Wenn sich mal die zwei größten Power Metal Institutionen Finnlands – namentlich STRATOVARIUS und SONATA ARCTICA – zusammentun, um durch Europa zu touren, dann ist das für Genrefans aber sowas von ein Fixtermin. Zwar nicht aus Skanindinavien, aber ein überaus würdiger Supporter wurde mit den Durchstartern INDUCTION auch schnell gefunden. Und da an diesem Abend auch Halloween war, passte das ja perfekt.
Gesagt getan, standen wir pünktlich vor der ((Szene)) Wien, die an diesem Abend ein Sold-Out Schild an die Tür hängen konnten, und schon ging es los mit den internationalen Power Metal Shooting Stars rund um Tim Hansen. Wobei sich da ein mehr als ungewohntes Bild ergab. Tim und Basser Dominik Gusch waren sofort zu erkennen, doch die restliche Band – zumindest für die Tour, wie wir erfuhren – komplett ausgetauscht. So stand an der zweiten Gitarre der Grieche Heerian (ORION’S REIGN) und mit dem Micro in der Hand wirbelte ALL FOR METAL Sänger Antonio Calanna über die Bühne und vertrat den eigentlichen Sänger Graig Cairns überraschend gut. Nur wer da an den Drums hantierte, konnte ich nicht erkennen, aber auch das tat dem Spaß keinen Abbruch.
Was den erwähnten Spaß aber definitiv schmälerte, war der komplett undiffernzierte Sound bei dem man Calanna kaum hören konnte und man generell weder viel von den Keyboards und Orchestration, die aus der Dose kamen, noch von den Gitarrenmelodien viel verstand. Das besserte sich zwar etwas, schade war es aber trotzdem, da die Jungs sogar in der Rockhouse Bar einen weit besseren Sound verpasst bekamen.
Aber genug gejammert, denn die Jungs haben trotz temporärer Umstrukturierungen und Soundproblemen absolut abgeliefert. Nach dem ersten Kracher „Born From Fire“, der fleißig mitgeträllert wurde, begrüßte man halb in Deutsch, halb in Englisch, Wien, freute sich irre über den Abend, bzw. generell die Tour und feuerte die Fans munter an.
Recht viel Zeit hatten die Jungs zwar nicht, doch mit dem eingängigen Track „Fallen Angel“, dem fetten „Scorched“ und „Go To Hell“, bei dem der Sänger animierte, an die Person, die man am meisten hasst zu denken, um den Titel dann adäquat mitzubrüllen, nutzte man die kanppe halbe Stunde gekonnte, unterbrach die noch mit einem kurzen Drumsolo und ein grinsender Hansen, haute am Ende noch die legendäre HELLOWEEN-Melodie raus, was für lautstarken Jubel sorgte und INDUCTION siegreich von Dannen ziehen konnten, jedoch nicht ohne noch ausgiebig Plecs zu verteilen und dem Versprechen, dass man sich gerne draußen am Merch-Stand auf ein Bierchen treffen kann.
Setlist INDUCTION:
Born From Fire
Fallen Angel
Scorched
Drum Solo
Go To Hell
Queen Of Light
Als ein fettes Hans Zimmer Intro losging, war die Spannung und das Knistern in der Luft förmlich spürbar, denn SONATA ARCTICA waren jetzt schon eine Zeitlang nicht mehr in Wien, bzw. zuletzt mit ihrem Akustik-Set durch Europa unterwegs. Nun war aber wieder Zeit für Power Metal Action. Und die Band ließ sich nicht lange bitten und so kamen nach und nach die Herren auf die Bühne und zuletzt auch Fronter Tony Kakko, der mit schneeweißer Mähne grinsend das Publikum begrüßte, ehe es schon mit „Closer To An Animal“ losging. Ein etwas sperriger, aber gelungener Einstieg, der sofort mit dem Klassiker „Black Sheep“ getoppt wurde.
Es folgte eine Ansage, bei der Tony über den neuen, bereits veröffentlichten Song „First In Line“ plauderte und lachend meinte, man solle sich doch die Ohren für drei Minuten zuhalten, sollte man das nächste Album, das im kommenden Jahr erscheinen soll, als Ganzes genießen wollen. Das tat natürlich niemand und mitgesungen wurde das nagelneue Uptempo-Stück, das Hoffnung auf eine Art „Back to the roots“ macht, auch schon.
So spielte sich die Band gekonnt durch die Discografie, die aus überraschend vielen sehr alten Songs bestand und eine gute Balance zwischen flotten Double-Bass Krachern wie „8th Commandment“ oder „Fullmoon“ und grandiosen Balladen wie „Broken“ oder „Tallulah“ bot. Tony war äußerst gut drauf und forderte die Fans immer wieder zu albernen Mitsingspielchen auf, ließ und nicht nur gefühlt eine Minute einen hohen Ton halten, sondern auch „Old McDonald had a farm“ trällern, worüber er sich sichtlich freute.
Außerem führte der quirlige Fronter immer wieder akrobatische Kunststückchen mit dem Micro-Ständer auf, hielt diesen auch gerne mal ins Publikum und war so oder so recht bewegungsfreudig, während die restliche Truppe eher konzentriert ihren Platz wahrta und Keyboarder Henkka Klingenberg auch nur selten nach vorne stiefelte, um das eine oder andere Solo an der Bühnenkante zu präsentieren. Und so verging auch dieser Auftritt wie im Flug und wurde mit dem Überhit „Don’t Say A Word“ sowie dem üblichen „We Need Some Wodka“-Spielchen beendet, um STRATOVARIUS die Bühne frei zu machen.
Setlist SONATA ARCTICA:
Closer To An Animal
Black Sheep
First In Line
Broken
I Have A Right
Paid In Full
Replica
8th Commandment
Tallulah
FullMoon
–
The Cage
Don’t Say A Word
Auch wenn ich persönlich den Headliner-Posten gerne umgedreht gesehen hätte, zeigten STRATVOARIUS von der ersten Minute an, wer hier Herr im Hause ist. Mit viel druckvollerem Sound als ihre Supporter, legten die Routinees aus Finnland gleich nach ebenfalls recht spannendem Intro gewaltig los. Den Anfang machte der Titeltrack des aktuellen Machwerks „Survive“, auf das sich Fans ganze sieben Jahr gedulden mussten. Die Stimmung war sofort großartig, der Sound glasklar und Frontmann Timo bestens bei Stimme. Der begrüßte die Fangemeinde sogleich und mit dem Überhit „Eagleheart“ konnte die Show auch gleich weitergehen. Hier wurde natürlich fleißig mitgeträllert ehe man dann einige Jahr in der langen Bandgeschichte retour wanderte.
Auch wenn STRATOVARIUS sich dieses Mal mehr Zeit für ein neues Album ließen, haben sich ja dann schon 17 Alben in fast 35 Jahren angesammelt. Und so gab es aus der Ära Timo Tolkki sogleich Hits der Marke „Speed Of Light“ und „Paradise“. Schon zuvor dachte ich mir, irgendwie kenn ich den Mann am Bass, war mir aber nicht zu 100 Prozent sicher (Lauri Porra hat gerade Papa-Urlaub, war aber am Madrid-Gig dabei) doch als Timo die Band kurz vorstellte, war der Jubel enorm, als er den Live-Bassisten als Jani Liimatainen, Freund der Band, Kollege aus CAIN’S OFFERING und natürlich ehemaliger SONATA ARCTICA Gitarrist, vorstellte. Tomi scherzte: „A man who ruins things“ und Jani antwortete grinsend: „The guy who ruins everything“, was perfekt zum nächsten Song „Broken“ passte. Die Überraschung war auf jeden Fall geglückt, nur schade, dass er nicht mit Sonata auch den einen oder anderen Song mitzockte.
Mit „Broken“ und dem düster-balladesken „Winter Skies“ ging es dann wieder zurück zum aktuellen Output. Bei letzterem durfte Tastenheld Jens Johansson auftrumpfen, und das sogar mit Ansage. Aber natürlich auch beim Instrumental „Stratosphere“, dass als Intro für „Holy Light“ diente. Auch diese Show verging wie im Flug und nach einem kurzen Abschied nach dem Klassiker „Black Diamond“, gab es mit „Unbreakable“ und dem Evergreen „Hunting High And Low“ noch zwei Highlights, die uns in den Abend Wiens verabschiedeten.
Setlist STRATOVARIUS:
Survive
Eagleheart
Speed Of Light
Paradise
Broken
Winter Skies
World On Fire
Stratosphere
Holy Light
Father Time
Frozen In Time
Black Diamond
–
Unbreakable
Hunting High And Low
Auch wenn ich persönlich SONATA ARCTICA etwas kurzweiliger fand, lieferten STRATOVARIUS einen ausgezeichneten Auftritt ab, der natürlich so manchen Hit vermissen ließ, aber Fans, zu denen ich mich auch zähle, definitiv zufriedenstellen konnte. Auch INDUCTION präsentierten sich trotz matschigem Sound und temporärem LineUp Wechsel als absolute Hoffnung in Sachen Power Metal und somit kann ich nur sagen, dass dieser Abend kaum Wünsche offen ließ und drei grandiose und kurzweilige Power Metal-Darbietungen bot.
Fotos Max Wollersberger (maxomer)