In The Court Of The Dragon
(Thrash Metal | Modern Metal)
Label: Roadrunner Records
Format: (LP)
Release: 22.10.2021
Ich mache auch dieses Mal kein Geheimnis daraus, dass ich mit nun schon seit gut 15 Jahren mit TRIVIUM wirklich schwer tue. „The Crusade“ gefiel mir fast uneingeschränkt, doch alles was danach kam, brachte mich immer wieder in einen Zwiespalt, denn was die amerikanischen Superstars rund um Matt Heafy danach veröffentlichten, war zwar technisch erstaunlich, musikalisch gut umgesetzt und vom Sound her einfach fett, doch es fehlte den bis ins Detail durchinszenierten Brechern oft etwas an Herz und Emotion. Dennoch konnte mich „The Sin And The Sentence“ nach dem recht soften „Silence In The Snow“ überzeugen, ehe das erst eineinhalb Jahre alte „What The Dead Man Say“ mich dann doch wieder kalt ließ.
Nun ist aber das mittlerweile zehnte Album „In The Court Of The Dragon“ da und die Jungs dominieren wieder fast sämtliche Soundchecks und heimsen überall Höchstkritiken ein.
Zurecht? Auf der technischen Seite einmal mehr: Ja, definitiv! Was TRIVIUM hier an Gitarrenakrobatik, unglaublich raffinierte Rhythmen und songwriterisches Können abliefern, ist in dem Genre eigentlich kaum mehr zu überbieten. Auf der anderen Seite haben wir aber halt immer noch dieses Sterile, das die Amerikaner nicht ganz ablegen können. Ecken und Kanten gibt es hier einfach keine zu finden und das macht auch das zehnte Werk von Matt und seinen Mannen zu keiner leichten Aufgabe für mich. Doch dieses Mal scheint er wieder bewusst dagegen zu steuern. Das merkt man womöglich beim eindrucksvollen Trashgeballer und Titeltrack zwar noch nicht, doch spätestens beim dynamischen „A Crisis Of Revelation“, das schon fast dem nordischen Melo-Death zuzuschreiben ist und einen wirklich gefühlvollen Refrain mitbringt, kann ich beruhigt sagen: „Sie können es doch noch!“.
Aber keine Sorge, zuvor passiert auch schon Einiges. „Like A Sword Over Damokles” kommt bedrohlich, kreativ und böse stampfend aus den Boxen und bringt auch wirklich irgendwie das am Artwork angeschnittene Thema musikalisch rüber. Schreddernde Riffs, Beats aus einer anderen Welt und Vocallines, die teils auch an SLIPKNOT erinnern, überzeugen sofort und die schier unendliche Wut münden in einen gelungenen Sing-a-Long Refrain. Auch in „Feast Of Fire“ geht es stampfend und modern zu, die Atmosphäre wird aber dichter und der Refrain geht gut ins Ohr, während Leads und Soli nur so flirren.
Dennoch funktioniert nicht alles so wunderbar und so will „A Crisis Of Revelation“ nicht zünden und bleibt abseits der spielerischen Raffinesse relativ belanglos, während überlange Tracks wie „Fall Into Your Hands“ und „The Phalanx“ nach einigen Durchläufen großes Potential entfalten, auf die gesamte Länge doch recht anstrengen können. Da fehlt es dem Album generell etwas an Abwechslung und neuen Ideen, um eben genau das zu verhindern. Einzige Ausnahme ist da wohl die bombastisch angelegte 7-Minuten Hymne „The Shadow Of The Abattoir“.
Ob jetzt gerechtfertigt oder nicht – TRIVIUM sind ein Phänomen, das man nicht mehr aus der Szene wegdenken kann. „In The Court Of The Dragon“ ist eindrucksvoll, technisch über jeden Zweifel erhaben und ballert brutal aus den Boxen. So sollten langjährige Fans mühelos zufriedengestellt sein und sich das zehnte Werk bedenkenlos in den Schrank stellen. Der Rest hört rein und sollte sich ebenfalls über ein dynamischeres, authentischeres und lebendigeres Album freuen als zuletzt.
Tracklist „In The Court Of The Dragon“:
1. What The Dead Men Say
2. Catastrophist
3. Amon The Shadow & The Stone
4. Bleed Into Me
5. The Defiant
6. Sicknes Unto You
7. Scattering The Ashes
8. Bending The Arc To Fear
9. The Ones We Leave Behind
Gesamtspielzeit: 46:32