Die Veteranen von SORTILÈGE kennt wohl kaum einer, der nicht gerade den Heavy Metal bis in den letzten Winkel und um Jahrzehnte zurück studiert. Die Franzosen starteten ihre merkwürdige Karriere 1981 aus der Asche der kurzlebigen Truppe BLOODWAVE und feierten mit ihren zwei Alben (bzw. vier, denn beide erschienen nochmals auf Englisch) Mitte der 80er ein paar Erfolge. 1986 war aber schon Schicht im metallischen Schacht.
Es folgte eine kurze Reunion 1992, eine Split mit EVIL 1999 und von 2018 bis 2020 versuchte man es nochmal, alles jedoch ohne echte Releases. Ab da wird es umso komplizierter, denn anscheinend existieren nun zwei Reinkarnationen der Band. Was mit der Version von Gtarrist Didier Demajean los ist, kann ich euch nicht sagen, doch nun liegt mir ein neues Album von SORTILÈGE vor, unter der Führung von Frontmann Christian „Zouille“ Augustin, der mit komplett neuer Mannschaft auftritt. Damit gab es bereits vor zwei Jahren die Compilation „Phoenix“ mit zwei neuen Songs.
Als wäre das nicht alles merkwürdig genug, kommt das neue reguläre Album „Apocalypso“, das es offensichtlich (vorerst?) nur in französischer Variante gibt, via Season Of Mist, dem französischen Label, das vorrangig für Death, Black, Doom, Sludge und artverwandte Genres bekannt ist. Aber gut, so eine Heavy Metal Band schadet sowieso nie.
Die Herren haben nichts verlernt und liefern ein absolut spannendes und reifes Werk ab. Egal ob klassischer Heavy Metal-Stampfer („Attila“), flotte Power Metal-Banger („Trahison“) oder episch-majestätische Nummern wie das fast sieben Minuten lange „Derrière Les Portes De Babylone“, das durch das Mitwirken von MYRATH auch orientalische Züge mitbringt. Die französische Gesangssprache bleibt natürlich Geschmackssache, doch ich konnte mich in diesem Fall sofort damit anfreunden. Das düster-atmosphärische „Le Sacre Du Sorcier“ zeigt weiter die kreative Ader dieser versierten Musiker, das galoppierende „Walkyrie“ legt an Tempo und Intensität nochmal eine Schippe drauf und mit „Encore Un Jour“ gibt es auch emotionale Kost. Zu guter Letzt fährt man mit dem überlangen Titeltrack nochmal alle genannten Geschütze auf und liefert ein theatralisches, wie spannendes Finale.
Ich bin gespannt, ob wir von der anderen Version von SORTILÈGE jemals etwas zu hören bekommen, aber wenn, dann müssen die Herren echt was liefern, denn Zouille hat hier sowohl musikalisch als auch stimmlich gewaltig vorgelegt. Und hoffentlich spart man sich dabei das Namensdrama á la QUEENSRYCHE oder RHAPSODY.
Tracklist „Apocalypso“:
01. Poseidon
02. Attila (feat. Stéphane Buriez)
03. Derrière Les Portes De Babylone (feat. Myrath)
04. Le Sacre Du Sorcier
05. La Parade Des Centaures (feat. Stéphane Buriez)
06. Walkyrie
07. Encore Un Jour
08. Trahison
09. Vampire
10. Apocalypso (feat. Kevin Codfert)
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