The Legend
Mike Burkett aka FAT MIKE kennt man als Gründungsmitglied, Bassist und Sänger der legendären Punkrock Band NOFX. Letztes Jahr haben sie ihre Auflösung bekannt gegeben, doch wer FAT MIKEs Schaffen bisher verfolgte, hat sich wahrscheinlich schon gedacht, dass er nicht lange ruhig sitzen bleiben wird. Denn kurz nach Bekanntgabe der Auflösung hat er die Band CODEFENDANTS (eine Mischung aus Punk, Hardcore und Trap) ins Leben gerufen. Doch damit natürlich nicht genug, wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen, hat Mr. Burkett die letzten Jahre hart daran gearbeitet das ersten Punkrock Museum der Welt aufzubauen und er hat es dieses Jahr am 01.April in Las Vegas erfolgreich eröffnet. Im „Punk Rock MBA Podcast“ hat er unlängst darüber gesprochen, wie wichtig es ihm ist, der Menschheit Freude zu bringen und dass er abseits von NOFX neue Wege finden muss, dies weiterhin zu tun. Vor einigen Jahren hat er das Punkrock Musical „Home Street Home“ produziert und nun geht wieder neue Wege – in seinem neusten Werk wagt er sich in die tiefen Gewässer der klassischen Musik – und nun, bitte Platz nehmen, Vorhang auf für das neuste Werk von FAT MIKE.
Fat Mike Gets Strung Out
Vor drei Jahren hat NOFX, unter der Direktion von Baz The Frenchman, ein Konzert gemeinsam mit einem kompletten klassischen Orchester gespielt. Das hat den beiden anscheinend so viel Spaß gemacht, dass sie daraus ein eigenes Album machen wollten. Mike und Baz nehmen sich aber nicht ausschließlich nur die Melodien von ausgewählten NOFX-Songs her (mehr dazu im Bericht) und verwandeln diese in ein Erlebnis der klassischen Musik. Auf die Frage „Warum ein Streicher-Album?“ Antwortet Mike: „Weil ich hören wollte, wie meine Songs ohne Gitarrenakkorde und diese lästigen Vocals und Back-up-Vocals klingen. Ich wollte jede Note in ihrer reinsten Form hören.“
Als Autor dieses Berichts höre und genieße ich zwar jede Note, da ich aber leider nicht wirklich viel zu der Qualität eines Albums aus der klassischen Musik sagen kann (ich bin halt ein Punkrocker), wird dies ein Review der etwas anderen Art. Anstatt zu versuchen unqualifiziert auf die instrumentalen Parts und Feinheiten einzugehen, werden wir uns die Original-Songs ansehen und versuchen eine Brücke zu dessen klassischer Interpretation zu schlagen.
Den Auftat machen Mike und Baz mit „One Million Coasters“, einem Song über veraltete Technologie, das Fat-Wreck Lager und unverkaufte CDs. Auch der Original-Song endet mit den sanften Klängen eines Fagotts – vielleicht hatten die Jungs auch damals schon unterbewusst das Verlangen danach die Grenzen der klassischen Punkrock-Band Besetzung zu sprengen.
Die zweite Nummer stammt aus dem Punkrock Musical „Home Street Home“ und wer den Song kennt, weiß, dass es sich um ein mehrstimmiges Stück mit Klavier und kreischenden Sologitarren handelt. Der Song hat bestimmt viel Potenzial, um in ein klassisches Stück verwandelt zu werden.
„Medio-Core“, stammt ursprünglich aus dem 2003er Erfolgsalbum „War On Errorism“ und ist eigentlich eine eher ruhigere Nummer die erst in der Bridge so richtig Fahrt aufnimmt, aber auch dieser Song endet im Original bereits mit Bläsern im Hintergrund.
Jetzt wird es interessant
Nun wird’s interessant -„Total Bummer“ ist wahrscheinlich einer der Songs, der den NOFX-Style am besten beschreibt. Der schnelle Punkrock-Beat, der normalerweise sofort zum Moshpit anstachelt und ein melancholischer Tenor reißen jeden Punkrocker sofort mit. In der klassischen Interpretation wird die Geschwindigkeit deutlich reduziert und die traurigen Lyrics werden sehr emotional von dem Streicher-Quartett interpretiert. Ganz bestimmt ein Highlight auf diesem Album.
Auch die japanische Punkrock-Band Hi-STANDRAD steuert mit „I’m A Rat“ einen Song bei. Diese Nummer ist auch gleichzeitig die zweite Single des Albums. Im Youtube Video zum Lied spricht FAT MIKE mit viel Humor über seinen Drogenkonsum und die Interventionen, die seine Band mit ihm hatte.
Speaking of Drug Addiction – weiter geht’s mit “Fuck Day Six”. FAT MIKE singt normalerweise in gewohnter NOFX-Manier darüber, wie schwer es ist aus der Drogenabhängigkeit auszubrechen. Nun, in der Version von Baz The Frenchman bleibt es die ganze Zeit ruhig und nachdenklich und in der Mitte des Songs gibt es dramatische Aufschwünge.
Punk mal anders
Punkrock mal ganz anders – ein Muss für jeden Hardcore NOFX Fan, aber auch ein spannendes Hörerlebnis für jeden der der klassischen Musik nicht abgeneigt ist. Man muss NOFX nicht mögen, um dieses Album zu genießen, oder wie Mr. Brukrett sagt: „Das perfekte Album, wenn die Schwiegereltern zu Gast sind“. FAT MIKE traut sich einfach immer neue Sachen auszuprobieren und sich auf neue Art und Weise auszudrücken und dafür muss man ihn einfach mögen.
Tracklist „Gets Strung Out“:
1. One Million Coasters
2. Life…Oh What A Drag
3. Medio-Core
4. Art of Protest
5. Total Bummer
6. I’m A Rat
7. Fuck Day Six
8. She’s Gone
9. The Desperation’s Gone
10. La Pieta
Gesamtspielzeit: –
Band-Links: