Thrash Metal ist ganz eindeutig unsere gemeinsame Leidenschaft!

Am 23. Juli veröffentlichen die deutschen Thrash Metaller ERADICATOR ihr neues Album „Influence Denied“. Im ERADICATOR Interview mit Sebastian „Seba“ Stöber erfahrt ihr, was unser Medienkonsum mit dem Albumtitel zu tun hat, wo man den Spirit des Metal findet und wieso sie das Prädikat „old-school“ abgelegt haben.


 

Der Charakter, der es schafft sich dem Einfluss des technologischen Gotts zu entziehen, indem er seine „Puppenstrippen“ löst, sieht als einzigen Ausweg den Tod.Sebastian „Seba“ Stöber

Hi Jungs, wie geht es euch?

Mir geht es sehr gut und soweit ich das auf die Distanz bei den anderen Jungs beurteilen kann, ist es bei ihnen auch der Fall. Wir können die bevorstehende Veröffentlichung natürlich kaum noch erwarten und fiebern dem 23. Juli entgegen. Wir haben sogar demnächst eine Bandprobe geplant – werden also demnächst wieder zusammen „Krach“ machen können. Die Vorzeichen könnten also deutlich schlimmer sein.

Wie unterscheidet sich euer neues Album „Influence Denied“ von den vorangegangenen Alben?

Ich kann ja zum Warmwerden mal mit einer Gemeinsamkeit starten: unsere Fans – und die, die es werden wollen – erwartet eine Thrash Metal Scheibe mit viel Dynamik.

Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, die besten Songs zu schreiben. Nachdem im vergangenen Jahr die meisten Shows abgesagt waren, haben wir die Zeit produktiv genutzt, um die Songs besser werden zu lassen! Es sind kompositorisch ja oft Feinheiten, die entscheiden. Zu Beginn des Songwritings haben wir uns allerdings selbst eine Vorgabe auferlegt. Die Songs sollten wieder etwas härter und aggressiver werden, als zuletzt auf „Into Oblivion“, dabei aber trotzdem nicht zu sehr an Melodie einbüßen. Wir haben uns also zur Aufgabe gesetzt, unsere Stärken herauszuarbeiten.

ERADICATOR - Sebastian „Seba“ Stöber

Außerdem ist das neue Album die erste Zusammenarbeit mit Sebastian „Seeb“ Levermann, der neben seiner Tätigkeit als Frontmann von ORDEN OGAN ein hervorragender Toningenieur, mit inzwischen internationaler Bekanntheit ist. Dass er nur eine halbe Stunde von mir entfernt sein Studio hat und wir uns seit einer gefühlten Ewigkeit kennen, hat ihn außerdem für den Job prädestiniert. Es hat sich gelohnt. „Influence Denied“ ist meiner Ansicht nach das klanglich und musikalisch rundeste ERADICATOR Album geworden!

Man ordnet euch oft in die old school Thrash Metal Ecke ein, dabei habt ihr auf dem neuen Album einige moderne Dynamiken. Wie seht ihr euch selbst?

Wir haben uns beim Songwriting eigentlich noch nie durch Scheuklappen eingeschränkt und auch immer mal wieder genrefremde Inspiration zugelassen. Wichtig war, dass uns die Musik, die wir spielen, selbst gefällt und wir mit Herzblut als Band performen. Thrash Metal ist ganz eindeutig unsere gemeinsame Leidenschaft. Unser Sound und unsere Kompositionen haben sich aber über alle fünf Alben auch immer ein Stück weiterentwickelt. Ich würde mal sagen, dass die Art wie wir Songs schreiben heute nicht mehr ganz so impulsiv ist wie noch vor 10 Jahren. Damit, dass das Prädikat „old-school“ dabei vielleicht nicht mehr ganz so präsent ist wie früher, habe ich kein Problem.

Was sind eure stärksten musikalischen Einflüsse?

Das sind sicherlich die Bands, die uns schon in unserer frühen Jugend inspiriert haben als Band zusammen Musik zu machen. Das hat damals angefangen mit den klassischen Metal Bands á la Priest und Maiden. Schnell sind wir dann aber bei den genreprägenden Thrash Bands gelandet: Die Big Four plus Exodus und Overkill sind auf jeden Fall zu nennen. Aber auch die zweite Welle mit Testament oder Death Angel. Bei den deutschen Veteranen fallen mir als erstes Kreator und Destruction ein. Also vor allem die Bands, die früh für technisch anspruchsvolle Gitarrenarbeit standen und die immer danach strebten ihren Riffs das „Gewisse-Etwas“ zu verleihen.

Wohin wollt ihr euch musikalisch weiterentwickeln?

Ich sehe es rückblickend so, dass unsere musikalische Entwicklung ein stetiger und natürlicher Prozess war und so wird es sich bestimmt auch fortsetzen. Mit jedem Song, den man schreibt und mit jeder Idee, die man wieder verwirft, sammelt man Erfahrung und arbeitet an dem eigenen Gespür dafür, wie man einen guten Song komponiert. Das Impulsive, von dem ich eben gesprochen habe, sollte man aber nicht komplett ablegen. Denn dann kann die Musik auch schnell gekünstelt oder verkopft werden. Uns musikalisch ein von unserem Stil deutlich abweichendes Ziel zu setzen, das würde nicht zu uns und unserer Verbindung zu unserer Musik passen.

Was wolltet ihr mit dem Albumtitel und dem Song „Influence Denied“ zum Ausdruck bringen?

Wir leben in einem Zeitalter, in dem Technik unser Leben in großem Maße beeinflusst. Informations- und Unterhaltungsmedien berieseln uns Tag für Tag. Dabei steht aber nicht im Vordergrund,  die Menschen aufzuklären, sondern diese sind fast ausschließlich davon geprägt, Werbung zu verbreiten.  Das ist einer der Einflüsse, dem es sich aus lyrischer Sicht des Titeltrack zu entziehen gilt. Das ist allerdings nicht mehr so einfach, da wir uns über die letzten Jahrzehnte abhängig gemacht haben und heute gar süchtig nach diesen Einflüssen sind. Das soll auch das Cover in überspitzter Art symbolisieren. Der Charakter, der es schafft sich dem Einfluss des technologischen Gotts zu entziehen, indem er seine „Puppenstrippen“ löst, sieht als einzigen Ausweg den Tod. Okay, das klingt natürlich jetzt ziemlich düster. Wer uns kennt weiß, dass wir ein sehr lebensbejahender Haufen sind. Aber ich denke, die künstlerische Intention wird deutlich (lacht).

Nachdem die meisten Lyrics und Songs für das Album fertig waren, ist uns aufgefallen, dass der Titel den Roten Faden liefert, der die einzelnen Themen der Tracks verbindet. Ein bisschen Interpretationsarbeit möchte ich dem Hörer natürlich auch noch überlassen.

ERADICATOR - Sebastian „Seba“ Stöber

Wer von euch schreibt die Texte der Songs bzw. wie geht ihr vor wenn ein neues Lied entsteht?

Die Texte werden schon von Beginn an immer von mir geschrieben. Selbst zu der Zeit, als ich selber noch nicht gesungen habe. Aber das war noch deutlich vor dem ersten Album. Die Themen, die ich mir vornehme, haben nicht immer einen direkten persönlichen Bezug, aber ich schreibe über das, was mich interessiert, oder in einer besonderen Form fasziniert. Dabei ist mir wichtig, dass die Texte eine gewisse Relevanz haben. Sie sollen den Zeitgeist wiederspiegeln. Bei aller Strenge, die in den gesellschaftskritischen Zeilen liegt, versuche ich aber auch lockere Themen einzubringen, wie hier zum Beispiel im Song „5-0-1“.

Ich gehe mal davon aus, dass deine Frage auch darauf abzielt, was zuerst da war, das Huhn, oder das Ei (lacht). Das ist wirklich von Song zu Song verschieden. Besagter Songtext ist nämlich von 2016 und ich hatte ihn schon fast vergessen, bis ich bei einem Treffen dran erinnert wurde und er perfekt zu einem aktuellen Song passte. Oft ist es aber auch so, dass ich mich schon beim Texten an ein zum Riffing passendes Metrum halte. Andere Textzeilen sind mir schon beim Joggen eingefallen. Ich kann mich dran erinnern, dass der Mittelteil von „Jackals To Chains“ mir mitten im Wald eingefallen ist. Damit ich nicht alles wieder vergesse, bin ich deutlich zügiger als geplant nach Hause gelaufen, um mir die Zeilen zu notieren. Eine Bestzeit war es aber nicht, die hält Pitti, mein Bruder, der ja auch unser Drummer ist.

Was ist euer Lieblingslied vom neuen Album?

Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich kann für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass wir auf jeden Song auf der Platte ultra stolz sind! Aber ich kann mir sogar vorstellen, dass jeder aus der Band einen anderen Song nennen würde. Wenn ich mich festlegen muss, dann würde ich sagen der Opener „Driven By Illusion“. Und das Main-Riff ist nicht mal von mir, sondern von Robb (lacht).

Wie hat sich das vergangene Jahr auf euer Album ausgewirkt?

Den Plan, in der zweiten Jahreshälfte ein neues Album aufzunehmen, hatten wir schon Mitte 2019. Ab diesem Zeitpunkt haben wir mehr oder weniger intensiv an dem neuen Material gearbeitet. Allerdings hatten wir auch recht viele Live-Termine für 2020 geplant. Das wäre echt ein strammes Programm gewesen. Als dann die Gigs alle abgesagt wurden, haben wir die frei gewordene Zeit genutzt, um die neuen Songs zu komplettieren, zu verfeinern, waren dabei aber nicht wirklich unter Zeitdruck. Das war ein sehr entspanntes Arbeiten. Auf die Aufnahmesituation haben sich die Abstandsregeln allerdings ausgewirkt. Durch die flexible Produktion mit Seeb und meine Erfahrungen beim Homerecording, konnten wir die Gitarren komplett bei mir zu Hause aufnehmen. Drums und Vocals haben wir dann mit Seeb im Studio getrackt. So haben wir echt das Beste aus der Situation gemacht!

Gibt es bereits Pläne für Live-Auftritte?

Das Schöne in dem ganzen Chaos ist, dass alle abgesagten Termine nachgeholt werden und wir so im Frühjahr und Sommer 2022 einige ziemlich coole Konzerte spielen. Alles weitere planen wir, sobald es wieder etwas mehr Planungssicherheit gibt. Wir freuen uns aber schon gewaltig drauf, endlich wieder live spielen zu können. Das fehlt uns sehr. Das ist es doch am Ende auch, das den Spirit des Metals ausmacht: Seine Leidenschaft mit anderen Metal-Willigen auf einem Konzert zu teilen.

Auf welchen neuen Song freut ihr euch am meisten ihn Live zu performen?

Das kann ich momentan gar nicht so genau beantworten. Wir müssen die Songs erstmal vernünftig einstudieren (lacht). Das wird noch etwas Übung kosten. Ich kann mir aber vorstellen, dass „Anthropocene“, „Driven By Illusion“ und „Hypocrite“ wegen ihrer besonderen Dynamik richtig geile Live-Songs werden können.

Was vermisst ihr am meisten bei Live-Shows?

Vor allem diese Momente, wenn man während des Konzerts auf der Bühne steht und merkt, dass der Funke zum Publikum überspringt. Es gibt Situationen, die wirklich überwältigend sind. Dann stimmt einfach alles – oder man blendet den Faktor, der nicht stimmt einfach aus. Aber auch der fehlende Austausch und das Abhängen mit anderen Fans vermissen wir schmerzlich. Aber ich bin guter Dinge, dass diese schwere Zeit bald überwunden ist und wir dann einige tolle Erfahrungen nachholen werden!

Nachdem ihr mit GODSLAVE befreundet seid, durftet ihr bestimmt schon einiges vom neuen Album „Positive Aggressive” hören. Wie würdet ihr es mit einem Satz beschreiben?

Ouh, richtig geraten. Ich hab „Positive Aggressive“ natürlich schon gehört. In einem Satz: Fifty shades of green (lacht)! Ernsthaft, die Jungs bleiben sich treu, haben sich aber auch hörbar weiterentwickelt und ein sehr stimmiges Album gemacht – und ebenfalls das Prädikat „Old-School“ abgelegt.

Was möchtet ihr uns zum Abschluss noch mitteilen?

Ich möchte mich zuerst einmal herzlich für die Gelegenheit bedanken, mit dir über die Band und die neue Platte zu sprechen. Außerdem natürlich bei jedem, der sich die Zeit genommen hat, sich meine Ausführungen zu Gemüte zu ziehen. Falls ihr es nicht bereits habt, dann legt „Influence Denied“ auf und reißt die Anlage auf. Es lohnt sich – nicht nur – für jeden der auf authentischen Thrash Metal steht.

 


www.eradicator.de

 

 

Band-Biografie (Quelle Wikipedia)
Eradicator ist eine deutsche Thrash-Metal-Band aus Olpe in Nordrhein-Westfalen, die im Jahr 2004 gegründet wurde. Die Band wurde im Jahr 2004 von den Brüdern Sebastian (E-Gitarre, Gesang) und Jan-Peter Stöber (Schlagzeug), sowie Schulfreund Sebastian Zoppe (E-Bass) gegründet. Die Mitglieder waren dabei zwischen 14 und 16 Jahren alt. Als weiterer Gitarrist kam kurze Zeit später Robert Wied zur Besetzung. Nachdem sie einige Lieder entwickelt hatte, veröffentlichte die Band 2009 ihr Debütalbum The Atomic Blast. Mehr auf: Wikipedia
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