Am vierten (bzw. fünften für früh angereiste Metalheads) Tag des Summer Breeze 2023 sollten sich noch einige Highlights „verstecken“. Größen wie IN FLAMES, KILLSWITCH ENGAGE oder HAMMERFALL sind bekannte und sehr willkommene Live-Granaten, aber auch Dauerbrenner der Marke TANKARD und RAGE standen an diesem Tag neben Insidertipps wie ZEAL & ARDOR oder I AM MORBID an.
Wir starteten den Tag mit den Power-Speed Metal Helden DRAGONFORCE, die in praller Sonne ihre riesigen Arcade-Automaten auf der Main-Stage trapierten und ohne Umschweife mit „Highway To Oblivion“ vom aktuellen, aber schon wieder vier Jahre alten Album „Extreme Power Metal“ fulminant ins Set starteten. Das kurze Set bot jetzt keine großen Überraschungen. Für uns neu war aber auf jeden Fall Bassistin Alicia Vigil, die letztes Jahr den überraschend in Richtung KREATOR ausgestiegenen Fred Leclercq ersetzt. Und das tat sie mehr als würdig. Und somit stand der Power-Party nichts im Weg.
Sam und Herman huschten agil und freudig wie eh und je über die Bühne, Marc Hudson performte stark wie immer und heizte den Fans gekonnt ein und Drummer Gee Anzalone ballerte seine unglaublich schnellen Beats raus, als wäre es nichts. Unterhaltsam war neben den Dauerbrennern der Marke „Fury Of The Storm“ natürlich auch das „My Heart Will Go On“-Cover, das den Damen im Publikum gewidmet wurde. Neben unterhaltsamen Ansagen von Marc, der Skyrim als sein Lieblingsgame erwähnte, wurde auch das kommende Album bereits angeteast. Den Abschluss machte aber wie gehabt „Through The Fire And Flames“ bei dem überraschend Anugs McFive die Bühne enterte. Insider wissen ja, dass der Mann sich einst um den Sängerposten beworben und ganz gute Karten hatte.
Setlist DRAGONFORCE:
Highway To Oblivion
Fure Of The Storm
The Last Dragonborn
Ashes Of The Dawn
Cry Thunder
Valley Of The Damned
My Heart Will Go On (CÉLINE DION)
Through The Fire And Flames
Auf der T-Stage agierten mittlerweile die Veteranen von RAGE mit Peavy Wagner und seiner Truppe, die ja in den ihren vier Dekaden – sofern man die Zeit als AVENGER dazurechnet – so einige LineUp- aber auch musikalische Veränderungen durchgemacht hat. Aber eines ist immer gleich gblieben: die aus Deutschland stammende, aber immer wieder aus internationalen Musikern zusammengestellte Band ist ein Garant für tighte Live-Shows. So führte Bandboss, Sänger und Basser mit seinen Kollegen Jean Bormann und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos mehr als souverän durch das von Hits nur so strotzende Set. Immer wieder ging man zurück an die Anfänge und begeisterte mit Klassikern wie „Higher Than The Sky“ oder dem unter die Haut gehende „Don’t Fear The Winter“. Die Ära Smolksi mit all den orchestralen und klassischen Elementen ließ man bei der heavy Darbietung aber dieses Mal relativ außer Acht und bot nur die straighteren Kracher „Great Old Ones“ vom „Soundchaser“ Album und „Straight To Hell“ aus dem Jahr 2001. Alles in allem eine fette und eindrucksvolle Show und eine nette Heavy Metal Reise durch die Zeit der alten Hasen.
Setlist RAGE:
Resurrection Day
Solitary Man
Great Old Ones
Nevermore
Refuge
End Of All Days
Straight To Hell
Don’t Fear The Winter
Higher Than The Sky
Apropos alte Hasen: HATEBREED standen schon auf der Mainstage bereit und schickten sich sogleich an selbige zu zerlegen. Mit heftigen Nummern wie „Destroy Everything“ dem Dauerbrenner und Mitbrüll-Track „Live For This“ oder dem nicht minder genialen „This Is Now“ hatten Jamie Jasta und seine Jungs aus Bridgeport, Connecticut aber sowieso genug Asse im Ärmel, um das zu ermöglichen. Dementsprechend ging es verdammt rund im Publikum und es staubte gewaltig. Aber auch auf der Mainstage war mächtig Bewegung zu sehen. Jamie, der mittlerweile mit langen Haaren und Rauschebart ein ganz anderes Bild alsgewohnt abgibt, zeigte sich stimmgewaltig, gut gelaunt und beweglich wie eh und je und feuerte die Meute weiter an.
Mit Worten wie: „Keep the faith and look for each other” oder “For Trevor… You are never be forgotten!” motivierte er mit positiven Worten gleichermaßen wie mit aggressiven Vocals. Letzterer Satz galt natürlich dem viel zu früh verstorbenen THE BLACK DAHLIAH MURDER Fronter Trevor Strnad, dem auch gleich ein Song gewidmet wurde. Viel zu schnell verflog die Zeit mit HATEBREED, doch nach dem fetten Rausschmeißer „I Will Be Heard“ stand man schweißnass und ausgepowert da, aber fühlte sich nach diesem energischen Gig mehr als befriedigt.
Setlist HATEBREED:
To The Threshold
Everyone Bleeds Now
Destroy Everything
Driven By Suffering
Live For This
In Ashes They Shall Reap
Smash Your Enemies
This Is Now
Empty Promises
Honor Never Dies
A Call For Blood
Tear It Down
As Diehard As They Come
Looking Down The Barrel Of Today
Perseverance
Last Breath
I Will Be Heard
Verschnaufen konnte man aber bei der energischen Show von TANKARD, die schon auf der T-Stage agierten dennoch nicht. Gerre und seine mittlerweile seit 40 Jahre agierenden und immer mit Bierlaune auf der Bühne stehenden Kollegen boten eine humorvolle, aber doch intensive Thrash Show mit allerlei Hits und Klassikern. Mit „Zombie Attack“ und den neueren Krachern wie „Rapid Fire“ oder dem humorigen „A Girl Called Cerveza“ sowie dem typischen Schlusstrack „(Empty) Tankard“ spielten sich die Frankfurt-Thrash-Urgesteine und Teutonic-4 Mitglieder mehr als gekonnt durch ihre üppige Diskografie und begeisterten auf Anhieb. Fliegende Haare und Mosphits waren hier sowieso vorprogrammiert. Eine unterhaltsame und schweißtreibende Show, die schön langsam auf den Abschluss des Festivals hinarbeitete und das tat Gerre mit gewohnter Hingabe.
Setlist TANKARD:
Rectifier
The Morning After
Ex-Fluencer
Rapid Fire (A Tyrant’s Elegy)
Rules For Fools
One Foot In The Grave
Chemical Invasion
Zombie Attack
Beerbarians
A Girld Called Cerveza
Freibier
(Empty) Tankrad
Unglaublich, aber KILLSWITCH ENGAGE waren in ihrer langen und erfolgreichen Karriere noch nie auf dem Summer Breeze. Adam D. und Jesse Leach waren aber sichtlich begeistert und lieferten eine unglaubliche Show, die die Veranstalter nur dazu animieren kann, die Jungs so schnell wie möglich wieder nach Dinkelsbühl zu holen.
Die Jungs kamen auf die Bühne und servierten sogleich mit „My Curse“ und dem absoluten Klassiker „Rise Inside“ mehr als nur eine Bewerbung dafür, die man nicht ablehnen konnte. Die Stimmung war großartig, der Jubel ohrenbetäubend und Jesse verdammt gut gelaunt. Das spornte ihn einmal mehr zu stimmlichen Höchstleistungen an, während Adam in schrägem Outfit und mit feschem Schnauzbärtchen ebenfalls ermutigte seine Grimassen zu ziehen, abgefahrene Ansagen raus zu hauen und wie ein kleines Schulkind im Kreis zu hüpfen. Letzteres tat er im Verlauf auch direkt im Publikum samt umgeschnallter Gitarre. „The Signal Fire“ vom aktuellen Album, das schon lange nach einem Nachfolger ruft meisterten die beiden Herren auch ohne Gaststar und Ex-Sänger Howard Jones, während man mit „ A Bid Farewall“ und dem eingängigen „In Due Time“ auch das Tempo mal rausnahm.
Man verlor dennoch kaum Zeit und ballerte weitre Klassiker der Marke „Rose Of Sharyn“ und „Fixation On The Darkness“ raus. Dennoch freute sich wohl der echte Fan ebenso wie ich vor allem auf das unfassbar starke und immer noch zeitlose „My Last Serenade“. Mittlerweile war man vor Corwdsurfern kaum mehr sicher und Adam wurde auch mal sentimental, konnte sich aber folgende witzelnde Asusagen auch nicht verkneifen: „What do you think about these bunch of drunk Americans for the first time on Summer Breeze?“.
Mit den Worten „This is for you Ronnie! May he rest in power.” Und dem dazugehörigen “Holy Diver“ Cover verabschiedete man sich nach dieser mehr als genialen und unglaublich intensiven Show von Dinkelsbühl und ließ auch einen Hinweis auf ein weiteres Album nicht aus.
Setlist KILLSWITCH ENGAGE:
My Curse
Rise Inside
This Fire
Reckoning
The Arms Of Sorrow
In Due Time
A Bid Farewell
Beyond The Flames
The Signal Fire
Unleashed
Hate By Design
The Crownless King
Rose Of Sharyn
Fixation On The Darkness
Strength Of The Mind
This Is Abolution
The End Of Heartache
My Last Serenade
Holy Diver (DIO)
Zwar durfte ich ja Ende letztes Jahr IN FLAMES mit ihrem aktuellen Werk „Foregone“ schon live erleben und war begeistert, doch dass die Schweden hier nochmal gewaltig eins draufsetzen konnten, das habe ich nicht erwartet. Aber der Reihe nach: Die Bühne wurde weniger fett ausgerüstet als auf der Tour, war aber immer noch beindruckend und schon zum Intro vom erwähnten Werk, das ja stellenweise alte Trademarks aus den 90ern wieder hervorholte war schon Gänsehaut im Anmarsch.
Der Jubel war beim Betreten der Bühne von Anders, Björn und Co. enorm. Und mit „The Great Deceiver“ war der Einstig schon stark, doch die Stimmung explodierte sogleich bei „Pinball Map“ aus dem Jahr 2000. Nicht nur, dass man gekonnt und stimmlich stark durch die komplette Geschichte von IN FLAMES führte, auch begeistert und zwischendurch sichtlich sprachlos zeigte sich Anders Fridén. Der verkündete, das Schweden nicht lügen können und sagte sogleich: „We love you, you are so beautiful.“, und das aus vollstem Herzen.
Auch wenn IF in den Jahren immer moderner wurden, live wissen die Herren nach wie vor wie man guten alten Death Metal zelebriert und lieferten mit „Behind Space“ und „The Hive“ auch echte Klassiker, die überaus fett aus den Boxen ballerten, ehe es mit dem Hit „Cloud Connected“ und dem wohl bekanntesten Hüpfer Schwedens „Only For The Weak“ wieder etwas moderner wurde. Mittlerweile war man im Wavebreaker mehr mit nach hinten schauen beschäftigt, als sich auf das Treiben von IN FLAMES konzentrieren zu können, denn die Flut an Crowdsurfern wollte nicht abebben, egal wie heftig der aktuelle Song war, oder Anders gerade einfach nur was erzählte, man hatte durchgehend etwas zu tun.
Neben den beiden Urgesteinen stehen ja schon länger mit Live-Keyboarder Niels Nielsen (DEAD SOUL) und den Amis Chris Broderick (Ex-MEGADETH) sowie Tanner Wayne (Ex-UNDEAROATH) mehr als versierte Herren auf der Bühne. Die größte Überraschung saß mit Ex-THE DILLINGER ESCAPE PLAN Trommler Liam Wilson ganz hinten auf der Bühne. Aber egal, wen sich die Band holt, hier sind stets mehr als nur talentierte Musiker am Werke, die IN FLAMES kennen und verstehen. Und so endete nach gut 90 Minuten eine mehr als eindrucksvolle Show der Schweden mit den heftigen Rausschmeißern „I Am Above“ sowie „Take This Live“, die nochmal alle zum Ausrasten brachten.
Setlist IN FLAMES:
(The Beginning Of All Things That Will End)
The Great Deceiver
Pinball Map
Everythings Gone
Where The Dead Ships Dwell
Darker Times
Leeches
Behind Space
The Hive
Cloud Connected
Only For The Weak
Forgeone Pt.1
State Of Slow Decay
Alias
The Mirrors Truth
I Am Above
Take This Life
Danach ging es auf der Main-Stage auch sogleich schwedisch weiter. Und auch bei HAMMERFALL weiß man, dass sie dort echte Routinés sind. Und so zockten Joacim Cans und seine Mannen einen Haufen ihrer Hits bei bestem Sound und mit spürbarer Liebe zur Musik. Zwar war die Zeit etwas kurz, um wirklich alle Highlights ins Set zu packen, dafür haben die schwedischen Haudegen nach Glockenschlägen, die das Set einläuteten neben Dauerknallern wie „Any Means Necessary“, „Blood Bound“ oder dem fetzigen „Renegade“ kurzerhand ein „Crimson Thunder“ Medley gebastelt, das fast alle Hits dieses Meisterwerks vereinte. Nur eines fehlte, nämlich „Hearts On Fire“, aber das sollte ja wie immer erst zum Schluss abgefeuert werden.
In Bestform begeisterten sie ihre True/Power Metal Fans, bedankten sich immer wieder, erzählten von der Tour mit HELLOWEEN und versprachen: „No f*cking ballads tonight“. Das wurde auch eingehalten, denn es gab nur flotte Kracher, heftige Stampfer und genügend Pathos um jeden HAMMERFALL Fan zufrieden zu stellen. Diese durften natürlich bei „Let The Hammer Fall“ ausgiebig am gesanglichen Teil partizipieren, ehe die Hymne „(We Make) Sweden Rock“ das reguläre Set abschloss. Neben besagtem Hit gab es im Zugabeteil dann noch das hymnische „Hammer High“ und damit war auch schon so gut wie alles gesagt.
Setlist HAMMERFALL:
Brotherhood
Any Means Necessary
The Metal Age
Hammer Of Dawn
Blood Bound
Renegade
Venerate Me
Last Man Standing
Crimson Medley
Let the Hammer Fall
(We Make) Sweden Rock
–
Hammer High
Hearts On Fire
Die Truppe rund um Manuel Gagneux namens ZEAL & ARDOR, sind schon länger weit mehr als nur ein Geheimtipp, und darum war es auch keine Überraschung, dass die Schweizer die Mainstage als letzte Band des Festivals beackern durften. Den abgefahrenen, aber vortrefflichen Mix aus Gospel und (Post)-Black Metal bekam ich live zwar noch nicht zu Gehör, doch die Berichte über deren fulminanten und intensiven Shows, habe ich zur Genüge gehört und war äußerst neugierig.
Und ich wurde nicht enttäuscht, denn die Tracks, die Manuel und Co. hier abfeuerten, drücken live nochmal um Welten fetter und so war ich schon beim eröffnenden „Church Burns“ sowie dem überaus heftigen „Götterdämmerung“ wie weggeblasen. Die eingängigen Parts frästen sich sogleich ins Ohr, während die heftige Seite dieser einzigartigen Truppe für den aggressiven Kontrast sorgte. Und das tat seine Wirkung, denn zur späten Stunde, genauer gesagt 01:00 Uhr morgens am letzten Tag des anstrengenden Festivals drängten sich immer mehr begeisterte Metalheads aufs Infield, um diesem Spektakel beizuwohnen.
Die eigentlich Band aus Basel spielte sich quer durch die grandiose Diskografie und ließ kaum einen echten Hit aus. Nur das neuere Stück „Firewalk“ fehlte mir in der imposanten Setlist. Mit „Devil Is Fine“ holte man die Leute zwischendurch wieder etwas runter, was nach Brechern wie „Death To The Holy“ oder „Trust No One“ auch ganz guttat, doch das Finale mit „Baphomet“ ging nochmal mehr als unter die Haut. Ganz reibungslos lief das Ganze zwar nicht, denn auch wenn Manuel ankündigte, wenig reden, viel spielen zu wollen, so musste er bei ein paar technischen Pannen improvisieren und scherzte munter: „Hier müssen wir wohl im Set unseren Server rebooten.“, was für einige Lacher sorgte. Dafür gaben sie auch alles, um das widergutzumachen, schwitzten durch ihre energische und intensive Show gut ihre Kleidung voll und neben Manuel brüllten auch seine beiden Mitsänger enthusiastisch ins Micro, während der Rest der Truppe viel Bewegung an den Äxten vollführte.
Setlist ZEAL & ARDOR:
Church Burns
Götterdämmerung
Ship On Fire
Blood in the River
Run
Gravedigger’s Chant
We Can’t Be Found
Tuskegee
Death To The Holy
Trust No One
Don’t You Dare
Devil Is Fine
I Caught You
Baphomet
So beendete diese außergewöhnliche Band ein Festival voller Emotionen, verdammt gutem Wetter, starken Bands und viel Abwechslung. Das Summer Breeze und ist trotz seiner Größe immer noch ein überaus sympathisches, gut durchstrukturiertes und erlebenswertes Festival, das auch 2024 definitiv wieder ein voller Erfolg werden wird. Wir freuen uns schon jetzt darauf!
Fotos (c) Summer Breeze Open Air