In The Passing Light Of Day
(Progressive Metal)
Label: InsideOut
Format: (LP)
Release: 2017
Mehr als fünf bzw. sechs Jahre sind seit dem versetzt veröffentlichten Doppelalbum „Road Salt One / Road Salt Two“ vergangen. Doch PAIN OF SALVATION sind seit dem Retro-Trip nicht untätig gewesen. Denn das Akustik-Album „Falling Home“ und die remixte Neuveröffentlichung vom genialen „Remedy Lane“ Album versüßten die viel zu lange Wartezeit auf das nun endlich erschienene „In The Passing Light Of Day“, das nun die Rückkehr zur alten Härte markiert.
Frontmann und Bandboss Daniel Gildenlöw hatte aber auch Gründe um das neue Album nun erst so spät in Angriff zu nehmen, musste er doch 2014 aufgrund einer schweren Streptokokken-Infektion um sein Leben fürchten und sich um seine Gesundheit kümmern. Aus diesem Zwischenfall machte der Schwede die Not zur Tugend und widmet das Album genau jener Zeit, wie er selbst beschreibt:
“I came there with the first snow, and when I left it was almost summer. When I got out, I had to learn how to walk stairs. I did NOT, however, learn that I need to spend more time with my family. I did NOT learn that I should spend less time of my life worrying and stressing. I did NOT learn that life is precious and every second of it counts. No, I did not learn those things – simply because I already knew them by heart. We all do. Our priorities do not change in the face of death, they just intensify. We get reminded of them. Suddenly, painfully, honestly, we remember how to live.”
Doch von der ersten Minute an merkt man, dass Daniel fit und fokussiert ist wie eh und je. Ein heftiges Riff, starke Rhythmik und etwas djentiges Riffing leiten das Album mit „On A Tuesday“ ein. Der Song erzählt quasi die Lebensgeschichte des Fronters und geht mit seinem Mix aus Härte und Emotion in seinen gut zehn Minuten schnell unter die Haut. Ein intesives Klangerlebnis, dass man sich von PAIN OF SALVATION erwartet und erhofft. Der Prog-Anteil darf aber trotz gewisser eingängiger Elemente nicht unterschätzt werden. Der Opener ist anstrengend, spielt mit zahlreichen Stimmungs- und Tempiwechsel und benötigt somit einige durchläufe. Das kürzer ausgefallene „Tongue Of God“ macht es einem nicht leichter. Ruhige Piano-Klänge und dezente Bassläufe eröffnen, doch bald setzen heftige abgehackte Riffs ein und Daniel gibt emotional erneut alles. Der Refrain mimt den hypnotischen Höhepunkt dieses kleinen Prog-Meisterwerks.
Generell tönt der visionär stimmlich abwechslungsreicher denn je und wagt sich musikalisch und stimmlich sogar in wütende Postcore-Gefilde. Ruhig, treibend und oftmals minimalistisch zeigt sich „Meaningless“ und geht bisher am besten ins Ohr, herzerreißend und zerbrechlich kommt „Silent Gold“, das auch auf „Road Salt“ Platz gefunden hat, aus den Boxen, während „Reasons“ den Härtegrad in ungeahnte Höhen schraubt, und sich einem bei „If This Is The End“, das textlich wieder an den Opener anknüpft, durch zerbrechlichen Gesang und nicht minder fragil erscheinender Akustik-Gitarre wieder alle Härchen aufstellt. Nie war der Mut zu Neuem so groß wie auf diesem Werk, wie auch die beiden weiteren Longtracks „Full Throttle Tribe“ und der abschließende Titeltrack wunderbar zeigen; Folk, Core, Metal, Rock, Jazz, Blues und vieles mehr tauchen hier in mehr oder weniger ausgeprägten Formen auf.
Fans der Vorgänger müssen auf diesem Album PAIN OF SALVATION vielleicht etwas Zeit geben, denn die heftigere Ausrichtung und so manch Stilelement können zunächst fremd erscheinen. Doch Daniel und seine Truppe schaffen es trotz der vielen Stilmittel, Genres und Tempiwchsel ein schlüssiges und vor allem spannendes Prog-Meisterwerk abzuliefern.
Tracklist „In The Passing Light Of Day“:
1. On A Tuesday
2. Tongue Of God
3. Meaningless
4. Silent Gold
5. Full Throttle Tribe
6. Reasons
7. Angel Of Broken Things
8. The Taming Of A Beast
9. If This Is The End
10. The Passing Light Of Day
Gesamtspielzeit: 71:00