Pete Agnew wagt einen Neuanfang. Als letztes Gründungsmitglied von NAZARETH, veröffentlicht er zum 50. Geburtstag der britischen Legende das neue Werk „Tattoed On My Brain“ und verewigt somit zum ersten Male den gar nicht mehr so neuen Sänger Carl Sentance auf einer Platte. Ob das nun marketingtechnisch die beste Entscheidung ist, muss der Fan selbst entscheiden, denn Aussagen wie „Cover-Band“ oder „das ist gar nicht mehr NAZARETH“ kann man da schon irgendwie nachvollziehen. Nicht umsonst haben THIN LIZZY aus Respekt den Stecker gezogen und unter anderem Namen weitergemacht, während RIOT zumindest den Namenszusatz „V“ angefügt.
Aber gut, das soll auch nicht das zentrale Thema sein, denn das ist hier nach wie vor die Musik. Fangen wir da bei Carl an. Der Mann hat schon einige Referenzen mit Don Airey, Dario Mollos CROSSBONES, PERSIAN RISK, KROKUS und der leider nie zur Vollendung gekommen Arbeit mit Geezer Butler (BLACK SABBATH). Zudem zeigt der Waliser, der zur Gründung von NAZARETH gerade mal sieben Jahre jung war, bereits seit 2014 live, dass er durchaus ein würdiger Nachfolger für Dan McCafferty, der leider gesundheitsbedingt das Handtuch werfen musste, ist. Und auch hier liefert der Mann passabel ab und versucht nicht auf Biegen und Brechen seinem legendären Vorgänger nachzueifern, sondern bringt seinen eigenen Vibe in den Sound der Band.
Musikalisch bewegen sich die Briten auf bekanntem und abwechslungsreichem Terrain. Mal mit traditionellem Classic Rock, dann auch gerne mal leicht punkig („Tatooed On My Brain“), gemütlich mit einem Schuss AOR („Rubiks Romance“) oder auch in Blues- und Country-Gefilden („Pole To Pole“, „Push“) spielen sich die alten Herren leichtfüßig durch das anständige Material, das Spaß macht und man merkt auch, dass die Herren nach wie vor mit Leib und Seele dabei sind. Es darf aber auch mal heavier gerifft werden, wie das eröffnende „Never Dance With The Devil“ und das funkige „Crazy Molly“ zeigen. Im Gegensatz dazu liefert man in „Silent Symphony“ und „Don´t Throw Your Life Away“ etwas Classic-Rock Bombast in Richtung LED ZEPPELIN ab.
NAZARETH haben mit „Tatooed On My Brain“ ein wirklich gelungenes Stück Classic Rock abgeliefert. Klar, irgendwie geht einem Dan schon ab, aber Carl macht seine Sache wirklich gut und bekommt auch starkes Songmaterial, mit dem er arbeiten kann. Ob man nun diesen Neuanfang unbedingt unter NAZARETH hätte machen müssen, sei dahingestellt. Da es aber bereits seit den 70ern in Schweden eine Truppe namens JERUSALEM gibt, blieb wohl wahrscheinlich keine Wahl.
Tracklist „Tatooed On My Brain“:
1. Never Dance With The Devil
2. Tattooed On My Brain
3. State Of Emergency
4. Rubik´s Romance
5. Pole To Pole
6. Push
7. The Secret Is Out
8. Don´t Throw You Love Away
9. Crazy Molly Master
10. Silent Symphony
11. What Goes Around
12. Change
13. You Call Me
Gesamtspielzeit: 53:32
