Und da sind sie wieder; VAN CANTO sind bei ihrem siebten Album angekommen. Die A Capella Metaller machten vor zwölf Jahren vor allem mit dem METALLICA Cover „Master Of Puppets“ auf sich aufmerksam. Was wie ein One-Hit Wonder wirkte, entwickelte sich aber immer mehr zum Dauerbrenner, vor allem auf Festivals, aber auch die Alben überraschten stets. Nur das Experimente „Voices Of Fire“, das komplett auf Cover verzichtete und mit Schriftsteller Wolfgang Hardebusch ein gemeinsames Konzept erzählte, war ein Ausreisser.
Doch nun können sich Fans wieder auf eine reguläres Ge-„Raktatakka“ von der deutschen Ausnahmetruppe freuen. Neun neue Eigenkreationen und zwei Cover schafften es auf „Rust In Metal“, das aber mit massiven LineUp Änderungen umgehen muss, denn vor allem der Verlust von Fronter Sly musste kompensiert werden. Mit Hagen Hirschmann (DESILENCE) wurde aber bald ein neuer Mann vorgestellt, außerdem kam Ingo „Ike“ Sterzinger zurück ins Boot und man stellte ihm auch noch Jan Moritz für die tiefen Bass-Vocals zur Seite, womit die Truppe nun zu siebt ist.
Diese glorreichen sieben versuchen auf „Trust In Rust“ Altes und Neues zu verbinden. So will man mit „Back In Lead“ gleich ein dickes Ausrufezeichen setzen, dass man noch im Geschäft ist. Der Track ist für einen Opener aber überraschend sperrig, aber auch dynamisch und bietet ein paar neue Seiten der Band. Hagen kann meiner Meinung hier noch nicht mit Sly mithalten, der Refrain gefällt aber und der Mann kann zumindest seine Vielseitigkeit schon mal unter Beweis stellen. „Javelin“ klingt da schon etwas traditioneller und geht auch besser ins Ohr. Flotter Beat, viele Chören, Inga Scharf trägt mit ihrer starken Stimme viel zur Atmosphäre bei und darf auch mehr Leads übernehmen. Der Titeltrack kommt dann etwas rockiger, haut einen aber nicht unbedingt um, die Single „Melody“ geht dann wieder heavier nach vorne und liefert einen ruhigen Mittelteil der etwas an BLIND GUARDIAN erinnert. Was immer wieder hervorsticht sind die mundgemachten Soli, die vor allem Mastermind Stefan immer wieder sehr kreativ einbindet. Etwas verträumter und mit Fantasy-Unterton kann Inga in „Neverland“ wieder gewaltig punkten. Mit „Desert Snake“ wagen sich VAN CANTO dann komplett aus der Komfort-Zone, den in dem heavy Geschoss gibt es erstmal Growls, die Hagen gut meistert und zusätzlich ziemlich aus sich rausgeht. Aber auch sonst gibt es überraschende Mundakrobatik und unübliche Rhythmen. Ein interessanter Track, der zeigt, dass die Truppe noch immer ein paar Asse im Ärmel hat. „Darkest Day“ wird seinem düsteren Titel gerecht, hat aber auch ein paar positive Melodien zu bieten, ehe „Inifinty“ die eingängige Power Metal Keule herausholt. Im Finale „Heading Home“ geht es recht pathetisch zu, die Chöre gefallen und hier trauen sich VAN CANTO zum zweiten Mal in ihrere Karriere komplett in A Capella, also ohne Drums und Percussion zu arbeiten. Sehr stark!
Aber nun zu dem Teil, den viele Fans am Spannendsten finden: die Cover! Die könnten nicht verschiedener sein. Gemeinsam haben die Songs aber auf jeden Fall, dass sie beide echte Klassiker sind. Zu „Hells Bells“ braucht man wohl nicht viel sagen. Der AC/DC Hit ist wunderbar umgesetzt und Hagen macht den Bon Scott ziemlich gut. „Ride The Sky“ darf dann auf HELLOWEEN Original-Member Kai Hansen zurückgreifen, der sich aber nur im Refrain zu Wort meldet, während Inga den Rest übernehmen darf. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber doch gut umgesetzt.
Als Bonus gibt es dann noch einige Klassiker in orchestraler Version. Also nix A Capella sondern ausschließlich Orchester und die beiden Fronter, was die Tracks in ein interessantes neues Licht rück.
Ein Fazit ist nicht einfach. VAN CANTO haben hier wieder ein gelungenes Album abgeliefert, das zeigen, dass man wahrscheinlich noch ewig weiter machen kann und immer wieder Ideen hat um die A Capella-Richtung weiter leben zu lassen. Der Wow-Effekt ist schon lange verpufft und „Trust In Rust“ ist wahrscheinlich auch nicht das stärkste Album der Geschichte und der Sängertausch wird auch einigen Fans wehtun. Aber Fans und Leute, die jetzt neugierig geworden sind, sollten dem Ganzen eine faire Chance geben.
Tracklist „Trust In Rust“:
1. Back In The Lead
2. Javelin
3. Trust In Rust
4. Ride The Sky (HELLOWEEN)
5. Melody
6. Neverland
7. Desert Snake
8. Darkest Days
9. Infinity
10. Hells Bells (AC/DC)
11. Heading Home
Gesamtspielzeit: 51:21