SCHWACH - Kälter

2013 in Berlin gegründet, sind inzwischen auch schon sechs Jahre seit dem Debütalbums „Kein Bock“ ins Land gezogen, zur Überbrückung gab es zwar zwei EPs und nun liegt mit „Kälter“ aber endlich der zweite Longplayer der Hardcore Punks vor.

Und es wird nicht lange gefackelt und einem gleich im eröffnenden Titeltrack die Durchhalteparole „Don’t give up– auch wenn es immer schwerer fällt“, umrahmt von Youth Crew Hardcore mit 90er Jahre Prägung, entgegengebrüllt und SCHWACH geben sich auch im darauffolgenden „Organize Now“ kämpferisch. Generell bezieht das Quintett sehr eindeutige politische und sozialkritische Positionen, was bei vielen Bands, die in diversen Hardcorespielarten zur Zeit leider immer wieder vernachlässigt wird. So rechnen sie in „Einzelfall“ recht explizit mit dem Rechtstextremismus-Problem innerhalb der deutschen Polizei ab und auch das schon fast obligatorische Social Media-Kritikstück darf mit „Kein Weg Raus“ auch nicht fehlen.

Was SCHWACH dann aber – Achtung Kalauer – wirklich stark macht sind, neben den mehr als gelungenen Lyrics, die Liebe zum Detail sowohl im Songwriting, wie das immer wieder in Songs erklingende Saxophon wie zum Beispiel dem einem verstorbenen Freund gewidmetem „Loser Kids“ als auch die diversen eingestreuten Referenzen an ihre Sozialisation in der Hardcoreszene und deren Werte, wie PMA (Positive Mental Attitude), den legendären MINOR THREAT oder Kevin Seconds (7 SECONDS).

Dem nicht genug, zitieren sie in „Gedankenpalast“, das legendäre „Auf der Bordsteinkante (Nachts Um Halb Eins) der Deutschpunk-Helden von MUFF POTTER, was die Truppe gleich noch um ein Eck sympathischer macht.  Das schon im Vorfeld bekannte „Tristesse“ glänzt dann nicht nur mit einem schmucken Video, sondern auch mit Gastbeiträgen auf Norwegisch und Spanisch von den befreundeten MODERN LOVE bzw. ACUERO.

Im abschließenden „Three Chords“ heißt es dann „Punk ist immer noch das Geilste – Hardcore-Punk ist immer noch geil“ und man kann getrost hinzufügen; Auch SCHWACH sind geil, denn sie liefern mit „Kälter“ ein verdammt großartiges Album, mit ordentlich Suchtpotential und werden sich wohl mit BERSTEN um den besten deutsch(sprachigen) Hardcore Release 2022 rittern.