Stiller Held
(Deutschrock | Modern Metal)
Label: Drakkar Entertainment
Format: (LP)
Release: 09.06.2023
Das neue Album „Stiller Held“ von EXISTENT wird bereits am Cover seinen Namen gerecht: Eine schwarz angemalte Person, mit goldener Farbe überschüttet, starrt einen mit durchdringendem Blick und zugenähtem Mund an. Schon bei dem Artwork ahnte ich, was mich auf dem neuen Album erwartet: Sozialkritische Aussagen mit kraftvoll hinterlegten Melodien!
Kritik an die Welt und die vorherrschende Gesellschaft
Der erste Track „Kein Paradies“ hält schon das Versprechen des Covers ein und legt gleich mit einem gewaltigen Gitarrenriff los. Dann legt auch noch Marcel Dummer mit seiner unglaublichen, rauen Stimme los und singt über die – wortwörtlich bitterkranke – Welt. Eine Welt, in der der Mensch von Hass und falschen Ideologien getrieben wird. Eine Welt, die kein Paradies darstellt. Abgerundet wird der Song noch mit den abschließenden Worten einer Nachrichtensprecherin:
Keine Frage, die EXISTENTler haben bereits mit dieser Nummer die Messlatte für die darauffolgenden Lieder ordentlich hoch gelegt. Aber für die fünf Jungs eindeutig noch nicht hoch genug: Mit „Alles Brennt“ ist ihnen eine rockige Komposition gelungen, in der ich mich fallen lassen kann, weil mich die harten – aber aufeinander abgestimmten – Rhythmen des Schlagzeugs, der Gitarre sowie des Basses auffangen. Der Gesang und Inhalt des Songs reichen mir zudem die Hand, um aufzustehen. Aufzustehen, um mich gegen die auferlegten und negativ vorherrschenden Gesellschaftsstrukturen aufzulehnen und beim Aufbau einer besseren Welt beizutragen.
Stille Helden, steht auf und erhebt eure Stimmen!
Der Titelsong „Stiller Held“ geht mir von der ersten Sekunde an tief unter die Haut: Eingeleitet von fesselnden Gitarren-Riffs – gefolgt vom eindringenden Sprechgesang sowie den eingängigen Beats des Schlagzeugs und des Basses – entfaltet das Lied nach etwa einer Minute seine ganze raumeinnehmende Größe:
Diese Textpassage weckt in mir impulsartig das Bedürfnis, mich auf der Stelle zu erheben, mich für solidarische Ideale einzusetzen und aus dem Schatten des stillen Helden zu treten. Und um mich für die darauffolgende Nummer „Schrei“ vorzubereiten! Bei diesem Song kann ich meine Beine einfach nicht stillhalten, sondern muss tanzen und – spätestens an der Stelle, an der der Marcel schreit – meinen eigenen Frust laut von der Seele schreien. Aber mein persönliches Highlight bei diesem Lied ist der Takt des Schlagzeugs, der mich an (m)einen Herzschlag erinnert und mir aufzeigt, dass es sich lohnt – auch in schweren Zeiten – zu kämpfen.
Mit Melancholie Gutes bewirken
Neben harten Klängen befinden sich auch ruhigere Songs auf dem neuen Album, bei denen der Gesang – neben der gewohnten Rauheit der Stimme – melodisch-melancholisch wirkt. Vor allem die Nummer „Der Letzte Rest“ trifft mich mit dem Klang der Instrumente und der schweren Stimme mitten ins Herz, dass es mich beinahe zu Tränen rührt. Der Text erledigt dann wirklich den letzten Rest und die ersten Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen. Doch trotz sentimentalem Einschlag, muntert dieser Song dazu auf, nach vorne zu sehen und Vergangenes vergangen sein zu lassen.
Mit sanftem Gitarrenlick und dezenten Drums im Hintergrund, die an Regentropfen erinnern, erweckt der Track „Stimme“ anfangs auch den Anschein eine ruhige Nummer zu sein. Doch sein wahres Potential entfaltet der Song erst nach knappen 45 Sekunden: Kraftvolle Beats verschaffen sich schlagartig Gehör! Und eindringende Vocals vermitteln die Botschaft, dass man sich zu oft selbst im Weg steht, wenn man sich zu sehr von der negativen Stimme im Kopf leiten lässt.
Untergang mit gewissem Charme
Der Track „Willkommen im Untergang“ begrüßt seine Hörer und Hörerinnen mit beinahe fröhlich-euphorischem Klang und Gesang zum Untergang. Außerdem regt er nochmal so richtig zum Nachdenken an! Und um dem Abschluss des Albums angemessen abzurunden, folgt die letzte Nummer „Untergang“, bei der es sich um ein Outro handelt. Diesem Track wird ein dramatischer Effekt verliehen, indem die gehaltene Ansprache von theatralischer Klaviermelodie begleitet wird und ihr so ihren Charme verleiht.
Fazit zum Album „Stiller Held“ von EXISTENT
Es fehlt mir an den passenden Worten, um das Album in seiner ganzen Pracht zu beschreiben oder die dem Talent der Jungs gerecht werden. Aber eines bin ich mir Gewiss: Das Album baut mit jedem Song immer mehr Spannung auf, so als würde es eine Geschichte erzählen. Und die Moral der Geschichte ist, dass die stillen Helden unter uns ihre Stimmen erheben und sich Gehör verschaffen sollen. Und das neue – und gleichnamige Album – von EXISTENT ist das perfekte wegweisende Werkzeug dazu!
Tracklist „Stiller Held“:
1. Kein Paradies
2. Stiller Held
3. SchreiS
4. Alles Brennt
5. Geschichten
6. A&R (SCH)
7. Existent Ist Scheisse
8. Irgendwas
9. Der Letzte Rest
10. Stimme
11. Willkommen Im Untergang
12. Untergang
Gesamtspielzeit: 40:34
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