Suicide Society
(Thrash Metal)
Label: UDR
Format: (LP)
Release: 18.11.2015
To another place, don’t wanna see your face anymore
Save me, take me
You’re a big disgrace, don’t wanna see that face anymoreSnap
Wir leben in einer Suizid-Gesellschaft, die wir nicht mehr unter Kontrolle haben – ziemlich gesellschaftskritisch gibt sich das neue Album „Suicide Society“ von ANNIHILATOR. Schon mehr als 30 Jahre thrasht Jeff Waters mit ANNIHILATOR die Bühnen dieser Welt und ist immer noch für Überraschungen gut. Nachdem Sänger Dave Padden Ende letzten Jahres nach zwölf Jahren die Band verlassen hat, stellte sich plötzlich die Frage, wer seinen Part auf dem neuen Album übernehmen würde. Es sollte nicht einfach nur ein guter Vocalist sein, sondern jemand mit der richtigen inneren Einstellung und Überzeugung, der die Musik spüren kann. Der Instrumentalpart des neuen Albums war bereits fertig also musste Jeff binnen kürzester Zeit jemanden finden, der seine Kriterien erfüllt und eine Verbindung zwischen den Old und New School-Elementen herzustellen vermochte. Seine Wahl fiel schlussendlich auf ihn selbst, schließlich hatte er sich bereits zwischen 1994 und 1997 auf drei Alben als Sänger ausgetobt.
Was dabei herausgekommen ist, kann sich wirklich hören lassen. Gleich zu Beginn brennt sich der Titeltrack „Suicide Society“ ins Gedächtnis ein und lässt einen nicht mehr los. Die Lyrics prangern die gegenwärtigen Zustände unseres Systems an, das Leben in einer Wegwerfgesellschaft, die nie mit etwas zufrieden ist und keinen Respekt vor der Natur hat (`It’s a suicide society, we’re all just fucking mad.”). Im Interview bringt es Jeff mit einem Satz auf den Punkt: „You realize that nature doesn´t need humans to survive, but humans do need nature.“ Aber nicht nur der Text ist genial, das Gitarren-Riffing und die Drum-Parts vervollständigen dieses Meisterwerk und lassen einen an „Pain Killer“ von JUDAS PRIEST erinnern. Weiters gibt es bereits ein Musikvideo zu „Suicide Society“.
Im nächsten Song des Albums „My Revenge” vereinen sich mehrere Stile miteinander. Nach thrashigem Einstieg und unverkennbaren Power Chords wird es nach dem Gitarrensolo in der Mitte des Liedes etwas ruhiger und einige moderne Elemente blitzen dabei auf, bevor es wieder rasant weiter geht. Nach so vielen Jahren kann ANNIHILATOR musikalisch immer noch überraschen und entwickelt sich beständig weiter. Auch das Lied „Snap“ startet ungewohnt im Chor mit: „Save me, take me, to another place. I don’t wanna see your face anymore.” Die langsamen Drum Parts und der fast flüsternde Gesang erinnern dabei an ganz frühe MARILYN MANSON-Alben, die jedoch durch den eigenen Style ergänzt werden. Jeffs Stimme jedoch lehnt an einen seiner Helden Dave Mustaine an. Im Gegensatz dazu steht der Song „Creepin‘ Again“ der zwar auch ruhiger beginnt, aber am Ende echte Headbanger-Qualitäten aufweist. Die akustische Gitarrenmelodie wird durch eine stark verzerrte Gitarre im Vordergrund begleitet, bevor die langsamen Schlagzeugbeats schlagartig schneller werden und zum Blast Beat ausarten. Der Text lässt außerdem eine Anspielung an den Film „Nightmare On Elmstreet“ erahnen.
Mit „Narcotic Avenue“ werden die verschiedenen Stilrichtungen der anderen Songs wieder aufgegriffen. Hier lässt sich der Einfluss von Heavy Metal-Legenden erkennen, die Jeff Waters geschickt in seine Komposition mit einfließen lässt. Dennoch ist das neue Album etwas grooviger unterwegs, was dem Einfluss von Drummer Mike Harshaw zu verdanken ist. Normalerweise komponiert Jeff Waters neben allem anderen auch das Schlagzeug selbst, bei diesem Album übernahm Mike diesen Part und fügte mehr Power, Groove und Dynamik, dafür weniger Doublebass hinzu. Nach einem Spaziergang auf der „Narcotic Avenue“ wird auch das Lied schneller und verwendet Disharmonien, um das wirre Gefühl des Rausches widerzuspiegeln. Nach einem extrem geilen Solo kommt jedoch die Überdosis und das Lied klingt langsam mit einer leichten Gitarrenmelodie aus.
„The One You Serve“ startet ziemlich episch und erfüllt alle Wünsche des Heavy Metal, wie kreischende Gitarren, nachdem es schon keinen kreischenden Sänger gibt. Das Lied ist nicht so clean wie die anderen, sondern eher düster und härter. Das folgende Lied „Break, Enter“ knüpft gut an das vorhergehende an und besinnt sich ebenfalls auf die Wurzeln von ANNIHILATOR. „Break, Enter“ startet mit einem Crescendo begleitet von Industrial-Klängen und besticht durch abgehackte Riffs und Breaks. In den Gitarren-Parts zeigt Jeff Waters sein gesamtes Können und demonstriert sein musikalisches Genie. Wie bereits erwähnt war er bei diesem Album nicht nur als Komponist und Songwriter tätig, sondern hat die meisten Instrumente selbst eingespielt, das Mastering und Mixing übernommen und das Album produziert.
Das Lied „Death Scent“ zeichnet sich durch seine heavy-voluminöse Klangatmosphäre aus. Die extrem geilen Bass Lines werden durch fette Gitarrensounds ergänzt. Es beginnt eher langsamer bevor es wegfetzt, sodass die Gitarrensaiten quietschen. Generell gibt es auf diesem Album ein sehr eingängiges musikalisches Riffing und leicht zu merkende Refrains. Zuletzt geht es im Song „Every Minute“ darum, seine Zeit nicht zu vergeuden. Nach einem ruhigen balladenartigen Anfang rocken die Jungs noch einmal richtig weg, bevor ihnen die Zeit ausgeht. So viele Chancen, so viele Träume und so viel was man noch bereuen könnte. Es ist noch nicht zu spät etwas zu ändern, was sich in gewisser Weise auch wieder auf den Anfang des Albums bezieht. Mit einem finalen Crash endet der Song und die Menge tobt.
Das Album begeistert durch seinen vielen verschiedenen Nuancen und die Kombination mehrerer Stilrichtungen. Auch wenn Jeff Waters nicht der geborene Thrash Metal-Sänger ist, wird einen die Umsetzung der Songs einfach mitreißen. Zu Anfang vielleicht etwas neu und ungewohnt, bereit dazu Grenzen zu testen und doch am Ende der CD wieder zu den Wurzeln zu finden. „Suicide Society“ mag vielleicht nicht das beste ANNIHILATOR-Album sein, aber definitiv Wert es zu kaufen.
Tracklist „Suicide Society“:
1. Suicide Society
2. My Revenge
3. Snap
4. Creepin’ Again
5. Narcotic Avenue
6. The One You Serve
7. Break, Enter
8. Death Scent
9. Every Minute
Gesamtspielzeit: 42:53