Das Koop-Projekt LINDEMANN von Till Lindemann (RAMMSTEIN) und Peter Tägtgren (PAIN und HYPOCRISY) hatten am 08.02.2020 ihre Österreich-Premiere im Gasometer Wien. Das erste Konzert im Land der Alpen war nicht nur ein voller Erfolg, sondern sie konnten auch alle Karten verkaufen und es hieß sold out. Für eingefleischte Fans ist klar, dass ein Live-Konzert mit der zwei Mann starken Band ohne Unterstützung nicht so ganz funktionieren kann, so haben sich die Jungs ein paar Tour-Musiker geschnappt und konnten loslegen. Mit dabei waren Special-Guest JADU und die Snythpop-Band AESTHETIC PERFECTION.
JADU fing pünktlich um 20:00 Uhr an und durfte sieben Songs spielen. Hinter der Band steht nur ein Mastermind und zwar die charmante Dame Jadula Freydank. Sie hat erst 2019 ihr erstes Album „Nachricht Vom Feind“ veröffentlicht, welches in den Medien für die martialischen Symboliken für Aufsehen sorgte. Der Stil befindet sich irgendwo zwischen Popmusik, der Neuen Deutschen Härte und Elementen aus der Klassik. Sie selbst bezeichnet den Stil als „Military Dream Pop“.
Auf Grund der Texte und dem Stil, werden oft Verbindungen zu RAMMSTEIN geschlossen und kann somit als gut gewählte Vorband bezeichnet werden.
Die Bühnenshow per se war nicht sonderlich aufregend, die Bühneninszenierung erinnerte sehr stark an den 2. Weltkrieg, inklusive Rednerpult und vielen Tarnnetzten. Wir hatten dieses mal einen Platz in der Gallery und es war zu Beginn etwas schwer den Text zu verstehen, da es anscheinend ein paar Sound-Probleme gab. Spätestens ab „Uniform“ hatten die Mischer dieses Problem jedoch im Griff und man konnte ein solides Konzert genießen.
Setlist JADU:
Feldzug Berlin
Treibjagd
Uniform
Auf Drei
Weltenbrand
Friedliche Armee
Sirenen & Wagner
Noch skurriler wurde es mit der nächsten Band: AESTHETIC PERFECTION. Ich musste das Genre in Wikipedia nachlesen, da ich mir selbst darunter nichts vorstellen konnte. Laut der Enzyklopädie nennt man das Genre der Jungs Synthpop, EBM beziehungsweise Aggrotech. Wenn ich die Musik selbst beschreiben müsste, würde das so aussehen: Im aller ersten Teil von Matrix trifft Neo auf Trinity in einem Club, die Musik, welche da gespielt wird, entspricht in etwa der Richtung von AESTHETIC PERFECTION.
Genauso haben auch die Zuseher reagiert, es herrschte kaum Bewegung unter den Besuchern und auch AESTHETIC PERFECTION konnte die offensichtlichen LINDEMANN Fans nur schwer motivieren.
Eine sehr gewagte Wahl als Vorband für LINDEMANN, wenn man aber offen für ein anderes Musikgenre ist, so überzeugte die Band doch mit ihrer lockeren Art und dem Getanze auf der Bühne. Vor allem die Lasershow war sehr imposant zu betrachten.
Setlist AESTETHIC PERFECTION:
Gods & Gold
Rhythm + Control
Wickedness
Dark Ages
Never Enough
Live Like Lies
Nun war es aber endlich so weit: LINDEMANN war an der Reihe. Die Vorfreude war den Konzertbesuchern nur so in die Gesichter geschrieben. Ich war vor allem darauf gespannt, warum das Konzert mit „ab 18 Jahre“ betitelt war und diese Frage wurde auch bereits beim ersten Song „Skills In Pills“ beantwortet. Die Altersbeschränkung bezog sich nicht auf das Auftreten von Lindemann oder Tägtgren, sondern auf die starke pornografische Untermalung in Form der Videos, welche im Hintergrund mitliefen.
So wurden bei „Skills In Pills“ gezeigt, dass man Pillen nicht nur oral einnehmen kann, sondern auch durch alle anderen Körperöffnungen, welche das weibliche Geschlecht vorweist. Auch bei „Ladyboy“ sparte man nicht an Obszönität, so wurde eine Silhouette einer Person gezeigt, welche offensichtlich als „Ladyboy“ betitelt werden konnte, da nicht nur die weiblichen sekundären Geschlechtsorgane vorhanden waren, sondern auch das primäre männliche Organ und zwar in Übergröße.
Dieses Schemata zog sich durch das gesamte Konzert hindurch und es wurde mal etwas schräger und dann gab es Songs, welche fast zur Gänze auf visuelle Untermalung verzichteten. Fotos durften wir nur während den Songs „Frau & Mann“, „Ich Weiß Es nicht“ und „Allesfresser“ machen. Bei diesen drei Liedern kamen kaum Obszönität vor, wenn ich raten müsste, wurde das genau so gewählt, dass wir Fotografen eher den „normalen Part“ des Konzertes ablichteten, damit es post Konzert keinen allzu großen medialen Aufschrei gibt.
Wie man es schon von RAMMSTEIN gewöhnt ist, bezieht Till Lindemann die Fans auch bei LINDEMANN kaum in die Show mit ein. Die einzigen Worte, welche er an in die Besucher richtete, war vor der Zugabe ein „Vielen Dank. Auf Wiedersehen.“ Pyrotechnik oder desgleichen hat man vergeblich gesucht, dafür hatte Lindemann einen persönlichen Bühnensklaven. Jedes mal wenn er sein Mikrofon durch die Gegend warf, kam eine schwarz gekleidete Person, mit einem schwarzen Motorradhelm auf die Bühne. Auf dem Helm war eine Halterung für das Mikrofon angebracht. Dieser sucht das Gerät, steckte es sich auf den Kopf und hockte sich artig neben das Schlagzeug. Hier verweilte die Person so lange, bis Till Lindemann retour kam und das Mikrofon von seinem Helm abnahm. Auch wenn einer der Bandmitglieder Mikrofonständer oder sonstiges Bühnen-Equipment umwarf, hatte der Bühnensklave seinen Auftritt und musste alles wieder in den Urzustand zurücksetzten.
Zu „Platz Eins“ betraten Till Lindemann und Peter Tägtgren ein Gefährt mit einer durchsichtigen Kuppel und ließen sich durch den Besucherbereich kutschieren. Lindemann motiviert währenddessen die weiblichen Besucherinnen, ihre Oberkörper zu entblößen. Eine junge Dame war von dieser Geste so angetan, dass sie entschied, das restliche Konzert auf den Schultern ihres Freundes „oben ohne“ zu verbringen. Sie wurde jedoch getrost von Lindemann ignoriert.
Setlist LINDEMANN:
Skills In Pills
Ladyboy
Fat
Frau & Mann
Ich Weiß Es Nicht
Allesfresser
Knebel
Home Sweet Home
Cowboy
Golden Shower
Blut
Platz Eins
Praise Abort
Fish On
–
Ach So Gern (PAIN Version)
Steh Auf
Gummi
Unter dem Strich gesehen, lief das Konzert genauso ab wie erwartet. LINDEMANN bot eine solide Bühnenshow und schreckt nicht vor der Verwendung von Pornographie und sonstigen in unserer Gesellschaft als anstößig empfunden Obszönitäten zurück. Ich bin schon sehr gespannt was in den nächsten Jahren alles noch von LINDEMANN zu hören ist, das jedes Konzert bis dato sold out war, ist ein gutes Zeichen, dass das Projekt wohl eine längere Lebensdauer haben wird und nicht nach den ersten zwei Alben eingestampft wird.