So groß sind wir ja nun auch wieder nicht

KADAVAR sind nach wie vor auf Kurs nach oben. Das sympathische Trio aus Berlin hat aktuell wieder eine Menge Spaß auf den Bühnen dieser Erde und präsentiert demnach auch mit „Live In Copenhagen“ ein neues und authentisches Live-Album. Wir trafen uns mit der Truppe und sprachen mit Drummer Christoph „Tiger“ Bartelt über aktuelle und zukünftige Themen der Classic Rocker.


Berlin war schon irgendwie Schuld daran, dass es uns gibtTiger


Seit ihr jetzt schon länger auf dem Festival hier oder gerade angekommen?

Ich bin heut Mittag aufgestanden, da waren wir glaub ich schon ein bisschen da. Ich habe jetzt noch nicht so viel Zeit gehabt irgendwie viel herumzugucken, aber wir sind ja schon zum dritten Mal hier, also ich weiß wie es ausgelegt ist. Ich wollte jetzt nochmal auf den Plan gucken, ob da noch irgendwas für mich dabei ist heute.

 

Wie läuft die Tour und Festival Saison heuer?

Also ich würde sagen, wir haben eigentlich einen ganz guten Sommer hinter uns. Das meiste ist schon vorbei. Wir haben jetzt noch die letzten Shows vor uns. Heute spielen wir hier am Summer Breeze, wie gesagt das dritte Mal, dann fliegen wir nach Kolumbien für eine Show und spielen dort am Rock In The Park Festival, das ist glaub ich eines der größten Festivals in Lateinamerika und dann müssen wir nochmal zurück einen Tag später und haben hier noch eine Show. Dann ist es erstmal vorbei.

Klingt anstrengend!

Ja das rückfliegen ist immer noch anstrengender als das hinfliegen. Aber ja, es war auf jeden Fall ein guter Sommer.

Ihr seid jetzt hier auf einem riesigen Festival, ich kann mich erinnern vor einigen Jahren, habe ich euch in meiner Heimatstadt Linz gesehen in der Kapu. Das ist ein so ganz kleiner Club. Wie ist der Unterschied jetzt, da ihr über die Jahre so schnell gewachsen seid, wie fühlt sich das jetzt an?

Also für uns fühlt sich das eigentlich gar nicht so schnell an, als das von außen aussehen mag. Ich bin ja jetzt mittlerweile auch seit acht Jahren aktiv, seit 2010 eigentlich und es hat bis 2012 gedauert, bis dann Mal ein bisschen was passiert ist. Aber wir haben klein angefangen in Kellern und kleinen Löchern, haben auf dem Boden geschlafen, bis wir dann irgendwann mit Hotelzimmern angefangen haben und unsere ersten Leute mit in die Crew genommen haben und das hat sich immer so ein bisschen weiter entwickelt, sodass wir auch Zeit hatten uns daran zu gewöhnen.
Manchmal denkt man ja so von außen, bei manchen Bands geht das mit dem Erfolg relativ schnell und dann ist es auch schwierig, sich daran zu gewöhnen. Ich fand bei uns war genug Zeit dafür da und so groß sind wir ja nun auch wieder nicht.

Es gibt nach wie vor kleine Club Shows, zum Beispiel waren wir in Prag letztes Jahr und haben vor 90ig Leuten oder so gespielt. Es ist nicht immer so wie in unserer Heimatstadt wo wir die letzten zwei Mal in der Columbiahalle gespielt haben vor 2000 Leuten. Es gibt eine gewisse Range.

Gerade zu Österreich habt ihr ja auch von Anfang an eine Verbindung gehabt. Ihr hattet ja auch einen Österreicher dabei, wie ist das eigentlich passiert?

Dass er ausgestiegen ist?

Ja und wie habt ihr euch kennen gelernt?

Also wir alle drei sind aus verschiedenen Ecken nach Berlin gezogen. Er aus Österreich ich aus Münster und unser Sänger aus Eisenach, Kreuzburg bei Eisenach. Also eigentlich ganz viele Leute aus Deutschland und auch aus allen anderen Ländern ziehen nach Berlin, weil sie sich so ein bisschen was davon erhoffen. In der Großstadt Leute kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und vielleicht auch ein bisschen frei zu drehen was man auf dem Dorf nicht so kann und das war bei uns allen so. Wir haben zu Hause nicht so richtig gesehen, wie sich das weiterentwickeln kann, wie man sich ausleben kann und so mit irgendwelchen diffusen Vorstellungen sind wir dann alle nach Berlin gegangen und wollten Musik machen und etwas erleben und so haben wir uns dann irgendwann getroffen.

Wie du gesagt hast hat es ja einen Wechsel gegeben. Wie seid ihr dann auf Simon gekommen?

Wir haben unsere erste Tour 2012 zusammen gespielt mit seiner alten Band. Christoph kannte die Band schon so ein bisschen vorher, ich noch nicht so richtig und wir haben uns dann eigentlich kennen gelernt und die Tour war super und wir haben uns mit den zwei Bands gut verstanden. Es war viel Chaos, aber auch viel Spaß dabei und es war dann quasi die Entscheidung für uns schon gefallen, dass wir demnächst eine relativ lange Osteuropa Tour machen würden, die ging einen Monat und wirklich überall durch Länder in denen wir vorher noch nie waren und da hatten wir irgendwie noch zum Ausdruck gebracht, dass wir da noch irgendwen bräuchten der fährt und da hat Simon gesagt „könnte ich ja eigentlich machen“. So haben wir uns dann besser kennen gelernt und dann war Simon eigentlich so halb als Fahrer dabei und als Musiker kannten und schätzten wir ihn bereits und irgendwann so Ende 2012, Anfang 2013 als wir dann die zweite Platte fertig geschrieben haben, hat es so ein bisschen gekriselt bei uns und da ist Philip dann ausgestiegen als Resultat dessen und dann haben wir eigentlich direkt an Simon gedacht, ob er einsteigen möchte.

KADAVAR - Christoph "Tiger" Bartelt

Die Chemie in KADAVAR ist jetzt super?

Ja könnte man so sagen.

Euer letztes Album heißt ja „Rough Times“ gab es denn schwere Zeiten oder worauf ist das bezogen?

Also ja ich fand tatsächlich die Zeit schwierig für uns, da es immer schon so ein großes Ding ist ein Album zu machen und man will den Leuten ja auch was bieten und keinen Scheiß machen, aber das ist so wenn man am Anfang von so einem Projekt steht, schon auch immer eine große Überwindung, dass das Eis dann bricht und man weiß wo man überhaupt hin will. Irgendwie war dann auch 2016/2017 in der Welt eine etwas unruhigere Zeit und das hat da auch mit rein gespielt. Letztendlich, ich lese auch immer – da ein Schmetterling (zeigt Richtung Schmetterling) – für mich ist der Titel auch irgendwie… man sieht ja auf dem Cover, dass da jemand in der Sonne liegt. Es hat ja vielleicht auch etwas das man nicht ganz so ernst sehen darf, denn uns geht es ja eigentlich noch immer ganz gut. Aber auch das fand ich interessant an dem Titel.

Die Kritiken waren ja großteiles sehr gut, aber es gab auch hier und da ein paar kleinere Beschwerden ob der Entwicklung. Wie seht ihr das? Es ist ja doch ein bisschen anders zu den Vorgängern.

 

Wie haben sich die Leute denn beschwert? Zu hart oder zu modern?

Zu anders glaube ich. Es ist oft schwer für Leute die gewisse Alben schon kennen oder einen gewissen Stil und die Weiterentwicklung dann nicht mögen.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das so im Rahmen bewegt, also das wir schon auch viel Lob dafür bekommen haben und deswegen… also ich finde das okay. Ich kann es auch nachvollziehen, wenn Leute das erste Album besser finden als das letzte. Ich bin selber eigentlich auch so ein Mensch. Es gibt viele Sachen worüber man jetzt reden könnte. Also das erste Album einer Band, das ist einfach so ein Statement das dich auf die Spielfläche bringt und deswegen sind dann auch viele erste Alben so gut, weil man etwas Unverbrauchtes mit hinein bringt und wenn man unverbraucht bleiben will, dann muss man auch irgendwie für sich selber ausloten was man denn eigentlich entwickeln will, sodass man eben nicht immer das Gleiche macht. Wenn man das probiert, dann kann das natürlich nicht immer jedem gefallen, aber ich bin mit dem Album tatsächlich sehr zufrieden gewesen am Ende.

Wie gesagt, die Kritiken waren großteils sehr großartig, eigentlich bei jedem Album von euch. Seid ihr da extreme Arbeitstiere oder geht euch das relativ leicht von der Hand, solche großartigen Alben immer zu veröffentlichen?

Ich finde das schon schwierig und man braucht als Künstler auch wirklich immer wieder mal Pausen. Man versteht auch nicht immer warum man jetzt zwei Monate lang keine Note schreiben kann, aber das ist manchmal so. Man muss dann lernen das zu akzeptieren eben auch nichts zu tun, wenn dabei nichts herauskommt. Aber man muss sich darauf verlassen, dass der Moment irgendwann kommt. Das heißt dann natürlich auch immer viel Stress, weil wenn es dann gekommen ist, dann ist es meistens schon relativ spät und das war dieses Mal auch wieder so. Dass wir relativ konzentriert wieder alles auf den Punkt gemacht haben. Wir haben uns vorher noch ein Studio gebaut, Anfang 2017 von Januar bis März, und dann haben wir so von März bis Mai eigentlich die Songs geschrieben, Demos aufgenommen und dann im Mai sofort nochmal aufgenommen und dann aber richtig. Als wir soweit waren hat es dann echt auch Spaß gemacht, weil wir mussten ja Ende Mai abgeben. Es war schon alles knapp, viel Stress und der Ausgang war tatsächlich für mich auch ungewiss. Es gibt auch so immer wieder Momente in denen man zweifelt, ob man es überhaupt nochmal hinkriegt, aber bisher kam dieser Zeitpunkt zum Glück immer.

Der Vorgänger hieß ja „Berlin“ und wie du sagst ihr seid ja alle gar nicht direkt aus Berlin. Wieso dann diese Huldigung an diese Stadt?

Ja weil schon irgendwie Berlin auch dafür verantwortlich ist, dass es KADAVAR. Dass wir uns da irgendwie so zusammengewürfelt haben und für mich war das auf jeden Fall eine ganz, ganz wichtige Entscheidung in meinem Leben, dahin zu ziehen und nochmal die Karten neu zu mischen. Es wirklich noch einmal ernsthaft zu probieren seinen Traum zu verfolgen und nicht einfach irgendwas zu studieren und irgendeine Arbeit zu machen, die einem eine gewisse Sicherheit im Leben gibt und naja, dass das für uns geklappt hat das hat halt auch mit Berlin zu tun. Die Huldigung hat auf jeden Fall seine Berechtigung.

 

Ist nachvollziehbar! Jetzt gibt es ein Live Album, das habt ihr gerade erst angekündigt. Was kann man da erwarten?

Es ist ja auch unser zweites bereits und ich habe jetzt nochmal zwischen gehört. Es sind ja auch vier Jahre ins Land gegangen. Wir waren damals glaub ich noch relativ – also im Vergleich zu jetzt – in den Kinderschuhen, würde ich sagen. Ich fand zwar auch, dass es eine gute Show war in Antwerpen, also für die Zeit, eine meiner liebsten von der Tour. Aber ich glaube für Leute die sich wirklich mit unserer Musik beschäftigen und viel hören, die werden das schon merken, dass da irgendwie nochmal eine andere Energie drin steckt. Es sind natürlich auch einige Songs drauf, die es beim letzten Live-Album noch nicht gab und Kopenhagen war für uns immer eine besondere Show. Jedes Jahr eigentlich wenn wir da waren. Nicht die größte, Kopenhagen hat ja nicht so viele Einwohner, aber dafür mögen wir die Stadt ziemlich gerne und die Leute sind cool und irgendwie waren die Shows dort immer ziemlich intensiv und das war es dieses Jahr auch wieder. Wir waren zum dritten Mal beim Pumpehuset, da hatten wir uns schon im Vorfeld gefreut. Ich wusste, dass wir die Show aufnehmen, ich hab es den anderen nicht gesagt, damit sich keiner zu sehr auf die Finger kuckt. Ich weiß nicht, ob das was geholfen hat am Ende, aber ich glaube die Show hatte auf jeden Fall ziemlich viel Power.

Ich bin schon gespannt. Gibt es dann noch weitere Tour-Pläne nach der Festival Saison für KADAVAR?

Also ja, wir machen jetzt dann ein bisschen Urlaub und dann fangen wir Anfang September mit den Tourvorbereitungen an und gehen Mitte/Ende Oktober sechs Wochen auf Tour. Wir kommen auch ganz am Ende nach Österreich. Ich hab jetzt gerade die Daten nicht im Kopf, wir kommen jedenfalls nach Österreich und spielen in ganz Europa. Wir haben MONOLORD diesmal dabei, also ein Zweier-Package, was ich auch mal ganz entspannend finde. Dann liegt auch jede Band gut in der Zeit, die Vorband kann länger spielen und die Leute sind nicht so kaputt schon am Ende.

Wenn ihr auf einer sechs Wochen Tour ward und wieder nach Hause kommt, wie kommt ihr da wieder runter? Gibt es da spezielle Rituale?

Es ist für mich jetzt einfach geworden, weil ich Papa bin seit einem Jahr, da kommt man dann automatisch sofort an, unvermeidbar. Aber das war früher schon schwierig, weil wenn man so einen getakteten Tagesablauf hat, wochenlang der Tourmanager einem sagt, was man zu tun hat. Man muss bei einer Tour nur so kucken, dass man abends halt seine Energie gebündelt hat und ansonsten gibt es jeden Tag um die gleiche Zeit Essen und man ist jeden Tag wo anders. Also sehr abwechslungsreich, aber doch sehr getaktet. Wenn man dann auf einmal wieder an einem Ort ist und man sich selber organisieren muss, das dauert schon ein paar Tage. Wie man das macht? Im Bett liegen und Fernsehen, war früher so mein Rezept. Erst mal einfach gar nichts machen, ein paar Tage.

Du sagt ja es kann passieren, dass ein zwei Monate gar kein Track geschrieben wird, aber seid ihr sonst eigentlich ständig am Schreiben, normalerweise?

Ja mittlerweile schon, seit wir unser Studio haben probieren wir natürlich die Möglichkeiten auch zu nutzen, um sagen wir mal, diesem großen Stress am Ende vorzubeugen. Also wir jammen viel und probieren so Sachen aus. Es ist jetzt, würde ich sagen, noch nicht ganz so verbindlich, wie es dann am Ende ist, aber es ist toll zu sehen, dass ganz andere Sachen entstehen, wenn man mal einfach so ins Blaue macht. Meistens kommen dann so in einer Stunde ein, zwei Sachen raus, wo man denkt, okay das hat irgendwie gut gepasst und daran kann man weiter arbeiten. Das ist schön, dass wir das jetzt machen können. Vielleicht wird das am Ende auch so ein Ding, das die neue Platte charakterisiert. Es war halt viel so aus dem Moment und gerade machen was dann halt am Ende noch so passiert, wenn es in die heiße Phase geht, wer weiß das schon.

 

Gibt es schon Pläne, wann die heiße Phase für KADAVAR sein soll?

Ja, Anfang 2019.

Das war es eigentlich schon wieder. Vielen Dank! Gibt es noch etwas das ihr loswerden wollt?

Ja Ich hab ja schon gesagt, dass wir nach Österreich kommen, dass würd ich dann nochmal betonen wollen. Wie gesagt, Daten müssen wir kucken. Da freuen wir uns auf jeden Fall drauf und hoffen, dass alle Leser die beim letzten Mal dabei waren oder vielleicht noch nicht dabei waren kommen, und dass wir ein schönes Konzert zusammen machen.

KADAVAR - Christoph "Tiger" Bartelt

 

 


Homepage KADAVAR:

KADAVAR - Christoph "Tiger" Bartelt

Band-Biografie (Quelle Wikipedia)
Kadavar ist eine deutsche Rockband aus Berlin und wurde im Jahr 2010 gegründet. Sie wird den Stilrichtungen Proto-, Stoner- und Psychedelic-Rock zugerechnet. Die aktuelle Besetzung besteht aus drei Mitgliedern. Der Grundstein zur Band wurde von den als Kern der Band geltenden Musikern Philipp „Mammut“ Lippitz an der Gitarre und Schlagzeuger Christoph „Tiger“ Bartelt gelegt. Diese begannen im Jahr 2010 zusammen zu spielen. Nach wenigen Proben stieß Christoph „Lupus“ Lindemann dazu, der ursprünglich den Part des Bassisten und Sängers besetzen sollte, sich aber bald für die Gitarre entschied. Mehr auf: Wikipedia
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