Am vierten Tag hieß es für alle die noch konnten früh aufstehen, denn als Patriot war es für uns Pflicht, um 13 Uhr schon vor der Bühne zu sein, um den Landsleuten von DRAGONY auf die Finger zu schauen. Wie zu erwarten war es schon wieder oder noch immer sehr heiß, doch davon ließen sich die Leute inzwischen nicht mehr abschrecken und so war die Kulisse recht ordentlich zu diesem recht frühen Slot. Leider hatten Sänger Siegfried „The Dragonslayer“ Samer und seine fünf Kollegen von Beginn an mit Soundproblemen zu kämpfen die ließen sich nur schwer beseitigen. Doch irgendwann klappte es dann doch und es war Zeit für nicht ganz 50 Minuten Power Metal made in Austria.
DRAGONY sind hier ebenfalls gern gesehen Gäste und so viel es Sigi nicht schwer die Meute zum Mitsingen und Hüpfen zu animieren. Mit „Viribus Unitis“ hat man ein fast neues Album mit im Gepäck, vom dem der Opener „Gods Of War“ und „Made Of Metal (Cyberpunk Joseph)“, gemeinsam mit der Sängerin Maria Nesh (RED EYE TEMPLE) intoniert wurde. Maria verließ die Bühne nicht mehr und so wechselten sich Herr Samer und Frau Nesh einfach ab beim Singen und sorgten so für Abwechslung. Mit „The Dead Queen’s Race“ kamen die Fans noch in den Genuss das Live-Debut dieser Single zu erleben. Solider Gig mit eine paar Mängeln an der Technik, die jedoch schnell vergessen waren.
Foto (c) Manfred Thanner
Setlist DRAGONY:
Gods Of War
Lords Of The Hunt
Golden Dawn
A.E.I.O.U.
Made Of Metal (Cyberpunk Joseph)
The Dead Queen’s Race(Live debut)
If It Bleeds, We Can Kill It
Legends Never Die
Wer es etwas kriegerischer und härter mochte, der kam bei den wiedergeborenen Kämpfern von WARKINGS auf seine Kosten. Der geschmackvolle Bühnenaufbau mit Fahnen, Schilden und dem beeindruckenden Band-Cover im Hintergrund steigerte die Vorfreude auf die neue Formation von Georg Neuhauser (SERENITY). Gegründet 2018 durfte die Truppe wohl nur Insidern ein Begriff gewesen sein. Die Geschichte, die hier erzählt wird ist einfach: vier verstorbene Krieger, darunter ein römischer Tribun, ein Kreuzritter, ein Spartaner und ein Wikinger, treffen sich nach ihrem Tod in Walhalla und beschließen dank der Mithilfe von Odin Heavy Metal auf die Erde zu bringen.
Warum nicht? Dank netter Kostüme und jeder Menge Pathos funktioniert das Konzept sehr gut und Songs wie „Maximus“ und das an HAMMERFALL erinnernde „Heart Of Rage“ mit Sängerin Morgana le Fay (Secil Sen) gehen toll ins Ohr. Und wem das alles noch nicht genug ist, der kann sich ja mit dem bandeigenen Schlachter und seinem überdimensionalen Hammer im Circle Pit anlegen.
Auch wenn sich der Ansturm der Leute am MoR leider in Grenzen hielt, legte die Truppe einen feinen und amüsanten Auftritt hin und die Zuschauerzahlen werden bestimmt weiter wachsen.
Setlist WARKINGS:
The Last Battle
Maximus
Hephaistos
Hellfire
Heart Of Rage
Spartacus
Give Em War
Fight
We Are The Fire
Sparta
Gladiator
Nach kurzer Mittagsrast und diversen Stärkungen am Campingplatz eilte man rechtzeitig zu ORDEN ORGAN zurück auf das gut gefüllte Gelände. Deutscher Power Metal in Perfektion stand am Plan und die wollte man sich natürlich nicht entgehen lassen. Sänger und Gründungsvater Sebastian „Seeb“ Levermann im wahrscheinlich gut verschwitzten Ledermantel ist mit seiner Truppe inzwischen seit 25 Jahren aktiv, dementsprechend groß ist die Fanbase wie ein Blick vor die Bühne verriet.
Die Hitdichte is inzwischen auch schon sehr gewachsen und Songs wie „We Are Pirates“, oder das grandiose „Gunman“ vom gleichnamigen 2017er Album gehen runter wie Öl. Alle Anwesenden sangen lautstark mit und die Stimmung steigerte sich mit Fortdauer des Konzertes immer mehr und erreichte beim letzte Song „The Things We Believe In“ ihren Höhepunkt. Die Band schaffte es, dass die Masse vor der Bühne die Welle machte, während sich Drummer Dirk „Dirki“ Meyer-Berhorn literweise Wasser über den Kopf leerte um nicht zu kollabieren. So funktioniert deutsches Handwerk und so machte das richtig Spaß. Hoffentlich sieht man sich bald wieder.
Setlist ORDEN OGAN:
F.E.V.E.R.
InThe Dawn Of The AI
Sorrow Is Your Tale
We Are Pirates
Come With Me To The Other Side
Forlorn And Forsaken
Inferno
Heart Of The Android
Gunman
Let The Fire Rain
The Things We Believe In
Der letzte Abend des diesjährigen MoR stand im Zeichen des Folk-Metal’s und so lernte man etwas über die mongolische, die schweizer und die schwedische Geschichte, wenn man aufmerksam lauschte. Den Anfang im Volkskundeunterricht durften die Senkrechtstarter von THE HU machen, die seit 2016 der Welt ihre musikalische Kultur näherbringen. Das funktioniert übrigens ausgezeichnet, so durfte man als Vorband von METALLICA touren und ein Blick auf die Preise beim Merch machte einem auch klar, die sind oben angekommen. Wer bisher noch nichts von der achtköpfigen Truppe hörte, der lebt entweder am Mond oder kommt unter seinem Stein nur selten hervor.
Sehr bodenständig und sympathisch startete man mit „Huhchu Zairan“ und dem bekannteren „The Gereg“ vom Erstling in das Set. Das tschechische Publikum war anscheinend ebenfalls neugierig, denn das Gelände war sehr gut besucht und er herrschte schnell eine gute Stimmung. Die Herren aus Mittelasien hielten sich mit Ansagen zurück und ließen ihre Instrumente wie die Pferdekopfgeige, Maultrommel oder die mongolischen Gitarren sprechen. Auch wenn viele Songs ähnlich klingen, kommt eigentlich nie Langeweile auf und man wird mit dem mystischen Sound mitgerissen und schunkelt sich einen runter.
Dank zweier starker Alben hat man auch schon ein paar Hits im Gepäck, „Mother Nature“, das wuchige „Black Thunder“ oder der gute Laune Song „Yuve Yuve Yu“ sorgten für Begeisterung und Headbanger so weit das Auge reichte. Großes Lob auch an die Menschen, die für den Sound verantwortlich waren, den die Wucht mit dem die acht Herren sich hier präsentierten war spitze. Auch wenn wenig Platz zur Verfügung stand, wechselten sich die Musiker immer wieder ab in der ersten Reihe und so konnte man sich gut ein Bild über die Bandmitglieder machen.
Es folgten zwei weitere Kracher mit „Wolf Totem“ (tolles Video) und „This Is Mongol“, ehe man METALLICA mit dem Cover „Through The Never“ würdigte. THE HU sind nicht umsonst dort wo sie momentan sind, denn hier sind wahrlich talentierte und leidenschaftliche Musiker am Werk.
Setlist THE HU:
Huhchu Zairan
The Gereg
Shoog Shoog
Shihi Hutu
Bii Biyelgee
The Great Chinggis Khaan
Mother Nature
Eseerin Vasahina (The Agasar Cover)
Tatar Warrior
Upright Destined Mongol
Black Thunder
Yuve Yuve Yu
Wolf Totem
This Is Mongol
Through The Never
Danach durften die Schweizer von ELUVEITIE ihre Geschichten zum Besten geben. Die Mischung aus Folk, Melodic und Death Metal kommt hier sehr gut an, deswegen sind Multitalent Christian «Chrigel» Glanzmann und sein regelmäßig wechselnder Anhang gern gesehene Gäste am Masters Of Rock. Wer dachte, dass bei THE HU schon eine gewisse Enge auf der Bühne herrschte, der durfte hier nochmal eine Steigerung erleben, denn ELUVEITIE reisten zu neunt an. Auch hier durfte eine gewisse Menge an Frauenpower nicht fehlen und so konnten Sängerin Fabienne Erni, Cellistin Nicole Ansperger und Neuzugang Annie Hurdy Gurdy an der Drehleier dem Männerhaufen etwas weiblichen Charme zukommen lassen.
Das letzte Album liegt nun schon vier Jahre zurück, trotzdem fanden mit „Deathwalker“ und „Ategnatos“ zwei Titel von dieser Scheibe den Weg in die Setlist und fügten sich nahtlos an das etwas ältere Material. Mastermind und Sänger Chrigel hielt sich an diesem Abend überraschenderweise ziemlich zurück und überließ der rothaarigen Fabienne Erni ab dem fünften Song fast alleine das gesangliche Ruder. Die Dame hat eine wunderbar bezaubernde Stimme, die besonders in ihrer heimatlichen Sprache bei „De Ruef vo de Bärge“ für Gänsehaut sorgte. Die Stimmung beim Sonnenuntergang war demensprechend gut und wirkte mit den diversen Folk-Instrumenten fast kitschig.
Chrigel, wie üblich mit schwarzer Haube bestückt, schnappte sich dafür immer wieder die Gitarre und unterstützte so seine Kollegen. Das große Finale folgte mit dem brachialen und schon kultigen „Inis Mona“, bei dem Dudelsack und Flöte nicht fehlen durften. Hier ließen alle nochmal ordentlich die Sau raus, eher der krönende Abschluss des diesjährigen Festivals folgen sollte.
Setlist ELUVEITIE:
Exile Of The Gods
Epona
Deathwalker
Thousandfold
Ambiramus
Breathe
King
De Ruef Vo De Bärge
–
Aidus
Ategnatos
Inis Mona
Nach einem Klassik-Intro wurde es Zeit für brachialen schwedischen Viking-Metal von AMON AMARTH. Wie ein Haufen wildgewordener Wikinger stürmten die Nordländer die Bühne, im Gepäck jede Menge Pyro-Wahnsinn. Wenn RAMMSTEIN in dieser Disziplin Olympiasieger sind, dann sind Schweden zumindest Weltmeister. Seit 30 Jahren perfektionieren die langhaarigen Herren ihren Melodic Death Metal und dürfen dank harter Arbeit ein Festival nach dem anderen headlinen.
Die 90-minütige Schlacht wurde würdig mit „Guardians Of Asgaard“ eröffnet. Auch AMON AMARTH waren die letzten Jahre nicht untätig und so durften gleich drei Songs vom neuesten Werk „The Great Heathen Army“ bestaunt werden. Das fast ruhig wirkende „Heidrun“, oder das eingängige “Find A Way Or Make One” haben alles, was ein Song dieser Truppe haben muss, dementsprechend ausgelassen wurden diese Nummern abgefeiert. Für die nötige Hitze sorgten die Feuersäulen, die abwechselnd nach vorne oder nach oben ihre Hitze versprühten. Zur Abkühlung genehmigte sich Ober-Wikinger Johan Hegg immer wieder einen Schluck aus seinem Met Horn, das er am Gürtel mitführte.
Zu „Death In Fire“ und „Destroyer Of The Universe” eskalierten die Fans und es folgte ein Stagediver auf den nächsten, so dass die Security fast nicht mehr hinterherkam. Ein Wort noch zum Bühnenaufbau, der ohne Frage der schönste des diesjährigen Festivals war: Ein riesiger Wikingerhelm in der Mitte der Bühne umringt von zwei gigantischen Kriegern sorgte für die nötige bildliche Unterstützung. Ein Augenschmaus!
Die eineinhalb Stunden vergingen wie im Flug und mit „Twilight Of The Thunder God“ folgte der würdige, heiße und laute Abschluss eines fast perfekten Festivals. Der Abschied der Musiker von ihren Fans dauerte etwas länger, was man den Musikern nicht verdenken konnte. AMON AMARTH kamen, sahen und siegten in der Schlacht.
Setlist AMON AMARTH:
Guardians Of Asgaard
Raven’s Flight
The Great Heathen Army
Heidrun
Death In Fire
The Pursuit Of Vikings
Deceiver Of The Gods
Find a Way Or Make One
Put Your Back Into The Oar
Destroyer Of The Universe
The Way Of Vikings
The Berserker At Stamford Bridge
First Kill
Shield Wall
Raise Your Horns
–
Twilight Of The Thunder God
Das Masters Of Rock 2023 dürfte als eines der heißesten in die Geschichte eingehen und so Manche:r wird sich dank Sonnenbrand und Tinnitus wohl noch etwas länger an die Strapazen zurückerinnern. Doch alles in allem lief es wie immer gesittet ab und ohne größere Zwischenfälle. Auch wenn man beim Set den großen Wurf vermisste sorgte die Abwechslung und die große Vielfalt für viele tolle Momente und lachender Gesichter. Tschechien wird uns auch nächstes Jahr wieder begrüßen dürfen.