I Have Little To No Memory Of These Memories
(Progressive Metal)
Label: Bird’s Robe Records
Format: (LP)
Release: 09.09.2022
Dass der australische Prog-Experte Mike Mills etwas irre ist, wissen wir schon länger – wer nennt seine Band auch schon TOEHIDER? – und möchte somit wohl einem gewissen Devin Townsend Konkurrenz machen. Nach dem abgefahrenen Genre-Mix Album „I Like It!“, dem ja ganze zwölf (!) EPs in einem Jahr vorangegangen sind, widmet sich der stimmgewaltige Multiinstrumentalist seinem nächsten Projekt, nämlich einem 47-minütigen One-Track Album. Das Teil hört auf den klingenden Namen „I Have Little To No Memory of These Memories“ und ist eine echte Achterbahnfahrt durch die gesamte Prog-Landschaft und zahlreichen anderen Genres.
Schon der Vorgänger zeigte vor gut zwei Jahren, dass sich Mike, der auch als Stammgast bei AYREON und kürzlich auch STAR ONE bekannt sein dürfte, dass der Mann nicht nur so ziemlich alle Metal und Rock Genres liebt, sondern diese auch selbst mühelos beherrscht. Und so gibt es auch dieses Mal neben starkem Progressive Metal irgendwo zwischen THRESHOLD, DREAM THEATER oder eben AYREON allerlei Ausflüge in andere Gefilde. Dabei verstehe ich den One-Track Ansatz aber nicht so ganz, denn die Übergänge sind durchaus ersichtlich und es gibt ja Unterkapitel, die man wie Arjen Lucassen es ja auch tat, in mehrere Happen hätte packen können. Dazu fällt mir auch BEYOND TWILIGHT ein, die haben das auch vollbracht und den Mammut-Track in kurze Schnipsel, die man auch geshuffelt hören konnte, zerstückelt. Aber genug gejammert, denn was Mike hier abliefert ist höchste Kunst.
Von typischen Prog-Metal Parts, die mal verträumt (THRESHOLD), mal gefrickelt (SYMPHONY X), mal überaus abgefahren (DEVIN TOWNSEND PROJECT) daherkommen, zeigt Mills seine Liebe für alte Computer-Games mit Sounds, die an frühe Streets Of Rage, Street Fighter oder andere mit 80s Synthies unterlegte Spiele-Klassiker erinnern, (glam-)rockt mal durch die 90er und liefert rudimentäre Elemente aus Thrash-, Death- und Power Metal. Alles recht authentisch, fließend und nachvollziehbar. Dazwischen darf es auch mal space’ig, episch oder verträumt werden. Am meisten überrascht hat mich aber der doomige Part, bei dem der Mastermind verblüffend gekonnt Ronnie James Dio in seine eigene Stimmfarbe integriert.
So anstrengend das nun vielleicht auf den ersten Blick erscheint, TOEHIDER überfordert hier nie, liefert einprägsame und auch teils mitsingkompatible Parts und ein starkes Werk, das man gehört haben sollte, auch wenn das One-Track Konzept ohne einzeln ansteuerbare Parts, eher schadet als hilft. Wem der Einstieg zu steil ist, dem empfehle ich die vorangegangene Achterbahnfahrt „I Like It!“ als süchtig machende Einstiegsdroge von diesem verrückten Superhirn.
Tracklist „I Have Little To No Memory Of These Memories“:
1. I Have Little To No Memory Of These Memories
Gesamtspielzeit: 47:47
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