Eine Maschine: noch kälter und rücksichtsloser

MASTIC SCUM sind wahre Urgesteine des österreichischen Death/Grind und zeigten kürzlich mit dem neuen Album „Icon“, das roh, brutal, aber auch tiefgründig daher kommt, dass man auch nach 30 Jahren absolut noch mit ihnen rechnen kann. Wir sprachen mit Sänger Maggo und Gitarrist Harry über die Vergangenheit, aber auch über düstere Zukunftsaussichten.


So hat sich diese unaufhaltsame Maschine Schritt für Schritt entwickelt, sie hat gelernt, sich aufgerichtet und ist nun bereit zu töten!Maggo


Hey Jungs, ihr seid ja nach wie vor fleißig auf Tour um euer aktuelles Album „ICON“ zu promoten.   Um ein bisschen ein Gefühl dafür zu bekommen was da einen erwartet: Wie waren die letzten Shows? Und was gibt es sonst Neues bei euch?

Maggo: Servus! Erstmal vielen Dank für das Interview! Wir hatten die letzten Monate ein paar wirklich coole Konzerte und viel Spass dabei. Chronical Moshers Open Air in Deutschland, Nice To Eat You und Obscene Extreme Festival in der Tschechei, letzte Woche hatten wir eine sold-out show im Rockhouse Salzburg mit OBITUARY und TERROR, das war der Hammer… um ein paar zu nennen. Ich glaube wir haben für 2023 eine fette Setlist zusammengestellt mit vielen alten Klassikern sowie auch neues Material vom „Icon“ Album. Eine gute Mischung aus Brutalo Grooves und rasenden Grind Attacken. Wir sehen uns im Pit!

Harry: Für Herbst stehen nun auch noch ein paar kleinere Festivals an, das Berlin Deathfest, Massacre VM in Tschechien, Deathmetal Vol 7 in Fischamend und das Rockshock Theatre in St. Martin in Oberösterreich. Und wir haben auch ein neues Video am Start. Wir haben zum Song „Create And Destroy“ ein Video gedreht das die Tage veröffentlicht wird. Der Song ist vom aktuellen Album „Icon“ und handelt um Entwicklung und Zerstörung, jede Entwicklung baut auf dem Prozess der kreativen Zerstörung auf und diese Zerstörung ist also notwendig damit eine Neuordnung stattfinden kann.

Zwischen „Icon“ und dem Vorgänger „CTRL“ sind fast zehn Jahre vergangenen. Habt ihr so lange gebraucht, um einen neuen vierstelligen Titel zu finden? Scherz beiseite: es gab ja die „Tape“-Compilation und die EP „Defy“ dazwischen – trotzdem nicht viel Material in so langer Zeit. Woran lag das?

Harry: Gut Ding braucht Weile! Songwriting sowohl auch vierstellige Titel… haha… Wir wollten uns einfach die Zeit dafür nehmen und uns ist bzgl. dem Album-Release auch Corona dazwischen gekommen. Wir haben uns einerseits die Zeit genommen um wirklich 100%ig damit zufrieden zu sein – Songwriting, Produktion, Konzept, Lyrics, Artwork – und andererseits hätte es für uns keinen Sinn gemacht das Album während Corona zu veröffentlichen und keine Konzerte spielen zu können. Das hat nun eigentlich alles super geklappt, die Release-Planung und auch Konzertplanung braucht ja doch einiges an Vorlaufzeit.

 

Letztes Jahr habt ihr ja auch schon unglaubliche 30 Jahre MASTIC SCUM gefeiert. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr daran denkt?

Maggo: Da ich ja „erst“ seit 15 Jahren dabei bin und mich an mindestens die Hälfte davon gar nicht mehr so erinnern kann waren es sicher richtig geile Jahre ha ha…
Harry: Ist schon sehr surreal wenn ich darüber nachdenke. Eine doch sehr, sehr lange Zeit wo wie sehr viel erlebt haben. Es hat sich vieles verändert, vieles aber auch nicht, und die Liebe zum Metal ist geblieben. Für mich persönlich hat sich all die Jahre nicht so viel verändert, Musik und Band macht mir immer noch genau soviel Spaß wie am Anfang, ich mache und vor allem höre Musik immer noch mit der selben Leidenschaft wie früher. Ich bin im Grunde auch noch immer der selbe Musikfan wie vor 30 Jahren und freue mich immer wieder über neue Alben meiner Lieblingsbands die ich von früher bis heute noch feiere.

Wie und wann sind die Songs entstanden. Eher verteilt über die letzten Jahre, oder habt ihr euch irgendwann ein Herz gefasst und das Ganze in kurzer Zeit durchgezogen?

Maggo: Harry kam ca. 2018 das erste Mal mit ein paar neue Ideen zu mir. Das musst du dir vorstellen wie ein T-800 Skelett. Es war alles noch sehr roh, hatte aber schon diese brutale Grundstrukur. Wir haben dann angefangen an diesem Skelett zu arbeiten und es nach und nach mit menschlichem Gewebe überzogen das wir bis ins letzte Detail immer weiter verfeinerten und schließlich die KI installierten. So hat sich diese unaufhaltsame Maschine Schritt für Schritt entwickelt, sie hat gelernt, sich aufgerichtet und ist nun bereit zu töten!

 

Wenn ihr nun „Icon“ mit dem Vorgänger oder vielleicht sogar mit euren Frühwerken vergleicht, was hat sich für euch über die Jahre geändert sowohl musikalisch als auch in der Entstehung, Produktion, Texte usw.?

Maggo: „Icon“ ist die Weiterentwicklung von „CTRL“. Es besitzt das stabile und brutale Endoskelett mit der veränderlichen Form einer polymimetischen Hülle. „Icon“s CPU wurde weiterentwickelt und klingt dadurch noch kälter und rücksichtsloser, als es „CTRL“ schon war.Und jedes Album war zu der Zeit, als wir es aufgenommen haben, das Beste, was wir machen konnten. Wir entwickeln uns als Band ohne Umwege und Kompromisse weiter um technisch sowie an Brutalität immer noch einen drauf zu legen und ich glaube „Icon“ ist das bisher ausgereifteste und extremste Album mit dem höchsten technischen Niveau in der bisherigen Bandgeschichte.

mastic scum interview

Was sind generell eure Einflüsse für die Lyrics?

Maggo: Es ist der daily grind! Politiker, Groß-Konzerne, Religionen etc. versuchen uns jeden Tag immer und überall zu beeinflussen und uns auf ihre vermeintlich „richtige“ Seite zu ziehen. Sie lachen dich von Werbetafeln auf der Straße aus an. Sie versprühen ihr Gift im Fernsehen und im Internet. Ihr Echo schallt aus Kirchen und Moscheen. Sie wollen, dass du ihnen blind gehorchst, ihnen folgst, ihnen glaubst, sie anbetest oder sie zu deinen Anführern wählst. Sie versprechen dir ein besseres Leben, eine bessere Zukunft oder ein Paradies… aber in Wirklichkeit spalten sie Familien und machen Brüder zu erbittenden feinden. Und für ihren eigenen Einfluss, Macht und Geld werden sie keine Sekunde zögern dich in ihren Kriegen in den Tod zu schicken. Es ist eine sehr düstere, dystopische Zukunft in die wir uns bewegen. Und davon handeln auch sehr viele unserer Texte. Ich denke, wir stehen auf einen Scheideweg und wenn wir erkennen, dass wir uns die Leitungen selbst gekappt haben, wird es zu spät sein. Die Welt, wie wir sie kennen, wird es nicht mehr lange geben und wenn dieser Tag kommt, werden wir obsolet sein. Die Menschheit weiß es nur noch nicht … oder doch?

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Und was wollt ihr mit dem Titel „Icon“ und dem dazugehörigen Artwork ausdrücken?

Harry: Das Konzept sowohl auch das Artwork beschrieben die mögliche Weiterentwicklung der Gesellschaft bzw. der Menschheit, der Spagat zwischen analog und digital, es ist ein großes Thema und inwieweit die Digitalisierung der Menschheit wirklich helfen wird das wird sich noch herausstellen. Aber es geht auch um die Zerrissenheit einer Gesellschaft und dass es immer 2 Seiten gibt, welche Seite man wählt bzw besser findet muss jeder für sich selber herausfinden, wir wollen auch niemanden eine Meinung aufdrücken, aber man sollte sich sehr wohl Gedanken darüber machen um in dieser stets wachsenden Gesellschaft und Modernisierung zusammen zu leben bzw zu überleben weil durch den Wachstum auch Konflikte unvermeidbar sind! We are TOO MANY HUMANS!

Ihr seit nicht nur stilistisch auf eine Weise Old-School unterwegs, ihr macht ja auch noch Videos, was gerade bei kleineren Bands seltener geworden ist und auch Tape sowie Vinyl sind euch nach wie vor wichtig. Wie kommt das und wie steht ihr zu Musik Streaming-Anbietern?

Harry: Für mich persönlich gehören Videos einfach dazu zu einem neuen Album. Wir können unsere Videos mittlerweile selber produzieren und es ist immer wieder ein riesiger Spaß, aber auch eine riesige Herausforderung. Angefangen vom Konzept bis zum Dreh und dann Post-Production. Und bzgl. Vinyl war es für uns eigentlich klar, dass das neue Album auch auf Platte veröffentlicht wird. Vinyl boomt ja schon seit vielen Jahren wieder und ich bin selber Vinyl-Sammler. Neben Digital, CD und Vinyl wurde auch eine Metall-Box mit Digipack CD und weiteren limitierten Sachen wie Flaschenöffer, Aufnäher, Poster usw veröffentlicht… und das kommt auch extrem gut an. Natürlich ist Music-Streaming heutezutage nicht mehr wegzudenken – so ist die heutige Zeit eben – und das ist sowohl Segen als auch Fluch.

Auf der anderen Seit ist das Artwork, sowie auch so manch Sound auf dem Album recht futuristisch gehalten – wolltet ihr bewusst diese zwei Welten kombinieren?

Harry: Ja genau, wie vorhin erwähnt ist das gesamte Konzept sowie das Artwork eine Art Zukunfsvision zwischen analog und digital und wir haben auch gerne das eine oder andere Industrial- oder modernere Element im Sound. Wir bauen da gerne verschiede Einflüsse mit ein, aber das Ganze soll natürlich in einem gewissen Rahmen bleiben, im Endeffekt soll es ja doch einfach Death Metal sein.

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Zurückblickend, was würdet ihr als eure größten Highlights und eventuell auch Lowlights in den vielen Jahren erwähnen?

Maggo: Es gab natürlich wirklich sehr viele coole Momente aber für mich einer der besten war das Konzert in Istanbul. Es war eine ganz eigene Stimmung in dem Club… fast schon etwas beängstigend. Als würde jeden Moment irgendwas passieren. Und als wir auf die Bühne kamen und anfingen zu spielen, brach sprichwörtlich die Hölle los. Ich habe selten so verrückte Motherf*ckers erlebt als diese Türken. Egal ob Mann oder Frau, alles und jeder flog durch die Gegend! Sie sangen, jumpten und moshten sich mit uns durch jeden einzelnen unserer Songs. Die stickige Luft in dem Club schien zu brennen und diese wahnsinnige Energie konnte man in jeder Faser spüren. Nach dem Gig brachten uns mehrere Securitys sofort in den Backstage Bereich den wir erst wieder verlassen durften, als sich die Stimmung wieder etwas beruhigt hat. Sowas hab ich vorher noch nie erlebt. Vielen Dank Istanbul für diese großartige Erfahrung!

Gibt es bestimmte Ziele für die nächsten ein bis zehn Jahre oder unerfüllte Träume, die ihr mit der Band noch erreichen wollt?
Maggo
: In Bangkok oder Tokio spielen wär geil.
Harry: Ja, Japan wäre mal Hammer!

Ihr habt ja schon so sehr viele Shows hinter euch. Habt ihr da die eine oder andere unterhaltsame Geschichte aus dem Tourleben parat?

Maggo: Da würde es jetzt sicher die ein oder andere schräge Geschichte zu erzählen geben aber … eigentlich nö… wir waren immer a sehr… brave und…. anständige… Band… … Oo


Gibt es einen Traum-Tour-Partner mit dem ihr immer schon mal die Bühnen teilen wolltet?

Maggo: ROCK BITCH…. Aso de gibt’s ja nimma. Dann FEAR FACTORY! 😀

Harry: Slayeeeeer!

Dann vielen Dank euch für das Interview. Möchtet ihr noch etwas loswerden?

Harry: Euch vielen Dank fürs Interview, danke auch an unsere Fans und horcht mal in unser neues Album rein! BLAST!
Maggo: Danke fürs Interview! Infos und News findet ihr via Cyberdyne Systems auf unseren Insta und Facebook Seiten. The new age of oblivion will rise and Skynet will take over. Be prepared or f*cking die!

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Tourdaten:

  • 09.09.  Rockshock Theatre – St. Martin
  • 29.09.  Berlin Deathfest – Eastend Berlin
  • 14.10.  Massacre in VM #10 – Vysoke Myto
  • 11.11.  Fischamend – Stand Up Club

 

 


Band-Links:

MASTIC SCUM - Maggo & HarryMASTIC SCUM - Maggo & Harry

 

 

 

Band-Biografie (Quelle Wikipedia)
Mastic Scum ist eine Death-Metal-Band aus Wien. Die Band wurde 1992 gegründet und stammt ursprünglich aus Salzburg. Die Brüder Harry Gandler (Gitarre) und Man Gandler (Schlagzeug) leben in Wien, Sänger Markus „Maggo“ Wenzel und Bassist Pati Jay leben in Innsbruck.  astic Scum wurde 1992 als Death-Metal-Band mit Hardcore-Punk-Einflüssen in Salzburg gegründet und veröffentlichte noch im gleichen Jahr ein Demo. Das Line-up bestand aus den Brüdern Harry (Gitarre) und Man Gandler (Schlagzeug), dem Sänger Will und Bassist Christian „Linga“ Moser. Mehr auf: Wikipedia
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