Days Of The Lost
(Melodic Death Metal)
Label: Nuclear Blast
Format: (LP)
Release: 12.08.2022
Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob man THE HALO EFFECT als klassische Supergroup bezeichnen kann, oder ob es sich hier eher um eine Reunion der etwas anderen Art handelt, denn auch wenn die Mitglieder mittlerweile Teil interessanter und bekannter Bands sind und waren, haben die Schweden auch etwas gemeinsam, denn sie alle waren einst Teil von IN FLAMES.
Da wären vor allem Gitarrist Jesper Strömblad der zu den Gründern der schwedischen Speerspitze des Melodic Death Metal gehört, aber auch Drummer Daniel Svensson und Peter Iwers, die Mitte/Ende der 90er dazustießen und gut 20 Jahre dabei waren. Niclas Engelin war ebenfalls in den 90ern kurz dabei und stieß 2011 wieder zu IN FLAMES, wo er auch gut zehn Jahre blieb. Am überraschendsten dürfte vielleicht für jüngere Fans sein, dass Mikae Stanne, Frontmann von DARK TRANQUILLITY auch bei IN FLAMES war, denn der war auf den ersten Veröffentlichungen Sänger bei den Flammen, während Anders Fridén noch bei DARK TRANQUILLITY sang.
So weit so gut, aber was liefern die alten Freunde, die in der Pandemie wieder zusammengefunden haben auf ihrem Debüt „Days Of The Lost“? Man könnte kurz sagen, so etwas als würde plötzlich ein Gitarrist von IN FLAMES bei DARK TRANQUILLITY mitzocken, aber auch noch ein bisschen mehr. Der Opener und schon veröffentlichte Song „Shadowminds“ hätte auch auf einem DT Album exakt so Platz finden können. Düsterer, verspielter und mit vielen Keyboards ausgestatteter Melo-Death, der modern und fett produziert aus den Boxen dröhnt. Gefällt, aber irgendwo fehlte mir da zunächst etwas. Da gefällt „Days Of The Lost“ schon besser. Stanne klingt, als hätte er alte ARCH ENEMY Alben vor den Aufnahmen gehört, das Riffing erinnert an IN FLAMES rund um die „Clayman“ Zeit und der eingängige Banger fräst sich sofort ins Ohr.
Auch „The Needless End“ kommt flott und dynamisch aus den Boxen, gefällt im Solo-Teil und beim ruhig beginnenden „Conditional“ fühlt man sich beim moderneren Riffing an die „Reroute To Remain“ Phase erinnert, ehe das düster treibende „In Broken Trust“ erstmals die markanten cleanen Vocals von Mikael zu bieten hat und dadurch zum Mitträllern einlädt. „Gateways“ geht dann noch einen Schritt weiter in Richtung Dunkelheit und lässt schon fast Gothic-Feeling aufkommen. Und so geht es ohne echte Schwächen abwechslungsreich und doch konsequent weiter. Zwar fehlt es noch an dem einen oder anderen sofort herausstechenden Hit, doch mit genügend Geduld entwickeln sich hier alle Songs zu kleinen Highlights.
„Days Of The Lost“ könnte symbolisch für die verlorenen Kinder von IN FLAMES stehen, die mit THE HALO EFFECT eine neue, gemeinsame Heimat gefunden haben und sichtlich Spaß an ihrem Schaffen haben. Das Debüt ist ein überaus reifes und unterhaltsames Album, das an manchen Stellen die guten alten Tage von IN FLAMES wieder aufleben lässt, aber doch auch etwas Eigenes versucht. Und das auf höchstem Niveau!
Tracklist „Days Of The Lost“:
1. Shadowminds
2. Days of the Lost
3. The Needless End
4. Conditional
5. In Broken Trust
6. Gateways
7. A Truth Worth Lying For
8. Feel What I Believe
9. Last of Our Kind
10. The Most Alone
Gesamtspielzeit: 40:43