Die Kanadier BOREALIS veröffentlichen mit „Purgatory“ ihr bereits drittes Werk. Und obwohl dieses auf höchstem Niveau erstrahlt, so habe ich von den düsteren Power Metallern bisher noch nichts gehört, was wohl daran liegen mag, dass das Debüt „World Of Silence“ (2008) in Eigenregie veröffentlicht wurde und dessen Nachfolger „Fall From Grace“ (2011) über das eher unbekannte Label Lion Music erschien. Gut vier Jahre ließen sich die Kanadier also Zeit um „Purtagory“ vorzubereiten und mit einem passenden Partner, der in Form von AFM Records gefunden wurde, zu veröffentlichen.
Man könnte im ersten Durchlauf die Herren schnell als EVERGREY-Klon abstempeln, was ich keinem verübeln würde, doch ganz gerecht würde das BOREALIS nicht. Die Ähnlichkeiten sind aber nicht von der Hand zu weisen. Düsterer Power Metal mit atmosphärischen Keyboards, Songmaterial das zwischen melancholisch-gefühlvoll und aggressiv-heavy schwankt und ein Sänger, der EVERGREYs Tom Englund stimmlich und stilistisch ähnelt. Doch Matt Smith hat ein etwas raueres Organ und zeigt auch andere Seiten, die dann oftmals an MASTERPLAN und somit Jorn Lande erinnern. Auf musikalischer Seite sind wohl auch noch KAMELOT und SYMPHONY X, was an der leicht progressiven Schlagseite liegen mag, zu erwähnen.
Mit „Past The Veil“ ist ein spannender Opener gewählt worden, der bereits wunderbar den Sound von BOREALIS zusammenfasst. Ein düsteres Intro, das eine Hintergrund-Story vermuten lässt, aggressive Riffs, begleitet von episch angehauchten Keyboard-Sounds und wunderschöne Melodien leiten den Track ein, ehe ein hymnischer Refrain das Sahnehäubchen darstellt. „From The Ashes“ ist zwar etwas weniger heavy, dafür nicht minder intensiv und eine Spur eingängiger, was vielleicht auch an den Guest-Vocals der hübschen Sängerin Sarah Dee liegen mag.
Zwar würde ich mir schon etwas mehr Abstand zur genannten Referenz aus Schweden sowie eine Spur mehr Abwechslung für die Zukunft wünschen, doch BOREALIS schaffen es hier, keinen einzigen schwachen Song zu liefern und überzeugen mit zahlreichen Hooks, modernen Gitarrenriffs, die Spaß machen und hymnischem Gesang, der immer wieder zum Mitsingen einlädt. Das eher in Richtung MASTERPLAN schielende „Destiny“ ist das perfekte Beispiel dafür, während „Darkest Sin“ und „Rest My Child“ zeigen, dass die Herren aus Ontario auch minimalistisch mit Akustik-Gitarre und Violine für Aufsehen sorgen können. Hier kann Matt sein ganzes Potential zeigen. Auch der Titeltrack zeigt trotz wieder gesteigerter Härte verdammt viele Emotionen, die sich sowohl durch die Stimme als auch Melodien und Rhythmik transportieren. „My Peace“ kommt hingegen mit modernem IN FLAMES-Riffing sehr verspielt und mit technischer Brillanz daher.
Auf „Purgatory“ ist für Fans der genannten Bands eine ganze Menge zu entdecken, denn Matt Smith und seine Jungs haben hier ein durch und durch technisch sowie emotional hochwertiges Album geschaffen, das der Konkurrenz in nichts nach steht.
Tracklist „Purgatory“:
1. Pat The Veil
2. From The Ashes
3. The Chosen One
4. Destiny
5. Darkest Sin
6. My Peace
7. Place Of Darkness
8. Welcome To Eternity
9. Sacrifice
10. Rest My Child
11. Purgatory
12. Revelation
Gesamtspielzeit: 52:14