RAMMSTEIN - Zeit
RAMMSTEIN
Zeit
(NDH | Industrial Metal)

 


Label: Universal Music
Format: (LP)

Release: 29.04.2022


Ich mache es gern jedem recht
Ja, mein Sprachschatz ist nicht schlecht
Ein scharfes Schwert im Wortgefecht
Mit dem anderen GeschlechtAusländer

Es kommt einem vor, wie wenn es erst ein paar Wochen her ist, dass die Jungs von RAMMSTEIN ihr siebtes unbetiteltes Studioalbum veröffentlicht haben. Gut sind die Kontroversen über die Singleauskopplung „Deutschland“ noch im Gedächtnis mit dem beeindruckenden Video zur deutschen Geschichte dazu und dem weltweiten Echo sowie Spitzenplatzierungen in den Charts. Doch sind seither schon wieder drei Jahre ins Land gezogen und die Ostberliner überraschen auch ihre eingefleischtesten Fans mit neuerlichem Nachschub, denn eigentlich sind die Herren eher bekannt dafür sich richtig viel Zeit zwischen den Veröffentlichungen zu lassen.

Album Nummer #8 trägt den Titel „Zeit“ und enthält wie gewohnt elf Songs mit einfachen, auf den Punkt gebrachten Titeln. Der Opener beweist sofort nach den ersten paaren Sekunden, warum RAMMSTEIN dort sind, wo sie sind, nämlich genau ganz oben. Bombastischer Sound, den nur die Wenigsten so punktgenau hinbekommen und eine fast erdrückende Atmosphäre steigern die Vorfreude auf das was noch kommt ins fast Unermessliche. „Armee der Tristen“ ist eine Dampfwalze die über den Hörer/in hereinbricht, sowohl musikalisch wie auch textlich und gesanglich. Til klingt wie Til halt klingt, gewisse Wörter werden gewohnt markant betont, während anderswo das typische „R“ rollt. Wer bisher Fan war, der wird auch gleich zu Beginn seine Freude haben. Mit diesem hohen Niveau geht es beim Titeltrack „Zeit“ weiter, auch wenn man die Geschwindigkeit herausnimmt und die Nummer zu Beginn fast schwermütig dahinplätschert. Doch auch gefühlvoll beherrschen RAMMSTEIN und so arbeitet man zweieinhalb Minuten darauf hin, dass der Song sein komplettes Soundgewand entfaltet. „Zeit“ mit seinem poetischen Text bleibt ebenfalls sofort hängen und man möchte laut mitsingen. Starke Nummer, die zum Nachdenken anregt.

„Schwarz“ startet mit hypnotischem Spiel von Christoph „Doom“ Schneider an seinen Drums ehe der eingängige Refrain erneut Lust zum Mitsingen macht und Keyboarder Flake Lorenz mit gefühlvollem Spiel aufzeigt. Erinnert mich etwas an „Sonne“ mit seinem markanten Mittelteil. Bei „Giftig“ arbeitet man sich durch diverse tödliche Substanzen aus allen möglichen Tieren. Auch hier setzt man auf eingängige Melodien und einprägsamen Textpassagen, die live gut mitsingbar sind.

Wer sich in letzter Zeit auf so mancher Internetseite im Musikgenre herumtrieb, dem dürfte vielleicht ein Bild der Band aufgefallen sein, bei dem man die Jungs nur schwer erkennen konnte. Grund war die zweite Single „Zick Zack“, für die man ein Cover für ein Beauty-Magazin erschuf. Glattgebügelt, übertrieben geschminkt und ins unkenntliche operiert, halten die Deutschen mit dieser Nummer dem Schönheitswahn den Spiegel vor. Von aufgespritzten Lippen bis zur Fettabsaugung findet man alles was schön macht mit der gewohnten Ironie serviert. Sicher nicht die stärkste Nummer, doch der Text und das passende Video sind Grund genug sich den Song zu Gemüte zu führen.

Ohne Ferkelei geht es bei RAMMSTEIN nicht und so findet man mit „OK“ (steht für ohne Kondom) und dem zum Schmunzeln anregenden „Dicke Titten“ zwei Titel, die wie gewohnt provozieren sollen. Die Frage ist nur, kann man heutzutage mit solchen Nummern überhaupt noch jemanden reizen oder geht es doch eher darum aufzufallen und im Gespräch zu bleiben. Egal was sich die Deutschen dabei gedacht haben, es funktioniert. „OK“ hat einen netten Teil zu bieten, bei dem alle Mitglieder im Chor gemeinsam singen, während „Dicke Titten“ mit seinem „Muss i denn zum Städtele hinaus“ Teil mich nicht wirklich begeisterte kann. Trotzdem war es dieser Titel, der mit den restlichen Tag im Kopf herumgeisterte, warum auch immer.

Bei „Meine Tränen“ begibt man sich erneut in dunklere Gefilde und erzählt eine düstere Geschichte über die Beziehung von einem Sohn und seiner Mutter mit doppeldeutigen Anspielungen. Till Lindemann läuft textlich zu Höchstform auf und regt zum Nachdenken an. „Angst“ spielt dann mit diversen Ängsten, die so manchen Menschen in den letzten Jahren beschäftigten, ehe dann der schwarze Mann als Feindbild auserkoren wird. Starke Ansage gegen Rassismus und Ausgrenzung, die auch im Jahr 2022 präsent ist. Til schreit gegen Ende die Vocals nur so raus und sorgt für einen weiteren großartigen Moment auf „Zeit“.

„Lügen“ versucht es dann wieder gefühlvoll, wobei der Text hier wieder das Herzstück ist. Auch hier wollen die Jungs dem Lauschenden eine Botschaft vermitteln, die sich wohl auf das aktuelle Welt Geschehen bezieht. Der Stimmverzehrer ist dagegen gewöhnungsbedürftig.

Den Abschluss bildet „Adieu“, bei dem Flake auf seinem Keyboard für die nötige düstere Atmosphäre sorgt. Der Refrain geht erneut runter wie Öl und die Fand können die Textzeilen wohl schon nach dem ersten Durchlauf auswendig. Til drückt dem Song stimmlich den Stempel auf und sorgt dafür, dass man sich „Zeit“ gleich ein zweites Mal anhört.

Wer glaubt RAMMSTEIN erfinden sich neu, der liegt falsch. Wie bei diversen anderen Bands, die seit einigen Dekaden im Business sind, bleiben sich die Jungs treu und ziehen ihr Ding durch und es funktioniert. Experiment sucht man vergebens, genauso wie Totalausfälle. Provokation und den Finger in die Wunde legen, gehört einfach dazu und wer damit nicht klar kommt soll die Chartsshow einschalten, da bekommt man belanglosen Einheitsbrei.


Tracklist „Zeit“:
1. Armee der Tristen
2. Zeit
3. Schwarz
4. Giftig
5. Zick Zack
6. Ok
7. Meine Tränen
8. Angst
9. Dicke Titten
10. Lügen
11. Adieu
Gesamtspielzeit: 44:11


www.rammstein.de

RAMMSTEIN - Kündigen Album "Zeit" an
RAMMSTEIN – Zeit
LineUp:
Till Lindemann
Richard Kruspe
Paul Landers
Oliver Riedel
Christoph „Doom“ Schneider
Christian „Flake“ Lorenz
8
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