Tirol entwickelte sich in den letzten Jahren in Sachen härterer Musik zu einem echten Geheimtipp, und immer wieder kann man geniale Bands oder Band-Projekte entdecken. Dies ist auch bei PERCHTA der Fall, und hier verbindet Mastermind Fabio D´Amore (SERENITY) Black Metal mit traditionellen Klängen. Nun hatten wir die Gelegenheit, ihm und seiner mysteriösen Sängerin zum neuen Album „Ufång“, die Verwendung von ungewöhnlichen Instrumenten, sowie die Bedeutung von Dialekten und anderen Themen, ein paar Antworten zu entlocken!
Hallo! Ich freue mich sehr, dir einige Fragen zu stellen!
In Österreich sind ja Perchtenläufe sehr beliebt, das hat aber wohl nichts mit eurem Bandnamen zu tun! Warum habt ihr euch für PERCHTA entschieden?
Perchtenläufe finden seit Jahrhunderten, traditionell in ganz Österreich statt. Die Frau Percht ist aber so gut wie nie Teil dieser Umzüge. Es handelt sich vielmehr um ihre „wilde Jagd“, die durch Bestien, Tier- und Teufelslarven (aufwendig, handgeschnitzte Holzmasken) verkörpert wird, und den Winter inklusive seiner bösen Geister austreiben soll. Die Frau Percht ist die scheinbar unsichtbare, mysteriöse Gestalt, und wird auch als solche verehrt.
Ich hab lange gesucht, aber nichts gefunden. Wer ist die Sängerin, oder soll das ein Geheimnis bleiben?
Ich möchte meine Identität vorerst noch nicht öffentlich bekannt geben, weil ich mich auf die Auslegung der Figur konzentrieren, und auch den öffentlichen Fokus auf die Gestalt der Perchta, richten möchte.
Dominierendes Instrument ist das Hackbrett! Wie kommt man auf die Idee, ein solches Instrument mit Black Metal zu kombinieren?
In Tirol aufzuwachsen heißt, von volkstümlicher Musik umgeben zu sein. Ein besonders typisches Volksinstrument ist dabei das Hackbrett. Diese Musik ist einerseits wunderschön und hat, wie wir finden, ein unterschätztes Potential, das wir erforschen wollten. Dank der hervorragenden Musikerin Theresa Wopfner konnte das, unserer Meinung nach, perfekt umgesetzt werden und gibt somit dem Album, aber auch PERCHTA einen ganz besonderen charakteristischen Klang.
Welche altertümlichen Instrumente wurden sonst noch verwendet?
Zither, Teufelsgeige (traditionelles Percussion Instrument) und Alphorn.
Eure Lieder sind im Dialekt! Warum habt ihr euch dafür entschieden?
Der verwendete Dialekt von PERCHTA orientiert sich sehr stark am Tiroler Unterland (geographische Region zwischen Innsbruck und Salzburg). Er ist gekennzeichnet durch seine relativ weichen Vokale und warmen Sprachmelodien. Österreich, und gerade Tirol, ist gesegnet mit vielen verschiedenen Dialekten, die teilweise sogar UNESCO Kulturerbe sind. Die Wahl der Mundart in unseren Texten soll den Transport von Emotionen ermöglichen, was durch die Verwendung meiner eigenen Alltagssprache gewährleistet wird.
Findet ihr es nicht auch schade, dass viele Dialekte durch die moderne Welt einfach verschwinden?
Ja das finde ich auch, das war einer der Gründe, diesen Dialekt in unseren Projekten weiter leben zu lassen.
Glaubt ihr, dass es wichtig ist, die alten Geschichten in heutiger Zeit zu erzählen?
Ich finde es wichtig, alte Sagen und Volksmärchen für die kommenden Generationen zu erhalten. Natürlich gibt es in der heutigen Zeit viele wichtige Themen, die Erwähnung finden sollten. Wir fokussieren jedoch das künstlerische Schaffen von PERCHTA auf die alpenländischen Themen, mit ihren noch immer relevanten Botschaften. Natur/Naturschutz, Demut, Achtsamkeit sind nur ein kleiner Auszug davon.
In den kommenden Alben werden wir verstärkt auf Überlieferungen und alte Traditionen eingehen.
Wie lange habt ihr an „Ufång“ gearbeitet und gibt es eine besondere Geschichte dahinter?
Die Arbeiten zu „Ufång“ aber auch zu PERCHTA begannen im November 2017. Die Vision gab es bereits Jahre davor. Die Konzepte von „Åtem“ und „Gluat“ entstanden dagegen sehr schnell. „Erdn“ und „Wåssa“ beanspruchten mehr Zeit. Inspiriert durch die Natur in der wir leben dürfen, und auf Grund der engen freundschaftlichen Beziehungen der Bandmitglieder, waren die Demo Aufnahmen der vier Hauptsongs inklusive Konzept der Band PERCHTA bereits Ende 2018 fertig. „Långs“, „Summa“, „Herest“ und „Winta“ wurden bewusst erst in der finalen Produktion aufgenommen. Das Songwriting entstand Wochen zuvor in einer Nacht, und wurde spontan im Studio interpretiert und eingesungen.
Wo holt ihr euch die Inspiration für eure Musik?
Wir dürfen in einem Naturjuwel leben. Umgeben von rauen Felsen, tiefen Wäldern und schneebedeckten Gipfeln war es ein Leichtes, Inspirationen zu finden. Neben der intensiven Beobachtung der natürlichen Eigenschaften der Elemente, die wir in unserer Musik einfangen wollten, ist uns der Ausdruck von Emotionen in jedem einzelnen Lied äußerst wichtig.
Warum habt ihr euch entschieden, zu einem deutschen Label zu gehen?
Prophecy Production wurde auf die Preproduction Version von „Åtem“ aufmerksam, und sah sofort Potential in uns und unserem Konzept von PERCHTA. Wir sind über die Kooperation sehr glücklich, und sehen in diesem Label den geeigneten Partner für die Zukunft.
Wird es diese Lieder auch live zu hören geben?
Das haben wir auf jeden Fall vor. Für den 4. April 2021 ist unser Konzertauftakt am Dark Easter Metal Meeting in München geplant.
Wollt ihr diesen musikalischen Weg weiterverfolgen, und welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Es gibt bereits viele Ideen zu weiteren Alben, aber im Moment genießen wir noch die gelungene Fertigstellung von „Ufång“. Dieses Jahr versuchen wir die Zwangspause, die Covid 19 verursacht, mit dem Ausbau von unserer virtuellen Präsenz auszufüllen. Ein paar Konzerte sind für nächstes Jahr bereits angedacht. Jedoch ist es uns zum jetzigen Zeitpunkt sehr wichtig, hier mit Bedacht auszuwählen, um die Konzerterfahrung auch für uns maximal auszukosten und zu genießen. Im Sinne von Qualität statt Quantität. Touren sind bis auf weiteres für 2021 nicht geplant, da mein Familienleben, und die Arbeit im Gesundheitswesen, einen großen und wichtigen Teil in meinem Leben einnehmen.
Zum Abschluss möchte ich euch noch um ein paar letzte Worte an unsere Leser bitten!
Wir sind überwältigt, wieviel positive Resonanz wir erhalten haben. PERCHTA und unser Debüt mit „Ufång“ entstand mit viel Liebe und Hingabe aus der Tiefe unserer Seele. Euphorie aber auch Schweiß und Tränen flossen in dieses Projekt. Umso mehr freuen wir uns über die Wertschätzung, die uns zu Teil wird. Danke für den Support und das große Interesse an unserem Projekt!
Ich wünsche euch viele Erfolg mit dem neuen Album und alles Gute für die Zukunft!
Vielen Dank für die interessanten Fragen,
Alles Gute, PERCHTA