Nekyia
(Power Metal | Symphonic Metal)
Label: Scarlet Records
Format: (LP)
Release: 07.07.2023
„Nekyia“ ist erst das dritte Album der italienischen Bombast-Metaller WINTERAGE, die schon im Intro klar machen, wo die Reise hingeht. In „Apertio Ad Profundum“ fühlt man sich sofort in eine dramatische Szene von Herr der Ringe versetzt und muss sofort an die Glanztaten von RHAPSODY Ende der 90er und Anfang der 2000er denken.
Die legendären Kollegen haben ja nach zahlreichen Besetzungswechsel und diversen Reinkarnationen den Stil ja gewechselt und sind seit dem Abgang von Luca Turilli etwas ins Taumeln gekommen. Und da wittern WINTERAGE wohl eine Chance, denn mit dramatischen, pathetischen, bombastischen und knapp am Kitsch vorbeischrammendem Symphonic Epic Power Metal versucht man hier gekonnt die Fanscharen abzugrasen.
Und was soll ich sagen: Das könnte durchaus funktionieren! Flotte, galoppierende Rhythmen, kernige Riffs, leicht folkige Melodien, die mal symphonisch, mal episch, aber auch gerne mal folkloristisch daherkommen sorgen schon für das richtige Feeling. In Sachen Orchestrierung, Songwriting und Dramaturgie steht man dem Vorbild in Nichts nach. Die meist flott gehaltenen, aber durchwegs progressiven Kompositionen brauchen schon seine Zeit, um zu zünden und sind nichts für Puristen. Die fast schon überladenen Songs haben zahlreiche Details und Spielereien zu bieten, geizen aber auch nicht mit einer gewissen Härte. So spürt man fast die Gefahr einer höheren Macht in dem oft düsteren und dramatischen Sound der Südeuropäer, während fröhlichere Melodien immer wieder mal auflockern.
Und auch Frontmann Daniele Barbarossa macht eine verdammt gute Figur und klingt wie eine Mischung aus Fabio Lione und Alessandro Conti (TRICK OR TREAT, Ex-LT RHAPSODY). Trotz des ausufernden Bombastes verliert die Band aber auch nur selten den eigentlichen Song aus den Augen und baut immer wieder ruhigere Momente zum Verschnaufen ein, die zudem das Feeling einer Fantasy-Story, die hier im Hintergrund schwelt, mühelos aufrecht zu erhalten. Zudem ist das Ganze überaus fett produziert und von niemand geringerem als Jacob Hansen (u.a. VOLBEAT, AMARANTHE) gemastered.
Mag sein, dass auch „Nekyia“ wie sein Vorgänger noch etwas zu nahe am Vorbild tönt, doch bei der Qualität und dem Spielwitz sei das WINTERAGE definitiv verziehen. Wer also auf bombastisches Metal, aber auch die eine oder andere Metal Oper bzw. das eine oder andere Musical steht, der wird mit „Nekyia“ seine helle Freude haben!
Tracklist „Nekyia“:
1. Overture
2. The Inheritance Of Beauty
3. The Wisdom Of Us
4. Of Heroes And Wonders
5. The Mutineers
6. Orpheus And Eurydice
7. Chain Of Heaven
8. La Morte Di Venere
9. Oblivion Day
10. The Amazing Toymaker
Gesamtspielzeit: 61:34