INDUCTION sind einer der heißesten Newcomer im Power Metal. Nicht nur, dass hier Tim Hansen, Sohn von Kai (HELLOWEEN, GAMMA RAY) Mastermind und Produzent ist, die Truppe lieferte mit ihrem Zweitwerk „Born From Fire“ eine Wundertüte an Hits und Hymnen, die für mächtig Aufsehen sorgten. Im Vorprogramm von SERIOUS BLACK heizte die international besetzte Truppe ebenfalls gewaltig ein. Grund genug, Tim spontan zum Interview zu laden. Der begeisterte wie sympathische Vollblutmusiker erzählte mir von den bewegenden Anfängen der Band, aber auch von großen Zukunftsplänen.
Hey Tim, wie gefällt die Tour bisher?
Das ist die vierte Show in der Runde. Und eigentlich unsere erste richtige Tour und war bisher super spannend. SERIOUS BLACK geben übrigens gerade noch Gas. Ich war direkt nach der Show beim Merch und die Leute feierns einfach. Die Energie ist da und wir haben Spaß auf der Bühne und das bekommen die Leute auf jeden Fall mit.
Klingt gut! Wir hatten auch viel Spaß! Es fühlt sich an als ob ihr quasi aus dem Nichts gekommen seid. Das erste Album lief für mein Gefühl noch etwas unter dem Radar gelaufen und ihr habt ja eine doch sehr bewegte Grünungsgeschichte. Die Band wurde in Tschechien gegründet und du bist später dazu gekommen und standest plötzlich alleine da gestanden.
Ja, im Prinzip schon. INDUCTION wurde 2014 als Projekt gegründet, also vom tschechischen Gitarristen Martin Beck. Er wollte mal sehen, was so geht und was passiert und dann war die erste Single mit ein paar Gastmusikern und als wir dann uns ran gemacht haben für das erste Album, bin ich dann dazu gekommen. Ab dem Moment haben wir geschaut, dass es auch langsam zur Band wird und weitere Members gesucht. Nach ein paar Shows und dem Album, wurde schnell klar, dass die Anforderung die INDUCTION hat einfach für manche zu groß war. Deswegen haben wir entschieden uns neu zu gruppieren. Im Prinzip war ich dann aber irgendwann alleine, denn Martin ist dann auch noch aus der Band abgehauen. Erst haben wir gemeinsam nach Leuten gesucht und er hat dann generell etwas das Interesse am Musizieren verloren. Aber das hat schon so gepasst mit Marcos Rodríguez zusammen am neuen Album basteln. Ich fühle mich mit dem LineUp ziemlich zu Hause.
Wie hast du das LineUp zusammengefunden, denn Marcos ist ja gebürtiger Argentinier?
Marcos lebt in Teneriffa…
Ja ich weiß, ich hab dort mal seine Cover-Band SOUNDCHASER vor gut zehn Jahren live gesehen! (lacht)
Also, ich hab während der Pandemie sehr viel Zeit damit verbracht, die richtigen Leute zu finden. Also kam die Pandemie vom Timing her zumindest ganz gut. Im Prinzip habe ich öffentliche Auditions gehalten und da haben sich auch viele Leute gemeldet. Der Basser Dominik (Gusch), der da vorne grad steht und grinst, hat sich darüber gemeldet und die Audition gemeistert. Die Feuerprobe ist halt dann trotzdem immer das erste Treffen und gemeinsam Musizieren. Auch Kias, der kurzzeitig Drums spielte kam auf diesen Weg dazu, verließ uns aber bald wieder. Marcos kannte ich schon länger online. Als Martin ging, kontaktierte ich ihn und das ging relativ schnell. Er war sofort überzeugt von der Musik und Ethik.
Den Sänger Craig (Cairns) habe ich nach langem Suchen und viel Frustration endlich gefunden. Ich glaub ich war mit an die 100 Sängern in Kontakt, aber da war einfach „der Eine“ nicht dabei. Eines Tage saß ich mit einem Freund auf der Couch und der meinte, ob ich schon mal auf Fiverr gekuckt hab. Das ist so eine Online-Freelance-Plattform. Da haben wir mal einfach „Metal Sänger“ eingegeben und Craig war einer der ersten, der da aufgeploppt ist. Und ich wusste sofort: Das ist er! Und als er dann ein paar Songs für mich einsang, war ich komplett überzeugt.
Ja, Craig hat mich auch umgehauen, auch mit seiner Wandlungsfähigkeit. Aber generell konnte ich nicht glauben, dass ihr quasi Newcomer seid, egal ob Songwriting, Produktion oder auch der Spielwitz. Ich habe auch gelesen du bist selbst Produzent der Platte.
Genau das hab ich selber produziert. Ich habe glaube ich aus der ersten Produktion sehr viel mitnehmen können und bin sehr perfektionistisch. Mir ist sehr wichtig, dass meine Veröffentlichungen groß klingen. Ich verstehe nicht, wieso sich viele mit einer semi-guten Produktion zufriedengeben. Und ich höre mir die großen A-Class Platten an und denke mir, da will ich hin und finde auch dass es da hin muss. Darum habe ich sehr viel Zeit mit den Songs verbracht, aber auch gemeinsam mit den anderen Jungs, damit alles stimmt und perfekt sitzt. Ich denke das hat sich gelohnt. Es klingt, wie du sagst, nicht nach einem zweiten Album.
Ich habe eh gestaunt; „Order & Chaos“ klingt vom Bombast her nach RHAPSODY. Aber wenn ich im Vergleich das aktuelle Album der Italiener höre, dann muss ich sagen, da fahrt ihr viel mehr auf in Sachen Bombast, Produktion und generellem Invest. Aber dennoch höre ich auf dem Album sehr sympathische und lebendige Ecken und Kanten heraus, die mir gefallen.
Ja klar, es geht ja bei einer Produktion auch immer darum, dass alles noch menschlich bleiben soll. Natürlich sind die modernen Produktionen poliert, aber der Trick dabei ist, das alles mit Vorsicht zu genießen und das geschickt angeht. Deshalb hab ich mich auch für Jacob Hansen entschieden, der das gemixt und gemastert hat. Bekannt für seine Arbeit mit ARCH ENEMY, PRIMAL FEAR oder AMARANTH. Der hat uns das final gemacht. Wir haben viel Zeit mit dem Finden des richtigen Sounds für jeden Song verbracht. Er hat uns da aber dann immer ganz schnell die fertigen Songs retour gemailt. Das Album sollte primär beim Anhören Spaß machen. Die erste Version war etwas klinischer und klarer, aber ich wollte, dass das alles mehr ballert und das haben wir, denk ich geschafft.
Ich frage ja sowieso gerne, was die Gründe waren, oder welcher Moment prägend dafür war, dass man selbst zum Instrument greift. Bei dir ist das aber ja etwas augenscheinlicher bzw. eventuell „in die Wiege gelegt“. Wie lief das wirklich ab?
Das Augenscheinliche ist tatsächlich nicht der Grund. Ich denke, mein Vater (Kai Hansen), der in der Szene bekannt und sehr beschäftigt ist, spielt da sicherlich auch eine Rolle. Ich hatte immer das Interesse für Musik bzw. zumindest im Blick. Aber dass es so richtig bei mir losging, war ein sehr persönlicher Impuls, den ich mit 15 bekommen hab. Da hatte ich eine etwas schwierigere Zeit in meinem Leben. Das war der Moment in dem ich zum Papa gesagt hab, gib mir ein paar Gitarren, ich will mich mit Songwriting und dem Spiel ansich mehr auseinandersetzen. Das hat mich in dieser schweren Zeit tatsächlich sehr befreit. Das wurde dann zu meiner neuen Obsession. Seitdem könnte ich mir nichts mehr anderes vorstellen.
Wie war da der Support von ihm. Also in so jungem Alter heißt es ja eventuell: „Klar kannst du Rockstar werden, aber was anständiges Lernen sollst du vorher auch!“
Ne, so war das nie. Ich habe fast meine Schule abgebrochen, weil wir zu dem Zeitpunkt in der Produktion des Albums waren, also während meines Abis. Ich habe mich aber dafür entschieden, das Ganze durchzuziehen und da haben mich auch die Eltern dazu motiviert. Ich habe auch mit einem guten Schnitt abgeschlossen und jetzt stehen mir halt mehrere Türen offen. Und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich seit meinem Schulabschluss nichts anderes machen musste und davon leben kann. Ich kann auch mit Gitarrenunterricht was dazu verdienen und biete auch ab und zu kleinere Promo-Jobs an. Aber ich kann mit Stolz sagen, dass ich meinen Traum bisher super verfolgen und leben durfte.
Wie früh durftest du denn schon zu einem GAMMA RAY Konzert mit, Papa auf die Finger schauen?
Ja, das erste das mir einfällt, da war ich nicht mehr ganz so klein, aber vielleicht mit neun in Hamburg im Docks an der Reeperbahn.
Kai hatte am ersten Album noch einen Gastbeitrag. Habt ihr dieses Mal ganz bewusst auf Gäste verzichtet?
Nein, das war ganz unbewusst. Mein Patenonkel, Piet (Sielck) von IRON SAVIOR hat aber Backing-Vocals für uns mit aufgenommen. Er hat eine ganz spezielle Art das zu machen, denn der kreiert damit einfach so eine Wand und das wollte ich auf dem Album haben. Beim ersten Album hatten wir den Song „Mirror Make Believe“ wo Kai mitgesungen hat. Das hat sich einfach gut angeboten, weil der Song auch wie ein Duett aufgebaut war. Und da war er einfach der nächstbeste Ansprechpartner. Darum hat das gut gepasst. Ich finde es aber ganz cool, dass dieses Album „All INDUCTION“, aber ich schließe es nicht aus, dass wir auf dem nächsten Album Gäste haben, aber auch nichts, was jetzt unbedingt etwas Übliches werden sollte.
Dann lass uns nochmal zum neuen Album kommen. Was war die Idee hinter dem Titel bzw. gibt es eine Art Konzept dahinter und wie passt das Artwork dazu?
Der Titel „Born From Fire“ kam im Prinzip vor dem Albumtitel. Also war der Song vorher da. Als ich diesen Song fertig hatte, war mir klar, dass das auch der Albumtitel ist. Im Prinzip geht es dabei ein bisschen um diese ganze Pandemie-Geschichte. Zwei Jahre in dem die gesamte Musikwelt auf Eis lag. Darum finde ich es umso interessanter, wie wir Künstler es jedes Mal schaffen mit noch mehr Inspiration aus so schwierigen Zeiten herausgehen. Ich denke mir, wenn man auf dieses Jahr schaut, da gab es viele geniale Alben wie die von MEGADETH und BLIND GUARDIAN. Und zum Teil denke ich, dass Alben dank der Pandemie besser oder schneller fertig wurden. Es geht nicht nur darum, dass INDUCTION aus Feuer (neu)geboren wurde, sondern die ganze Szene.
Ich hab ja in meinem Review geschrieben, dass es zu den besten Power Metal Alben des Jahres gehört, wenn nicht sogar mehr. Ihr habt einen Mix aus Perfektionismuss und spürbarer Spielfreude. Und ihr verbindet quasi das Beste der letzten Dekaden aus dem Genre. Spürst du da einen Druck für das nächste Album?
Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen, da das nächste Album schon sehr weit im Schreibprozess ist (lacht) und ich finde das Material bisher noch stärker.
Ich danke dir für das sehr interessante Gespräch. Magst du noch etwas sagen?
Ja, ich bin nach nur ein paar Tagen nach dem Release schon sehr happy und zufrieden damit, wie es ankommt und ich glaube, dass wir mit INDUCTION weiterhin bergaufgehen können. Ich freue mich sehr darauf, die nächsten Shows zu genießen und zu sehen wie diese Gemeinschaft wächst.
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