Punk Statt Putin – Gegenkultur in Russland
Verlag: Ventil Verlag
Autorin: Norma Schneider
Format: (Buch)
Release: 21.04.2023
2012 sorgten die russischen Aktionskünstlerinnen von PUSSY RIOT mit ihrem Punkgebet in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau nicht nur weltweit für Aufsehen, sondern die nachfolgenden Repressionen und deren Verfolgung, die für einige der Mitgliederinnen im Straflager endete, führte der westlichen Welt vor Augen, dass die Meinungsfreiheit im russischen Regime endendwollend war und ist. Zu dieser Zeit, während PUSSY RIOT vor Gericht standen, begann sich die Autorin für die Punk bzw. generell Protestszene in Russland zu interessieren und beschäftige sich ab da an intensiv mit der russischen Gegenkultur im Land wie auch im Exil.
Während der Entstehung des Buchs startete Russland dann den inzwischen schon über ein Jahr andauernden völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die demokratische Ukraine, und im Zuge dessen die Repressionen gegen die, die sich mit Musik, Kunst und Literatur gegen den nationalistischen, patriarchalen und homophoben Mainstream stellen, die sich weiter gewaltig verstärkt haben. Im ersten Teil gibt Norma Schneider eine kompakte Einleitung in das System Putin und sein Regime und mit welchen radikalen Ideologien dieses unterfüttert wird und Gesellschaft manipuliert wird.
So kommen in „Punk Statt Putin“ zahlreiche Künstler*innen, die zum Teil nach dem Februar 2022 das Land schon verlassen mussten, und nun aus dem Exil ihren künstlerischen Protest tätigen, zu Wort und das künstlerische Leben zwischen Selbstzensur, drohendem Gefängnis oder eben Exil beschreiben. Natürlich ist auch hier Protest gegen den grausamen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein zentrales Thema, wie am Beispiel der inzwischen in Berlin lebenden tartarischen Literatin Dinara Rasuleva, stellvertretend auch für die zahllosen unterdrückten ethnisch nicht russischen Minderheiten, aufgezeigt wird. Oder der populären Bamd IC3PEAK die vorallem mit Hilfe ihrer bildgewaltigen Musikvideos relativ offen Kritik an Regime und Krieg übt, sowie die inzwischen ebenfalls im Exil agierende Truppe PORNOFILMY, die Benefizkonzerte für die Menschen in der Ukraine veranstaltet und inzwischen davon ausgeht, nie mehr in Russland auftreten zu werden.
Norma Schneider macht sich auch die Mühe Playlists, wie sie es nennt, aus Musik und Literatur zusammenzustellen, für die Leser*innen, die nicht nur die schon genannten Musiker*innen beinhaltet sondern inzwischen auch schon legendäre Werke wie „Der Tag des Opritschniks“ von Vladimir Sorokin, dessen darin beschriebene totalitäre Utopie für Putin’s Russland inzwischen von der Realität eingeholt wurde. Oder der durch die apokalyptischen Dystopien „Metro 2033“ und „Metro 2034“ bekannt gewordene und auch öffentlich vehementer Regimekritiker Dmitry Glukhovsky. Desweiteren wird auch queeren Künstler*innen eine Plattform geboten, für die, die Arbeit aufgrund der drastischen Anti-LGBTQ+ Gesetzgebung besonders gefährlich ist.
Kurzum: „Punk Statt Putin“ bietet nicht nur eine gute Zusammenfassung des in den letztem Jahrzehnt aufkommenden und sich radikalisierenden russischen Nationalismus und den damit verbundenen Umbau in eine autokratische Diktatur und die Unterdrückung von oppositionellen Stimmen sondern gibt auch einen sehr lesenswerter Einblick in die nachwievor bestehende künstlerische Opposition und Gegenkultur in Russland, die aufgrund des verbrecherischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit noch größeren Repressionen konfrontiert ist.
Broschur
Autorin: Norma Schneider
Seiten: 192
Release: 21. April 2023
16,00 €(D)
ISBN 978-3-95575-202-6
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