SCHWACH veröffentlichen den zweiten Song „Tristesse“ vom kommenden Album „Kälter“. Das nun um zwei Wochen später als geplant am 11.11. 2022 via Upstartz Records erscheinen wird.
SCHWACH haben den nächsten Song vom neuen Album „Kälter“ veröffentlicht und thematisieren darin das unaufhaltsame Älterwerden, das auch vor der „youth crew punk“ Band SCHWACH nicht halt macht:
„Es ist schwierig, sich nicht vom gesellschaftlichen Erwartungsdruck erdrücken zu lassen und vor dem Gefühl zu kapitulieren, nicht dazuzugehören. Im Gegenteil, ein bisschen stolz darauf zu sein, sich seinen Denkraum zu bewahren und ihn als Experimentierfeld zu begreifen, Dinge anders zu machen. Auch das wird immer schwieriger, je älter man wird. Mit Mitte zwanzig ist es noch einfacher, auf alles zu scheißen und sich einzureden, dass man nie so ein spießiges Leben führen wird wie die Generation der eigenen Eltern.
Aber wenn man sich umschaut, sieht es mit Mitte dreißig oft anders aus: 40-Stunden-Woche, Familiengründung, ein eigenes Haus. Wir kommen alle aus (bildlich gesprochen) kleinstädtischen Verhältnissen, die als behütet und weitgehend glücklich gelten. Und sicher, im Vergleich zu vielen anderen sind sie das auch. Aber trotzdem hat der Gedanke, in diese kleinstädtische Tristesse zurückzukehren, für uns etwas Beklemmendes. Der Unterschied in der Mentalität ist in Gesprächen immer wieder spürbar. Oft hat man das Gefühl, dass die unterschiedlichen Vorstellungen von der eigenen Zukunft unversöhnlich sind. Und es ist bitter, dass Freundschaften zerbrechen, weil man so weit auseinander ist, dass man nichts mehr gemeinsam hat.“
„Tristesse“ gibt es ab sofort hier zu hören.
SCHWACH gibt es inzwischen seit beinahe zehn Jahren. In Hardcorejahren sind das mindestens sechzig. Zeit in Rente zu gehen. Oder auch nicht. Sechs Jahre nach der ersten LP „Kein Bock“ und über zwei Jahre nach dem letzten Lebenszeichen, einer Split-EP mit DESARRAIGO aus Kolumbien, veröffentlicht die Band nun am 21. Oktober 2022 mit „Kälter“ ihr zweites Album. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Nicht nur für eine Hardcoreband.
Als SCHWACH zum ersten Mal in ihrem Berliner Proberaum standen, war Donald Trump nur ein Reality-TV-Star, die rechteste Partei im Bundestag war die CSU und die Buchstabenkombination COVID hatte für die meisten von uns keinerlei Bedeutung. Und auch die Menschen im Proberaum waren andere. Sie waren jünger. Teilweise erst Anfang, Mitte zwanzig. Heute sind sie alle über dreißig, und die Leben, die sie führen, sind überwiegend gänzlich andere. MehrArbeit. Größere Verantwortung. Weniger Zeit für das, was wirklich zählt. Und genau davon handelt „Kälter“.
In den zwölf Songs auf dem Album erzählen SCHWACH auf vielfältige und vielschichtige Art und Weise von dem Versuch, sich selbst treu und den herrschenden Zuständen gegenüber kritisch zu bleiben. Die Songs handeln von politischer Wut genauso wie von persönlichem Verlust und der Kraft, die es dir geben kann, wenn du spürst, dass du mit alledem nicht alleine bist. Dass da andere sind, die genauso fühlen wie du und die mit dir an einem Strang ziehen. Sei es auf den Barrikaden oder auf der Bühne oder davor. „Punk ist immer noch das Geilste“, heisst es in „Three Chords“, dem letzte Song der LP.
Doch Punk ist mehr als nur das. Punk, wie SCHWACH ihn leben, ist auch ein notwendiges Korrektiv gegen die Gesamtscheiße und eine Ladekabel für den Akku individueller Widerständigkeit im Angesicht einer Welt ohne Fugen.Die Musik selbst ist genau das, was Hardcore heute sein sollte, wenn er mehr sein will als klischeezerfressener Classic Rock. Im Kern spielen SCHWACH noch immer nichts anderes als extrem angepissten Youth Crew Hardcore.
Doch um diesen Kern herum zimmert die Band ein Gesamtkonstrukt, das weit über die Grenzen handelsüblichen Hardcores hinausweist. Da gibt es Midtempo-Songs, Guest Vocals von Freund*innen aus Oslo (Erik, Modern Love), Hamburg (Pan, Bad Affair) und Madrid (Jésus Acuerdo) und immer wieder auch genreuntypische Klangfarben.SCHWACH 2022 klingen sehr viel reifer als SCHWACH 2013, aber die Band hat keinen Millimeter ihrer Kompromisslosigkeit und ihrer überbordenden Energie verloren. Älter sind sie geworden. Vielleicht sogar erwachsen. Aber sie sind noch immer genau die Art Hardcoreband, die diese beschissen schöne Welt braucht.
Tracklist:
01. Kälter
02. Organize Now
03. Abstand
04. Von Zeit zu Zeit
05. Stillstand
06. Gedankenpalast
07. Kein Weg raus
08. Loser Kids
09. Alles vergeht
10. Tristesse
11. Einzelfall
12. Three Chords
Konzertdaten:
30.10. Fehmarn – Kuttha
18.11. Bremen – BDP Haus
19.11. Hamburg – Rote Flora w/ Pogendroblem, Theilen, PMS Hitfabrik
20.11. Münster – Baracke
02.12. Erfurt – Hackebeil
03.12. Berlin – Tommyhaus