Was für ein Package! Auf den ersten Blick wirken die Glam Rocker KISSIN‘ DYNAMITE, die Modern Melodic Metaller DYNAZTY sowie die bisher noch etwas weniger bekannten Old School Rocker/Metaller von FORMOSA recht unterschiedlich, doch als Tourparnter ergänzten sich diese drei motivierten, aufstrebenden und wirklich starken Live-Bands an diesem Abend in der ((Szene)) Wien wunderbar.
Perfekt zum Start von FORMOSA kamen wir in der Wiener ((SZENE)), in der ich nun schon ewig nicht mehr zugegen sein konnte, an. Und die deutschen Jungs, die kürzlich ihre Trennung vom Label verlautbarten aber ihr Album im DIY-Style trotzdem im April auf den Markt werfen werden, gaben Vollschub. Ein Mix aus rockiger Attitüde und traditionellem Metal irgendwo zwischen frühen JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und vielleicht auch THIN LIZZY und der 80er Power Metal Szene aus Deutschland gefiel dem gut gefüllten Saal auf Anhieb. Sänger Nik Bird, in echter Rocker-Gluft und mit hoher Stimme, motivierte er die Anwesenden und überzeugte bereits beim Gänsehaut-Opener „Living On A Blade“, das leicht epische Züge hat und die Lust auf das kommende Album „Bittersweet“ umso mehr schürte. Es folgte sogleich das nicht minder starke „Burning Desire“, dessen Text tiefgründigen Inhalt bietet, wie und Nik selbst im Interview danach erzählte, sowie später „Horns Up“, das ebenfalls vom kommenden Werk stammte und just an diesem Tag, „Nur für euch Fans in Wien!“, wie er grinsend verkündete, veröffentlicht wurde.
Die Show wurde immer schweißtreibender, die Leute sangen bereits mit und gingen gut ab und so entledigte sich Nik auch irgendwann seiner Jacke und feuerte somit Oben ohne die Meute weiter an. Die Frage „Mögt ihr Bier“, kam mit einem Ottakringer in der Hand uns als Nicht-Wiener etwas merkwürdig vor, denn ja „Wir mögen Bier“, aber Ottakringer ist halt keines! Aber egal, Spaß machte es trotzdem und für die Ballade kam der Fronter dann nochmal mit einem gefiederten Kostüm raus. Aber auch die restliche Truppe zeigte sich spielfreudig, agil und überaus zufrieden. Eine Band, die man definitiv im Auge behalten muss!
Setlist FORMOSA:
Living On A Blade
Burning Desire
Fuck Up Your Liver
Sold My Soul
Horns Up
Melinda
Maniac Lover
Bad Boys
Nach kurzer Umbaupause und dem bekannten Song „Ameno“ als Intro, machten DYNAZTY sofort und ohne Umschweife klar, dass man es hier mit absoluten Vollprofis zu tun hat. Untermalt mit eindringlichen Synthies, gab es sogleich eine unglaubliche Soundwand und kurz darauf einen überaus stimmgewaltigen Nils Molin, der stimmlich live mehr als nur glänzt und seinem Ruf gerecht wurde. Hymnen wie „Firesign“, „Paradise Of The Architect“ oder das neuere „Advent“ wurden textsicher mitgebrüllt und in der Halle war zu diesem Zeitpunkt kaum mehr ein Zentimeter frei . Die Schweden hatten also alle Trümpfe in der Hand und spielten diese auch mühelos aus. Die Gitarristen Rob Love Magnussen und Mike Lavér rifften wie Weltmeister und hatten beim zweistimmigen Solo sogar Zeit ein Bier zu kippen, während sie einhändig übers Griffbrett flogen.
Ein weiteres, wenn auch überraschendes Highlight war sicher die Eigeninterpretation des DEEP PUPRLE Klassikers „Highway Stars“, sowie das gekonnte Drumsolo – wobei letzteres Geschmackssache bleibt und mir persönlich ein weiterer Hit lieber gewesen wäre. Aber vielleicht braucht die Goldkehle ja auch seine Pausen um richtig zu funktionieren. Auch die gewohnten Mitsingspiele wurden lautstark angenommen, doch auch diese nahmen wieder Zeit in Anspruch, die man eben für eine weitere Hymne hätte nutzen können. Doch spätestens mit der Überhymne „Presence Of The Mind“ oder auch dem immer noch genialen „The Human Paradox“ und ein paar weiteren Gänsehautmomenten, war das aber auch schon wieder vergessen. Die Show verflog viel zu schnell, doch sowohl die Band als auch das Publikum verabschiedeten sich mit mehr als zufriedenen Gesichtern voneinander.
Setlist DYNAZTY:
(Ameno)
Power Of Will
Firesign
Natural Born Killer
Paradise Of The Architect
Threading The Needle
Advent
Highway Star (DEEP PURPLE)
Yours
The White
Drum Solo
Waterfall
Presence Of Mind
The Human Paradox
Heartless Madness
Die nächste Pause sollte etwas länger dauern, aber das war uns nur recht, denn wir machten es uns mit FORMOSA zum Plausch im Backstage-Raum gemütlich und überbrückten mit einem Interview perfekt die Zeit. Als es dann aber endlich dunkel und still wurde, wussten Fans von KISSIN DYNAMITE, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm bedeuten kann und dieser fegte in den nächsten 70 Minuten gewaltig über uns hinweg – dass danach in Österreich wirklich Sturmböen Verwüstung verursachten kann da wohl kein Zufall sein. Mit „No One Dies A Virging“ brachten Front-Strahlemann und seine Jungs die Halle sofort in Wallung und den einen und anderen zum Ausrasten. Hannes war sichtlich begeistert und überwältigt, was er im Verlaufe der Show noch mehrmals auch sehr überzeugend betonte und dementsprechend bei bester Laune.
Die ganze Truppe interagierte auf die eine oder andere Weise immer wieder mit dem Publikum, dennoch war es beeindruckend welche Strahlkraft der sympathische Fronter mitbringt. Aber auch stimmlich war alles in bester Ordnung, der Sound eventuell minimal weniger klar als bei den Schweden, doch untermalte er die Hits und Hymnen wie „Only The Dead“, „Sex Is War“ oder das unverschämt eingängige „I Will Be King“ bei dem König Hannes vom Roadie samt Zepter und Schärpe auf die Bühne geführt wurde, perfekt. Letzt genannter Track wurde von seinem anwesenden Volk wieder ohrenbetäubend laut mitgesungen. „Wir wussten ja irgendwie worauf wir uns in Wien einlassen und dass ihr hier einen – im positiven Sinne – an der Waffel habt, aber das ist unglaublich!“, wurde verkündet und nach tosendem Applaus ging es auch schon weiter. Überraschungen gab es im Set jetzt keine Großen, außer vielleicht den Bonus-Track „Living In The Fastlane“, doch auch der war abzusehen, kletterte dieser ja mühelos in Spotify auf Platz drei bei der Band-Playlist. Bis auf „Hashtag Your Live“ und „Yoko Ono“ fehlte mir kein (Pflicht)Hit und auch wenn die Show kurz und knackig ausfiel, konnte keiner mit dieser enorm starken Performance unzufrieden sein. Darum durften wir noch zwei Mal die ((Szene)) in Schutt und Asche legen, denn Hannes ist sich sicher, die wird nicht mehr gebraucht, denn nächstes Mal soll die Arena statt der ((Szene)) ausverkauft werden. Ein Ziel, das durchaus realistisch klingt! Wir wären definitiv dabei und erfreuten uns noch über den Titeltrack „Not The End Of The Road“ sowie die einzige Zugabe „Flying Colours“ und begaben mehr als zufrieden in das nächtliche Wien.
Setlist KISSIN DYNAMITE:
No One Dies A Virgin
I’ve Got The Fire
Sex Is War
Love Me, Hate Me
Only The Dead
Living in the Fastlane
What Goes Up
I Will Be King
DNA
Six Feet Under
You’re Not Alone
Not the End Of The Road
–
Flying Colours
Natürlich blieb die ((Szene)) stehen und dieses Kulturgut braucht sowohl die Bands als auch die Zuschauer, doch was diese drei Bands hier ablieferten, wird bei den Anwesenden definitiv nicht so schnell vergessen werden und wir freuen uns auf eine Rückkehr, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt!