit dem schönen Titel „Apex Predator – Easy Meat“. Da kann es durchaus vorkommen, dass sich einige – wie es Sänger Mark „Barney“ Greenway in der Presseaussendung selber formulierte – denken „Fuck me, is that band still around?“. Ja, es gibt sie noch immer und von musikalischen Ermüdungserscheinungen scheint es noch keine Spuren zu geben.
Der mit dem Album namensgleich ausgefallene Introtrack ist mit seinen fast vier Minuten übrigens der zweitlängste Track auf dem Album, was bei Deathgrind jetzt aber auch nicht so verwunderlich ist. Von träger Percussion und Noise getragen und mit Sprechgesang konterkariert wird eine fast bedrohliche Stimmung aufgebaut, die dann in recht abrupt in „Smash A Single Digit“ übergeht, das einem gleich mit den für NAPALM DEATH typisch aggressiven Vocals, Gitarren und sowieso Blastbeats ins Gesicht klatscht. Überhaupt gibt man sich im Vergleich zum gelungenen Vorgänger „Utilitarian„ anno 2012 mehr auf die Kernkompetenzen fokussiert. Zwar gibt es auch wieder Nummern, wie z.B. „Dear Slum Landlord “ oder „Adversarial / Copulating Snakes “, die auf ein wesentlich langsameres Tempo setzen und Bass und Groove in den Vordergrund stellen, über weite Strecken wird aber brachialer Deathgrind geboten, der eher wenig Raum für Variation zulässt. Das beherrschen NAPALM DEATH aber ja bekannterweise. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass mit „Timeless Flogging“, „How The Years Condemn “, dem zum Teil sehr punkigen „Bloodless Coup“ und dem durch seinen melodischen Refrain geprägten „Hierarchies“ viele sehr starke Songs auf „Apex Predator – Easy Meat“ zu finden sind, woraus man jetzt aber nicht schließen sollte, dass die restlichen Songs nicht auch gelungen wären.
Insgesamt büßen die Songs im Vergleich zum Vorgänger aber merkbar an Eingängigkeit ein. Rissen dort noch Saxophon-Soli oder gesungene Passagen Aufmerksamkeit an sich, fehlen auf „Apex Predator – Easy Meat“ solche Elemente fast vollkommen. Musikalisch gesehen, ist es also viel homogener, die Variation ist subtiler und liegt eher im Detail. Das kann man jetzt gutheißen oder kritisieren, daran scheiden sich womöglich die Geister. Tatsächlich wird aber über die gesamte Spielzeit hinweg ein gutes Niveau, dass durch die gelungene Produktion (die übrigens sehr stark jener von „Utilitarian“ ähnelt) gut in Szene gesetzt wird. NAPALM DEATH machen also wieder das, was sie die letzten Jahrzehnte schon gut hinbekommen haben, nämlich ziemlich derb reinhauen und dabei nicht mit der Gesellschaftskritik sparen. Eine brachiale humanistische Kritik über die ausbeuterischen Auswüchse des Kapitalismus eben. Viele Bands scheitern daran. NAPALM DEATH gehören aber definitiv nicht dazu.
Tracklist „Utilitarian“:
1. Apex Predator – Easy Meat
2. Smash A Signle Digit
3. Metaphorically Screw You
4. How The Years Condemn
5. Subborn Stains
6. Timeless Flogging
7. Dear Slum Landlord…
8. Cesspits
9. Bloodless Coup
10. Beyond The Pale
11. Stunt Your Growth
12. Hierachies
13. One-eyed
14. Adversarial / Copulating Snakes
Gesamtspielzeit: 45:30