HEILUNG ist ein deutsch-dänisches Band-Projekt das sich seit 2014 dem Neo-Folk widmet. Dafür basieren die Texte auf Original-Artefakten aus Eisen- und der Wikingerzeit. Das Trio Kai Uwe Faust, Christopher Juul und Maria Franz veröffentlichte 2015 das Debüt „Ofnir“, und die hier vorliegende Platte „Lifa“ ist der Live-Mitschnitt vom Castlefest 2017.
Man hört erst einmal viel Publikumslärm und eine Art rituelle Ansprache, und mit Hornklängen geht man in den musikalischen Teil über. Und ab den ersten Tönen stellt sich schon eine rituelle Atmosphäre ein. Es werden keinerlei moderne Instrumente verwendet, sondern nur urtümliche Klangwerkzeuge, wie sie anno dazumal eingesetzt wurden. Der Fokus liegt auf den Gesängen, und die klingen traditionelle Stammes- oder Schamanengesänge – kehlige Stimmen und dynamische Chöre, bei denen man oft einmal den Eindruck hat, dass damit die Leute auch auf den Kampf eingestimmt werden. Ergänzend gibt es noch Geräusche aus Wald und Flur, wie etwa Wolfsgeheul, Vogelgezwitscher oder Käuzchenrufe. Ab diesem Zeitpunkt verschwindet auch die vom Publikum erzeugte Lärmkulisse, und man kann sich gut vorstellen, wie alle andächtig lauschen. Nicht immer wird in einer für uns unverständlichen Sprache gesungen. „Carpathian Forest“ ist der einzige englische Titel und kommt mit tiefem, kehligen Sprechgesang. Meist übernehmen zwar die Herren den Gesang, aber bei „Krigsgaldr“ erklingt erstmals die schöne, klare Stimme von Maria Franz. „Fylgija Ear / Futhorck“ ist teilweise in deutscher Sprache gehalten, und hat einen etwas modernen Text für so ein altertümliches Album, soweit eben der knarzige Gesang zu verstehen ist. Gesanglich wird jedoch öfter etwas experimentiert, und speziell bei „Othan“ macht man sich schon Sorgen, ob der Vocalist das überlebt, dermaßen krächzend und erstickt hört sich das an. Alle Tracks sind von viel frenetischem Beifall umrahmt, wodurch man sich oft mitten im Geschehen fühlt. Man wird nach und nach immer mehr in den Bann dieser mit einfachsten Mitteln erzeugten Musikwelt gezogen, und irgendwann rückt die Realität in weite Ferne.
Bei der Musik von HEILUNG muss man sich definitiv Zeit nehmen, intensiv zuhören und dabei die Phantasie spielen lassen. Ein gewisses Interesse an Geschichte und dem Leben, wie es vor vielen Hundert Jahren geführt wurde, ist sicher auch empfehlenswert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Live-Ritual der Gruppe ein umwerfendes Erlebnis ist, aber man kann auch auf diese Platte zurückgreifen und sich mystisch verzaubern lassen.
Tracklist „Lifa“:
1. Opening Ceremony
2. In Maidjan
3. Alfadhirhaiti
4. Carpathian Forest
5. Krigsgaldr
6. Hakkerskaldyr
7. Fylgija Ear / Futhorck
8. Othan
9. Hamrer Hippyer
Gesamtspielzeit: 75:23
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