Das wohl berühmteste finnische Aushängeschild in Sachen Symphonic Metal, NIGHTWISH, meldet sich mit einem Best Of zurück, um laut Mastermind und Keyboarder Tuomas Holopainen die Zeit zu überbrücken, da anscheinend die Kreativität nicht so sprudelt wie gewohnt und um sich eine Verschnaufpause bis zum nächsten Album zu verschaffen. Ehrlichkeit macht sympathisch und da die Idee vom Label kam, konnte man sich wahrscheinlich sowieso nicht wehren.
„Decades“ wurde diese musikalische Zusammenstellung, die in remasterter Version daher kommt getauft und umfasst 22 Jahre Musikgeschichte mit einer Menge Höhen doch auch einigen Tiefen sowie Mitgliederwechsel. Vollgepackt mit 22 Songs liefern die Finnen einen üppigen Überblick über ihr mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes Schaffen. Greatest Hits sind natürlich gern ein Streitthema, braucht man das, wenn man sowieso alle Alben hat oder `Geil, endlich alle Hits auf einer Scheibe vereint!`. Leicht dürften es die Nordländer nicht gehabt haben, aus acht Studioalben die Songs auszuwählen, zu groß ist doch die Auswahl an phantastischen Gustostückerl. Des Weiteren soll auch jede Dame, die bisher am Mikro stand, nicht zu kurz kommen.
NIGHTWISH wären nicht NIGHTWISH, wenn „Decades“ nicht opulent starten würde und so darf Floor Jansen bei dem 24 Minuten Monumental Werk „The Greatest Show On Earth“ den Anfang machen. Gut gewählter Opener, der zeigt, wie sich die Band weiterentwickelte und sich zu der Bombast-Hollywood Metal Formation entwickelten die sie heute sind. Floor darf natürlich noch ein paar Mal ihr Können beweisen, so beim mystischen „Élan“ und „My Walden“. Da „Endless Forms Most Beautiful“ das bisher einzige Album mit der Niederländerin ist, begnügt man sich mit diesen drei Nummern von der neuesten Veröffentlichung.
Als nächstes darf Sängerin Nummer zwei ran, Anette Olzon, die von 2007 bis 2012 für die Vocals zuständig war und die Alben „Dark Passion Play“ und „Imaginaerum“ einsang. Anette, die sich stimmlich doch sehr von ihrer Vorgängerin Tarja unterschied, trat kein leichtes Erbe an, kann aber auch auf einige Hits zurückblicken. So wären „Storytime“, „I Want My Tears Back“, bei dem Marco Hietala stimmlich aufzeigt, von der zweiten Zusammenarbeit mit Anette erwähnenswert. Etwas monumentaler dann schon „Amaranth“ und „The Poet And The Pendulum“ vom Debüt der schwedischen Sängerin.
Die restlichen Songs stammen von einer gewissen Tarja Turunen, ihres Zeichens die wohl bekannteste Stimme von NIGHWISH und wohl die Frau, der ein Großteil der Fans heute noch nachtrauert. Fünf Alben und unzählige Klassiker gehen auf das Konto der finnischen Sopranistin und Songwriterin, somit die bisher am längsten aktivste Sängerin in der Band-Geschichte. Daher auch kein Wunder, dass man von Tarja 15 Kompositionen auswählte. Songs vom Beginn der Karriere wie „Elvenpath“ oder „Carpenter“ funktionieren auch nach 20 Jahren noch genauso gut wie „Wish I Had An Angel“ oder „Nemo“ vom Meisterwerk „Once“. Weitere Klassiker gefällig? „End Of All Hope“, „The Kingslayer“ und das gefühlvolle „Dead Boy’s Poem“ sind weitere Schmankerl aus der Historie. Den Abschluss bildet „Nightwish“, das als Demo draufgepackt wurde und die Anfangszeiten veranschaulicht. Jeder beginnt mal klein.
NIGHTWISH veröffentlicht eine feine Zusammenstellung ihres 22-jährigen Schaffens, dass Neuentdeckern sicherlich einen schönen Überblick bietet. Besonders fein ist es, wenn man die drei Damen am Mikro miteinander vergleicht, da jede ihren eigenen Stil hat und die Band auf ihre Art prägte. Über die Songauswahl könnte man noch streiten, da man doch ein paar Klassiker wie „Stargazers“ oder „Walking In The Air“ wegließ, spricht jedoch für die Band so einen Songkatalog in petto zu haben.
Tracklist „Decades“:
1. Cd 1: The Greatest Show On Earth
2. Élan
3. My Walden
4. Storytime
5. I Want My Tears Back
6. Amaranth
7. The Poet And The Pendulum
8. Nemo
9. Wish I Had An Angel
10. Cd2: Ghost Love Score Slaying The Dreamer
11. End Of All Hope
12. 10th Man Down
13. The Kinslayer
14. Dead Boy’s Poem
15. Gethsemane
16. Devil & The Deep Dark Ocean
17. Sacrament Of Wilderness
18. Sleeping Sun
19. Elvenpath
20. The Carpenter
21. Nightwish (demo)
Gesamtspielzeit: 142:31