LACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With Night
LACRIMAS PROFUNDERE
How To Shroud Yourself With Night
(Gothic | Doom | Melodic Death)

 


Label: SPV (Steamhammer)
Format: (LP)

Release: 26.08.2022


Wir haben uns von alten Denk- und Vorgehensweisen gelöst.Oliver Nikolas Schmid

Da möchte man meinen, dass gerade Berufs-Melancholiker wie die Gothic Urgesteine von LACRIMAS PROFUNDERE in der schweren Zeit vor Kreativität sprudeln – nicht dass es nicht trotzdem so war – aber die Jungs um Mastermind Oliver Nikolas Schmid haben ihren Drei Jahres Rhythmus auch dieses Mal beibehalten. Dennoch könnte es sein, dass der Nachfolger zu „Bleeding The Stars“ mit dem klingenden Namen „How To Shroud Yourself With Night“ von den Lockdowns und der konzertfreien Zeit profitiert.

LACRIMAS gehören ja sowieso zu Speerspitze des deutschen und internationalen Goth, doch was die Herren hier auf dem nun 13. Werk und gleichzeitigen zweiten mit Neo-Frontmann Julian Larre sowie dem relativ neuen (und teils alten) LineUp mit Dominik Scholz (Ex-EMERGENCY GATE) an den Drums sowie Ilker Ersin (Ex-FREEDOM CALL) hier liefern ist reifer, abwechslungsreicher und intensiver als vieles, was ich in den letzten Jahren aus dem Genre gehört habe.

Es beginnt schon mit dem überaus spannenden „Wall Of Gloom“, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das nicht als Intro gedacht war, aber auf Grund von „scheiß geiles Material“ zu einem richtigen Track mutierte. Julian tönt zu doomigen Riffs, flankiert von dichter Atmosphäre traurig, verzweifelt, aber auch teils echt sauer und erinnert mit den fies gekeiften Vocals an Dani Filth. Nichts für schwache Gemüter, aber ein Song der sofort gefangen nimmt und in Melancholie versinken lässt, aber auch Lust auf mehr macht.

Und da wo das herkommt, da gibt es definitiv mehr. Und kurz kam mir in den Sinn, dass LP hier die AMORPHIS des Gothic mimen, denn mit dem Wechselgesang zwischen verschiedensten cleanen Vocals und der beachtlichen Zunahme an Growls, sowie den zahlrechen Melodien und einer geschmackvollen Portion Bombast, passt der Vergleich doch irgendwie. „A Cloack Woven Of Stars“ ist heavy, aber doch eingängig, verspielt und glänzt mit verschiedenen Chören, etwas Groove sowie eindringlichen Melodien. Dagegen geht es „Nebula“ zunächst ruhig, aber auch äußerts intensiv an. Auch hier gibt es dank Shouts wieder etwas Melodic Death – dank schmerzverkündenden Screams – meets Doom Flair. Und irgendwo verstecken sich auch immer mal die legendären TYPE O NEGATIVE im Sound.

Darauf folgt passend ein poppiger Gothic Rock-Kracher in Form von „In A Lengethening Shadow“, wodurch LACRIMAS PROFUNDERE perfekt ihre Bandbreite gleich in vier sehr unterschiedlichen, aber doch stringenten Songs präsentieren.

Oliver Holte wollte sich weiterentwickeln und das hat er wahrlich geschafft, sich dabei aber auch wieder auf seinen Bruder und ehemaligen Sänger Christopher, der auch 15 Jahre nach seinem Ausstieg, an den Geschicken der Band, zumindest was die Texte betrift, mitverantwortlich ist, verlassen. Dennoch ist auch der Einfluss von Julian, der hier eine echte Stimmgewalt in unzähligen Varianten darstellt, deutlich spürbar.

Wer jetzt meint, das wär schon alles gewesen, der täuscht aber gewaltig, denn die Truppe hat noch sechs weitere Asse im Ärmel. Jeder Song bringt seinen eigenen Charme mit, offenbart weitere Nuancen und geht auf die eine oder andere Weise unter die Haut. Eigentlich war es nicht fair schon einzelne Songs hervorzuheben, alle zu erwähnen würde aber den Rahmen sprengen. Und doch komm ich nicht umher, denn „The Curtain Of White Silence“, das mit seinen Blast-Beat-Gewittern und verzweifelten Vocals irgendwo zwischen Hardcore und Post-Rock ganz neue Welten erschließt, hat mich förmlich weggeblasen. Aber auch den düsteren Ohrwurm „The Vastness Of Inifity“ oder das moderne Death Metal-Geballer „To Disappear In You“ muss ich einfach erwähnen. Dann bringt „An Invisible Beginning“ noch BILLY IDOL-Feeling der 80er mit und das abschließende „Shroud Of Night“ zieht nochmal alle Register, um für Gänsehaut zu sorgen.

LACRIMAS PROFUNDERE mögen nach „Bleeding The Stars“ und dessen Lorbeeren, die man damit zu Recht erntete eine schwer lösbare Aufgabe vor sich gehabt haben, doch diese wurde absolut gemeistert und der eigenen Sound auf eine höhere Ebene gehoben, sowie Grenzen ausgelotet, bzw. eigentlich sogar komplett eingerissen. Ein Album, das mit jedem Durchlauf mehr Details und Geheimnisse preisgibt. Mutig, traurig, wütend und doch wunderschön!


Tracklist „How To Shroud Yourself With Night“:
1. Wall Of Gloom
2. A Cloak Woven of Stars
3. Nebula
4. In A Lengthening Shadow
5. The Curtain Of White Silence
6. Unseen
7. The Vastness Of Infinity
8. To Disappear In You
9. An Invisible Beginning
10. Shroud Of Night
Gesamtspielzeit: 40:08

 


Band-Links:

LACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With NightLACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With NightLACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With NightLACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With NightLACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With Night

LACRIMAS PROFUNDERE - How To Shroud Yourself With Night
LACRIMAS PROFUNDERE – How To Shroud Yourself With Night
9
Share on: