Muss man Slash, Myles Kennedy oder THE CONSPIRATORS noch groß vorstellen? Ersterer sollte jedem, der mit Rock jemals etwas zu tun hatte, geläufig sein, außer man ist nach den 90ern geboren und interessierte sich nie großartig für GUNS’N’ROSES (was ich nicht verübeln kann),aber selbst dann hat man zumindest einmal „Paradise City“ oder „November Rain“ bewusst oder unbewusst irgendwo gehört. Myles dürfte den Jüngeren dank ALTER BRIDGE und seinem Solo-Schaffen bekannt sein und die THE CONSPIRATORS– wer sind die eigentlich? Ok, nach dann stellen wir diese doch kurz vor, auch wenn die in der Konstellation wahrscheinlich am wenigsten interessant sein dürften.
THE CONSPIRATORS sind also die nicht unerfahrenen Herren Brent Fitz (ALICE COOPER, VINCE NEIL, BRUCE KULICK), Todd Kerns (MICHAEL SWEET, AGE OF ELECTRIC, STATIC IN STEREO) und Frank Sidoris (THE CAB, MAMMOTH WVH), die bereits seit mehr als zehn Jahren mit dem berühmten Lockenkopf auf den Bühnen dieser Welt unterwegs sind und eben nun mit „4“ das namensgebende vierte Werk (in dieser Konstellation) einspielten.
Herausgekommen ist dabei eine gemütliche, handwerklich überaus solide Scheibe mit allerlei 80ies und 90ies Einflüssen, dem markanten Gesang von Kennedy und wenigen Überraschungen oder Höhepunkten. „4“ wirkt als würde Saul „Slash“ Hudson hier nach Handbuch alle Klischees und Trademarks abarbeiten, seine Soli und Riffs einarbeiten, ohne wirklich an den Spielspaß zu denken oder irgendwelche andere Ambitionen zu haben, als einfach weiter sein Ding durchzuziehen. Das mag wieder für gefüllte Hallen und Festivals sorgen und sicher auch so manch Chartplatzierung bescheren, doch Highlights wie das unglaublich eingängige „Ghost“ feat. Ian Astbury vom Solo-Debüt, bei dem man noch verschiedene Sänger nutzte oder „World On Fire“ sucht man hier vergeblich. So stellt sich oftmals leichte Langeweile ein, nicht so beim Artwork, denn da schreit einem förmlich schon seine Ideenlosigkeit und Faulheit entgegen. Aber vielleicht muss der Herr mit dem Hut, der vor der Pandemie oft 75% seiner Zeit auf Tour verbrachte, den Gürtel etwas enger schnallen.
Nicht falsch verstehen, „4“ ist ein handwerklich überaus starkes Album und zeigt fünf Vollblutmusiker, die nicht nur wissen was sie tun, sondern auch hörbar die Liebe zum Rock leben, doch alles wirkt lieblos, fast zu professionell und kommt ohne große Höhepunkte aus. Zugute muss man Slash auf jeden Fall halten, dass er kaum versucht, hier die Gunners zu kopieren und Fan-Service zu leisten. Trotzdem wird in Zukunft „4“ wohl in kaum einem Geschichtsbuch des Rock zu finden sein.
Tracklist „4“:
1. The River Is Rising
2. Whatever Gets You By
3. C’est La Vie
4. The Path Less Followed
5. Actions Speak Louder Than Words
6. Spirit Love
7. Fill My World
8. April Fool
9. Call off the Dogs
10. Fall Back to Earth
Gesamtspielzeit: 43:35