NIGHTWISH - Human. :||: Nature.
NIGHTWISH
Human. :||: Nature.
(Symphonic Metal)

 


Label: Nuclear Blast
Format: (LP)

Release: 2020


NIGHTWISH sind nach 26 Jahren Bandgeschichte nun bei ihrem neunten, regulären Studio-Album angekommen und obwohl Floor Jansen nun schon als dritte Sängerin der Finnen gut sieben Jahre im Bandgefüge ist, überrascht es doch, dass die Dame hier erst ihr zweites Album einsingt. Tuomas ist aber stets schwer beschäftigt und bietet ja auch immer gerne etwas für das Geld, das man in eine Album der Truppe investiert und so ist „Human. :||: Nature.“ ein Doppelalbum. Doch vorsicht, die zweite Hälfte ist definitiv keine typische Kost der Finnen, aber dazu später mehr.

Apropos untypisch. Die erste Single „Harvest“ sorgte bereits im Vorfeld für Unmut, denn das keltisch angehauchte Akustik-Stück mit Troy Donockle an den Vocals fiel komplett aus der Reihe. Dennoch ist das Stück gut umgesetzt und erinnerte mich dezent an Taten von SUIDAKRA. Doch keine Sorge, das restliche Album schließt relativ gut an „Endles Forms Most Beautiful“ an, geht aber doch auch wieder andere Wege. So merkt man bereits am sehr progressiven und bombastisch ausgefallenen „Music“, das erst nach viel Vorgeplänkel so richtig in Fahrt kommt, dass das Album viel in Richtung Oper, Drama und auch Musical geht. Generell wirkt das neue Album von NIGHTWISH sehr bombastisch und opulent, was natürlich an dem großen Orchester liegt, das man hier nutzt. Floor macht schon jetzt wieder eine sehr gut Figur, zeigt im Verlauf des Albums aber noch weiter, dass sie bisher die beste Wahl für die Band wahr. „Noise“ ist nicht weniger opulent angelegt und kann mit vielen Bandtrademarks, wie düsterem Riffing, bedrohlichen Vocals sowie zuckersüßen Melodien überzeugen. Hier fühlt man sich wieder an einen düsteren Freak-Zirkus erinnert, aber auch die Soundtrack-Komponente, die Holopainen so liebt, kommt hier nicht zu kurz. Beim dynamischen „Shoemaker“ darf dann erstmals Marco Hietala mitmischen, der kommt auf dem aktuellen Werk aber generell recht kurz. Wirklich gelungen ist hier neben der cineastischen Inszenierung auch der Opernteil im letzten Drittel, der kurz für Gänsehaut sorgt. Mit „Pan“ gibt es einen weiteren Song mit viel Liebe zum Detail und Fantasy-Flair, ehe „How´s The Heart?“ sich als neue (Live)Hit-Single mit Folk-Faktor und unheimlich eingängigem, wenn auch etwas schlichtem Refrain, anbietet. Dafür setzt „Procession“ wieder auf viel Orchester, eine hohe Dramaturgie und eindringliche Vocals von Floor. „Tribal“ bietet dann dem Titel enstprechend ausgefallene Süd-Amerikanische Percussions und einen hohen Spannungsbogen sowie einen überraschend hohen Härtegrad. Das überlange Finale beschreitet dann Marc über weite Strecken alleine mit bedrohlichen Vocals und stanpfender Rhythmik. Ein schöner Track, der aber keine sieben Minuten gebraucht hätte. Natürlich tobt sich Tuomas hier wieder an dem Keyboards und dem Orchester gehörig aus. Auch hier gehen NIGHTWISH in Sachen Dramaturgie wieder in die Vollen, was mich eigentlich an dem Album etwas stört, denn Verschnaufpausen und ein paar mehr lockere Hits hätten der Dynamik auf jeden Fall gut getan. Und das bringt mich zum zweiten kleinen Kritik-Punkt…

Die zweite Hälfte mit dem Titel „All The Works Of Nature Which Adorn The World“ ist eine reine Instrumental-Suite mit gesprochenen Parts, das eigentlich mit NIGHTWISH ansich nicht viel am Hut hat. Hier lebt sich Tuomas Holopainen dann komplett aus und bietet einen, zugegebenermaßen vielseitigen und vielschichtigen Epos, der aber unter anderem Namen oder als separater Release sicher besser gepasst hätte, da wahrscheinlich nicht jeder Fan der Band unbedingt auf diese Art von Musik steht und mittlerweile viele Musiker aus dem Metal-Sektor sich schon an ähnliche Projekte gewagt haben, weshalb das Ganze auch nicht in meine Wertung einfließt, sondern einfach als netter Bonus für Soundtrack-Fans gewertet wird.

„Human. :||: Nature.“ ist ein wieder sehr starkes und detailverliebtes Album, das eine Floor Jansen in Bestform zeigt, es hier und da mit Bombast und Dramatik aber etwas zu gut meint und mich einfach nicht so packt wie der Vorgänger. Hier wäre zwischendurch auch mal weniger mehr gewesen, was aber Meckern auf sehr hohem Niveau sein soll. Fans des Vorgängers werden auch mit dem neunten Werk der Symphonic Metal-Institution ihre Freude haben.

 

 


Tracklist „Human. :||: Nature.“:
1. Music
2. Noise
3. Shoemaker
4. Harvest
5. Pan
6. How´s The Heart?
7. Procession
8. Tribal
9. Endlessness
Gesamtspielzeit: 50:33

 


www.nightwish.com

 

NIGHTWISH - Once
NIGHTWISH – Human. :||: Nature.
7.5
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