IHSAHN - Àmr
IHSAHN
Àmr
(Black Metal | Progressive Metal)

 


Label: Candlelight Records
Format: (LP)

Release: 2018


Er zählt wohl als einer der experimentierfreudigsten seiner Sorte. Als Sänger der Black Metal Pioniere EMPEROR ohnehin schon einem größeren Publikum bekannt, hat sich der unermüdliche Workaholic auch mit seinem Soloprojekt einen beachtlichen Ruf erspielt. Die Unterschiede zu EMPEROR sind bekannterweise recht groß und werden immer größer. Im Pressetext zur aktuellen IHSAHN-Veröffentlichung „Àmr“, wird nichts weniger als sein „extremstes Abweichen von seinem Black Metal Wurzeln“, und sein „zugänglichstes Album“ angekündigt. Ersteres ist konsequent, zweiteres lässt eher aufhorchen. Simple Gefälligkeit war – zumindest bisher – noch nie das Ziel. Oder man hätte zumindest nichts davon gemerkt.

Der Pressetext verspricht wie so oft mehr als dann tatsächlich Sache ist. Von den Black Metal-Wurzeln ist zwar kaum mehr etwas da (was aber eigentlich auch wurscht ist, sonst würde man ja EMPEROR hören), aber so richtig übertrieben zugänglich ist „Àmr“ nicht, eigentlich ist es so ziemlich das Gegenteil. Der einzige Rote Faden, neben IHSAHN’s markanter Stimme, ist der anarchistische Einsatz von Synthies. Die sind nämlich ab der ersten Sekunde des Albums da. Und zwar sowas von da. „Lend Me The Eyes Of Millenia“ baut auf einem kurzen, extrem dominanten Synthie-Loop auf, über den zunehmend mehr und mehr Instrumente gelegt werden, und der nach einem Aufbau über fast sechs Minuten den Song auch wieder beschließt. Spannend, ja, aber leichte Kost ist etwas anderes.
Überhaupt folgt kaum etwas einem einfachen Muster. Ist der Gitarrenriff einfach, tobt man sich in der Rhythmusfraktion aus und synkopiert was das Zeug hält. Und ist die Rhythmusfraktion brav, geht’s eben woanders zu. Mit Tobias Ørnes Andersen (ex-LEPROUS, SHINING) am Schlagzeug und Fredrik Åkesson (seit „Watershed“ bei OPETH) an der Gitarre hat IHSAHN aber auch die richtigen Gastmusiker dafür. Zweiterer übrigens nur für den Song „Arcana Imperii“. Für den Rest der beeindruckenden Gitarrenarbeit sorgt IHSAHN selbst.

„Àmr“ bietet über seine knapp 45 Minuten sehr viel Abwechslung. Manche Songs verlieren sich mehr im verspielten Prog Rock, während andere ein deutlich härteres Programm fahren. „Sámr“ fällt unter erstere Kategorie und ist vom Refrain geprägt, der fast schon ins Kitschige abzurutschen droht, bevor es von dem Heavy Metal inspirierten Gitarrensolo schlussendlich hineingeworfen wird. „One Less Enemy“ versöhnt dann wieder jene, die es gerne ruppiger haben. Der Track „Marble Soul“ illustriert dieses Spannungsverhältnis zwischen Kitsch und brettlharten Riffs komprimiert auf vier Minuten. Der Bonustrack „Alone“ ist übrigens ebenfalls eine Erwähnung wert: eine (gelungene) zwölf Minuten lange Vertonung eines Edgar Allan Poe-Gedichts ist tatsächlich nichts Alltägliches. Nicht nur aufgrund des kurzen Drum-Solos.

Fad wird einem mit „Àmr“ sicherlich nicht. Die anarchistisch anmutende Komplexität der Kompositionen kann aber schon recht fordernd sein. Mitunter sogar überfordernd, wenn man sich eher nebenbei berieseln lassen möchte. „Àmr“ verlangt Aufmerksamkeit. Und die schrillen Synthies fordern diese auch ein. Das ist sicherlich nicht jedermanns bzw. -fraus Sache. Auf Pressetexte ist eben kein Verlass. Aber andererseits sollte man bei IHSAHN schon wissen, worauf man sich einlässt.

 


Tracklist „Das Seelenbrechen“:
1. Lend Me The Eyes Of Millenia
2. Arcana Imperii
3. Sámr
4. One Less Enemy
5. Where Yoou Are Lost And I Belong
6. In Rites Of Passage
7. Marble Soul
8. Twin Black Angels
9. Wake
Gesamtspielzeit: 43:49


www.ihsahn.com

 

IHSAHN - Eremita
IHSAHN – Àmr
7.5
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