Und wieder habe ich mich dabei ertappt, ein vorschnelles Urteil zu bilden und ein unvollständiges Bild eines an sich hervorragenden Albums zu malen. Es ist nun einfach mal so, dass DER WEG EINER FREHEIT keinen eingängigen und „to go“-mässigen Black Metal liefern. Deren Veröffentlichungen bedingen, dass der Hörer sich die Zeit nimmt und die Songs und in Folge dann das Album als Gesamtes (Kunstwerk) anhört. Da sind keine Hits, die man schnell im Auto auf der Strecke zwischen Punkt A nach B anhören kann.
Man muss diesem Album ein paar Durchläufe gönnen, um einzutauchen und die eingestreuten Perlen finden zu können.
Auch wenn der Sound an sich kaum Änderungen zu den vorangegangenen Veröffentlichungen zeigt, haben DWEF auf „Noktvrn“ doch einige Neuerungen vorgenommen. Zum einen sind bei zwei Songs („Immortal“ und „Haven“) erstmalig englische Texte verwendet worden, zum anderen wurde der grundlegende Entstehungsprozess der Platte neu erdacht. Meister Nikita öffnete sich dahingehend, als dass die einzelnen Bandmitglieder beim Songwriting Ideen mit einbringen konnten, und die Aufnahmen live von der gesamten Band eingespielt wurden. Der deutlich wahrzunehmende Bass bringt eine zusätzliche Soundebene ein und ist in dieser Form auch nicht allzu oft zu hören.
Das rein instrumentale Intro „Finisterre II“ leitet recht unspektakulär über in „Monument“, der dann nochmal zwei Minuten aufbaut um dann endlich in den ersten typischen, rasenden Black Metal Atmosphäre-Teil zu wechseln. Und ehrlich gesagt, da braucht es echt Steherqualitäten, um diesen vier Minuten eine Chance zu geben. „Am Rande Der Dunkelheit“ versöhnt dann mit einem rundum gelungenen DWEF Gassenhauer der alles beinhaltet, was DWEF auszeichnet.
„Immortal“ ist inzwischen mein absoluter Favorit auf diesem Album. Das von Gastsänger David gesungene Intro / Strophe verbreitet eine komplett neue Dynamik und Dichte. Gut und gerne kann er als eines, wenn nicht sogar das, Highlight auf „Noktvrn“ gewertet werden.
„Gegen Das Licht“ (11:13!!!) könnte es teilweise fast schon mit „Der Stille Fluss“, meinem persönlichen Hit der Band, aufnehmen. Die Verbindung zwischen rasend schnellen Teilen, emotional überschwappenden Melodiebögen, und der aggressiv krächzenden und dennoch kraftvollen Stimme. Wären da nicht die übertriebenen Längen im Song…
„Haven“ überrascht am Schluss mit einem sehr untypischen Gesang, der es schafft, eine unglaublich traurige Stimmung aufzubauen. Es hat was von einem Abschied. Einem Abschied der schmerzt. Einer Trennung für immer, ein Zugabteil das seine Türen schließt in dem der geliebte Mensch für immer davonfährt.
Insgesamt ist Noktvrn ein unscheinbares, trauriges und oftmals überraschendes Stück Musik. Es ist eines jener Alben, die man nicht nur einmal anhören darf, um es wirklich schätzen zu lernen.
Tracklist „Noktvrn“:
1. Finisterre II
2. Monument
3. Am Rande der Dunkelheit
4. Immortal
5. Morgen
6. Gegen das Licht
7. Haven
Gesamtspielzeit: 47:44
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