Der finale Tag des Summer Breeze 2022, das bekanntlich das 25. Jubiläum nach zwei Jahren Zwangspause darstellte, sollte noch ein paar Highlights bereit halten, aber auch so wettermäßig Schwierigkeiten bereiten. So war der Weg zu den Bühnen weiterhin mit zentimeterdickem Schlamm bedeckt und das Wechsel zwischen den Stages mehr als mühsam. So musste man stets etwas mehr Zeit einrechnen, oder auch mal einen Ausrutscher riskieren.
Schon früh zeigte sich ein mehr als eigenwilliges Bild, denn die abgefahrenen US-Melodic Death NEKROGOBLIKON standen als erste auf der Mainstage. Und zu eher rohen, ruppigen Riffs und Beats hüpfte da auch sogleich ein Cosplay-Goblin in Grün über die Bühne. Musikalisch eher weniger aufregend und mit doch fremdschämiger Bühnenshow, erschloss sich mir nicht ganz, was die Herren aus LA hier auf der Mainstage zu suchen hatten. Aber nach Truppen wie NANOWAR OF STEEL, GRAILKNIGHTS oder MR HURLEY & DIE PULVERAFFEN wundert mich eh nix mehr.
Also ging es dann bald weiter mit SKYEYE, einer jungen Truppe, die mit ihrem IRON MAIDEN-ähnlichen 70s und 80s Sound erst kürzlich auf sich aufmerksam machten. Da es schon wieder nieselte, hatten die Slowenen auf der Wera Tool Stage gute Karten, da diese, wie schon mehrfach erwähnt, als einzige komplett überdacht war. Doch das war sicher nicht der einzige Grund für zahlreiche Besucher, denn die Truppe zeigte gekonnt, wie man auf dem Summer Breeze neue Fans gewinnen kann. Sympathisch, motiviert und bei gutem Sound rockten SKYEYE eine halbe Stunde gut was weg.

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Komplettes Kontrastprogramm fand dann etwas später auf der T-Stage statt, denn dort sollte es anständigen Doom aus Schweden geben. Die einst von CANDLEMASS Mastermind Leif Edling gegründeten AVATARIUM sollten zwar eigentlich auch eher auf eine Bühne im Finstern, doch Jennie-Ann Smith und ihre Jungs hatten die Fans auch tagsüber mehr als gut im Griff. Düstere Atmosphäre, getragene Riffs und die kraftvolle, rauchige Stimme der Fronterin waren nur ein paar Teile der immer wieder beeindruckenden Show. Allen voran Jenni-Ann, aber auch die restliche Truppe strahlte wieder eine Erhabenheit aus, die man nur selten sieht. Gitarrist Marcus Jidell versank immer wieder in seinen Riffs und Soli, während die restliche Truppe für dichte Atmosphäre sorgte. Leider war die Show gewaltig kurz und so manch Düster-Hymne fehlte mir demnach, was aber bei Songs, die gerne mal länger ausfallen, bei so einem kurzen Gig durchaus passiert. Auch das kommende Album „Devil, Where Is You Sting?“ wurde bewusst noch außer Acht gelassen. Aber vor allem der Titeltrack des aktuellen Werkes „The Fire I Long For“ sorgte ebenso wie „Moonhorse“ wieder für Gänsehaut!
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Setlist AVATARIUM:
Voices
Rubicon
Deep Well
Into the Fire/Into The Storm
The Fire I Long For
Girl With The Raven Mask
Moonhorse

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Unglaublich aber wahr, in 25 Jahren Summer Breeze, haben es BLIND GUARDIAN noch nie nach Dinkelsbühl geschafft. Doch Hansi Kürsch scherzte auch über diese Tatsache und freute sich das endlich nachholen und gutmachen zu können. Zwar hatten die mächtigen Power Metaller mit „The God Machine“ ein überaus fettes Album kurz vor Release und einige Singles war auch schon bekannt, doch das Teil wurde nicht nur nicht gespielt, sondern auch mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen führte Hansi durch ein paar Klassiker wie „Into The Storm“ oder „Welcome To Dying“, ehe er überraschend ankündigte, dass man nun das komplette „Somewhere Far Beyond“-Album durchziehen möchte. Und das kam überaus gut an, hat man auf dem nun schon 25 Jahre alten Werk so manch Highlight zu bieten und kaum bis gar keine Schwächen zu verbuchen.
Egal ob Kracher wie „Journey Through The Dark“ oder das unvermeidliche Gänsehautstück „The Bards Song“, die Tracks wurden alle halbwegs laut mitgeschmettert, so dass der Fronter auch gerne mal zwischendurch Pause machen konnte. Wie gehabt waren Siepen und Olbrich neben ihm im Vordergrund, während Frederik Ehmke hinter den Drums wenig auffliel und Live-Session-Basser Johan von Stratum (VUUR, Ex-STREAM OF PASSION) sich dezent im Hintergrund auf einem Podest aufhalten musste. Hansi plauderte nach wie vor viel aus dem Nähkästchen und mahnte sich selbst immer wieder sich zu beeilen, da man doch ein dichtes Programm vor sich hatte und so fiel leider „The Lord Of The Rings“ im Zugabeblock durch den Rost, doch die Hymne „Time Stands Still“ und die beiden Rausschmeißer „Mirror Mirror“ und „Valhalla“, die nochmal Stimmung, Bewegung und laute Chöre hervorriefen, konnten da mühelos versöhnen.
Wer BLIND GUARDIAN bereits live gesehen hat, weiß, dass die alten Hasen absolut nicht enttäuschen können und so kamen, sahen und siegten sie auch auf dem Summer Breeze und das obwohl man komplett ohne Show und somit Co2-neutral auftrat.

Into The Storm
Welcome To Dying
Nightfall
_
Time What Is Time
Journey Through the Dark
Black Chamber
Theatre Of Pain
The Quest For Tanelorn
Ashes To Ashes
The Bard’s Song – In The Forest
The Bard’s Song – The Hobbit
The Piper’s Calling
Somewhere Far Beyond
–
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Mirror Mirror
Valhalla
Ihr wollt Co2? Na dann hatten HEAVEN SHALL BURN so einiges für euch mit, denn die Saalfelder Veteranen und Dauergäste am Breeze hatten so manch Gimmicks auf ihrer fett staffierten Bühne. Doch zunächst kam Marcus Bischoff auf die Bühne gestapft und schwärmte über BLIND GUARDIAN und meinte, dass man nun nach diesen „Valhalla“-Chören, die noch immer nicht ganz abebben wollten, nicht einfach mit einem Intro starten können. Den Song, den man ja mit Hansi einst auf „Veto“ gemeinsam coverte, wollte man dann aber aus Gotteslästerung auch nicht verschleudern. So stimmte Marcus nochmal ein paar Chöre an, doch dann ging es auch wirklich los.
HEAVEN SHALL BURN hauten die erste fette Soundwand mit „My Heart And The Ocean“ raus und legten mit „Counterweight“ und dem fette industriell angehauchten „Übermacht“ sogleich nach. Pyros ballerten aus allen Rohren, das Strobo raubte einem die Sicht und auch sonst war die Bühnenshow ein echter Hingucker. Dementsprechend wirbelten die Jungs auch wieder voller Elan über die Bühne und feuerten die Fans an. Auch bei Marcus sind die Ansagen immer wieder Geschmackssache und unterbrechen meiner Meinung nach oftmals die eigentlich überaus tighte Show. Das tat dem Spektakel aber keinen Abbruch, denn es wurde weiter geballert, auch wenn die PA zwischendurch mal ausfiel und die Show generell etwas holprig wirkte. Mit dem Überhit-Cover-Song „Black Tears“ oder dem finalen „Hunters Will Be Hunted“ macht man sowieso keine Gefangenen und hatte die Crowd trotz allem mühelos im Griff.
Setlist HEAVEN SHALL BURN:
My Heart And The Ocean
Counterweight
Übermacht
Voice Of The Voiceless
Thoughts And Prayers
Black Tears
Corium
Combat
Behind A Wall Of Silence
Protector
(Awoken)
Endzeit
Numbing The Pain
Tirpitz
Hunters Will Be Hunted
Auch wenn HYPOCRISY noch in den Startlöchern standen und es uns echt schmerzte, mussten wir aus logistischen Gründen gegen Mitternacht die Heimreise antreten und verpassten somit auch den spätnächtlichen Abschluss von J.B.O., aber so fällt das Fazit nicht schwer. Mit diesem Doppelpack hat sich für uns das SB2022 mehr als würdig verabschiedet und wir freuen uns auf ein Wiedersehen in 2023!




















