Seit über 40 Jahren sind SLIME nicht wegzudenken aus der Historie des Deutschpunk und haben legendäre Alben wie „Alle Gegen Alle“ oder „Schweineherbst“ in ihrer Diskographie zu Buche stehen. Aber auch eine Karriere die immer wieder von Hiatus und Reunions geprägt war, bis dann Mitte 2020 Sänger Dirk „Diggen“ Jora die Band endgültig verließ.
Die verbliebenen Mitglieder*innen Elf, Christian, Nici und Alex besetzten die Vakanz am Mikro überraschend schnell mit dem (nun ehemaligen) Berliner Straßenmusiker Tex Brasket und spielten alsbald ihr neuntes Sudioalbum „Zwei“ ein, und gründeten zur Veröffentlichung auch gleich mal das eigene Label „Slime Tonträger“.
Mit den Worten „Herzlich Willkommen in der Scheiße…“ legen SLIME dann beim Opener „Komm Schon Klar“ ordentlich los und Sänger Tex beeindruckt nicht nur mit einer wirklich markanten wie guten Singstimme sondern auch mit ehrlichen, schonungslosen Texten, die seine Tage als Obdachloser nacherzählen, ohne in irgendeine Romantisierung zu verfallen.
Dennoch wird gerade in Songs wie „Lieben Müssen“ hart am Pathos vorbeigeschrammt, und man fragt sich bei manchen Zeilen, ob Herbert Grönemeyer nicht doch das SLIME Mikro gekapert hat und „Heute Nicht“ hätte auch gut auf eines der ersten beiden JUPITER JONES Alben gepasst, sprich SLIME 2022 haben den Hang zu wuchtigen punkigen Powerchords und großen Gesten.
Doch, keine Sorge, denn die Hamburger*innen beziehen auch in Songs wie „Safari“ politisch immer nochmehr als eindeutig Stellung und die katholische Kirche bekommt in „Mea Culpa“ eine äußerst giftige Breitseite ab.
Und diese Tatsache wird wohl die Anhängerschaft spalten, denn ob Fans der 80er und 90er Alben der Hamburger mit „Zwei“ etwas anfangen können sei dahingestellt. Auch der erste Reflex des Autors ging hier in eine ähnliche Richtung, aber wohl auch aufgrund der Songwriting Qualitäten der erfahrenen Musiker*innen fräsen sich nach einigen Durchläufen so einige der 16 Songs in den Gehörgängen fest und machen keine Anstalten diese auch so schnell wieder zu verlassen, und so zieht einen „Zwei“ und SLIME dann doch wieder in ihren Bann.
SLIME werden mit diesem Album mit Sicherheit polarisieren, aber es sei jedem geraten „Zwei“ doch den einen oder anderen Durchgang zu gönnen, viele werden es wohl nicht bereuen.
Tracklist „Zwei“:
- Komm Schon klar
- Heute Nicht
- Nix Von Punkrock
- Safari
- Bester Freund
- Taschenlampe
- Mea Culpa
- Outlaw
- Sein Wie Du
- Weil Fickt Euch Alle
- Weggefegt
- Wut Im Bauch
- Auf Die Jagd
- Lieben müssen
- Scheiß Beerdigung
- Ebbe Und Flut – Zwei
Gesamtspielzeit: 61:04