The Passion Of Dionysus
(Power Metal)
Label: SPV (Steamhammer)
Format: (LP)
Release: 30.06.2023
Wer gerne am Sonntag um 12 Uhr mittags den Sirenen lauscht, wer gerne Großwildkatzen beim Brüllen oder Paaren zuhört oder es einfach schön findet, wenn ein Feuerwehrauto mit Folgetonhorn an einem vorbeifährt, der sollte unbedingt beim neuesten Werk von VIRGIN STEELE reinhören. Wer gut gemachten Heavy Metal mag, bei dem die Musik im Vordergrund steht, sollte unbedingt nicht reinhören beim neuesten Werk von VIRGIN STEELE. Die letzten Jahre war es recht ruhig um Frontmann und Schreihals David DeFeis und seine beiden Mitstreiter. Das letzte Studioalbum erschien 2015 („Nocturnes of Hellfire & Damnation“) und dazwischen tourte man immer Mal wieder oder veröffentlichte diverse alte Scheiben neu.
Doch leider fällt auch der neueste Streich wie sein Vorgänger in die Kategorie, wer soll das bitte ertragen. Vorbei sind die Zeiten in denen Alben wie das großartige „Invictus“ oder die beiden Akte von „The House Of Atreus“ für Begeisterung sorgten und man die alten Werke in seinen CD-Player schob.
Auf „The Passion Of Dionysus” befinden sich zehn Songs, die alle bis auf zwei Stücke zwischen sieben und zwölf Minuten dauern und sich mit dem griechischen Gott Dionysus beschäftigen. Laut Herrn DeFeis hat es ihm der Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase angetan und so wurde kurzerhand ein Album um dieses Thema gestrickt. Wahnsinn und Ekstase treffen es recht gut eigentlich, wenn man sich dieses Konzeptalbum zu Gemüte führt.
Könnte man meinen, dass dieses Thema durchaus geeignet wäre ein Album zu schreiben, kommt man leider nicht wirklich dazu, sich mit der Thematik zu beschäftigen, denn man ist annähernd 77 Minuten damit beschäftigt sich zu fragen, ob David gerne ein Löwe, eine Sirene oder ein Feuerwehrauto wäre. Beim Opener „The Gethsemane Effect“ wird ab den ersten fünf Sekunden schon gekreischt und in undefinierbaren Höhen gestöhnt oder gebrüllt. Und dieser Stil zieht sich bis zum letzten Song „I Will Fear No Man For I Am A God“ so durch. Und wenn ein Lied 12 Minuten dauert und einem gefühlt die Hälfte davon vorgekreischt wird, ist das nur schwer zu ertragen. Das unmotivierte Geklimper am Klavier, dass sich gefühlt durchgehend wiederholt, ohne etwas Neues zu bieten macht die Songs auch nicht besser.
Nach zweimaligem Durchhören (natürlich mit einem gewissen Abstand dazwischen) möchte man den Sänger nur nehmen, schütteln und laut fragen: „Warum?“ Seine Mitstreiter Edward Pursino und Josh Block können einem nur leidtun, denn immer wieder zeigen die beiden Herren, dass sie ihre Instrumente gut beherrschen und ein Solo zum Besten geben wollen würden, doch ein gewisser David DeFeis kann es anscheinend nicht ertragen, dass er nicht zu hören ist und lässt seinen Musikern kaum zehn Sekunden Zeit sich zu entfalten, ehe er schon wieder schreit, brüllt oder ein komplett unmotiviertes und unpassendes „F*ck You“ oder „Motherf*cker“ auf die Hörerschaft los lässt. Bei dieser Menge an Geräuschen glaubt man zwischendurch man befindet sich auf Großkatzen-Safari und der Tiger King hätte wahrlich seine Freude.
Es macht auch keinen Sinn einen speziellen Song hervorzuheben, denn es bleibt weder textlich noch musikalisch oder gesanglich irgendetwas hängen oder sticht heraus. Die Frage, die mir zusätzlich die ganze Zeit durch den Kopf geisterte, war: „Wie kann sich der Sänger eigentlich merken, wann er wo welches Geräusch machen muss, oder ist sowieso schon alles egal, weil eh keiner mehr zuhört und nur mehr hofft, dass dieses Kunstwerk bald ein Ende findet?“
Somit bleibt als Fazit eigentlich nur zu sagen, dass VIRGIN STEELE leider nicht mehr zu ertragen sind und Mastermind David problemlos umschulen könnte ins Rotlicht-Gewerbe, denn da werden laufend Leute gesucht, die Filme ab 18 synchronisieren können, denn stöhnen und in Ektase schreien beherrscht er wie kein anderer. Und falls man Material sucht, um jemand im Keller zu foltern, um die Wahrheit aus einem heraus zu bekommen, eignet sich „The Passion Of Dionysus“ ebenfalls hervorragend, denn spätestens nach dem fünften Durchlauf erzählt einem dieser Mensch wirklich alles was man wissen will.
Tracklist „The Passion Of Dionysus“:
1. The Gethsemane Effect
2. You’ll Never See The Sun Again
3. A Song Of Possession
4. The Ritual Of Descent
5. Spiritual Warfare
6. Black Earth & Blood
7. The Passion Of Dionysus
8. To Bind & Kill A God
9. Unio Mystica
10. I Will Fear No Man For I Am A God
Gesamtspielzeit: –
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