AMORPHIS begeistern seit Jahrzehnten Freunde des Düster-Metals und konnten auch mit ihrem aktuellen Werk „Halo“ sowohl Kritiker als auch Fans überzeugen. Das Ganze will natürlich auch live erlebt werden und so begaben sich die Finnen gemeinsam mit den Landskollegen von LOST SOCIETY sowie den Isländer von SÓLSTAFIR auf ausgedehnte Europa-Tournee und machten dabei auch im Linzer Posthof halt.
Wie für den Posthof üblich, startete man pünktlichst und so standen bereits um 19 Uhr die aufstrebenden Herren von LOST SOCIETY auf der Stage. Eigentlich als klassische Thrash-Formation gegründet, merkte man schon bald, dass die Jungs mehr wollen und so legte man den Fokus auf den letzten Werken auf eher moderne Kost, weshalb die Finnen nicht nur einen tighten, sondern auch recht abwechslungsreichen Opener geben konnten. Abgesehen von Fronter Samy Elbanna, der in Lederkutte gekleidet war, kam die Band in Partnerlook, also dem gleichen Shirt auf die Bühne und startete sofort voll durch. Beim ersten Thrash-Brocken war die Stimmung schon gut und Samy heizte die Meute nochmal mehr an. Immer wieder sprangen die Musiker auf Podeste, posten und zeigten sich generell bewegungsfreudig. Mit kurzen, aber dankbaren Ansagen, machte der Fronter auch abseits vom Gesang eine solide Figur und entledigte sich im Verlauf des Gigs immer mehr Kleidungsstücke. Mit der modernen Hymne „Awake“ sorgte man nochmal für Jubelstürme, die nur noch vom finalen „Stitches“ übertönt wurden. LOST SOCIETY sind eine aufstrebende, motivierte und starke (Live)-Band von der wir in Zukunft definitiv noch so einiges zu hören bekommen, das stand nach diesem Abend auf jeden Fall fest.
Setlist LOST SOCIETY:
112
Undearneath
Riot
Awake
What Have I Done
Into Eternity
No Absolution
Stitches
Passend zum kalten und regnerischen Wetter durften die Herren von SÓLSTAFIR als zweiter Anheizer an diesem Abend fungieren. Der schwerfällige und düstere Psychedelic-Alternative-Post-Metal der Isländer sorgte mit wuchtigem Sound für gute Stimmung. Doch um so richtig abzugehen sind die Nordländer wohl nicht die beste Wahl. So lauschte man mit Getränk in der Hand, leicht mitwippend Songs wie „Fjara“ vom 2011er Album „Svartir Sandar“ oder dem fast zehn minütigen „Ótta“. Der ausufernde Song lud die Leute zum Träumen ein und ging sofort unter die Haut, bis nach circa sechs Minuten die Musiker die Stimmung nochmal änderten und für noch leuchtendere Augen sorgten. Fantastische Nummer, die zeigte welche grandiosen Musiker Aðalbjörn Tryggvason und seine drei Mitstreiter sind. Der Sänger scheute auch den Kontakt zum Publikum nicht. Dank Hilfe der Fans balancierte Aðalbjörn die Absperrung entlang und schlug mit den Leuten ein.
Als Abschluss wurde das würdige Finale mit „Goddess Of The Ages“ eingeläutet. Nach kurzer Verabschiedung suchten die Leute schnell das Weite um sich noch einmal zu stärken oder frische Luft zu schnappen. Solider Auftritt der vier Herren von der Insel der Schafe.
Setlist SÓLSTAFIR:
Bláfjall
Akkeri
Ör
Fjara
Ótta
Goddess Of The Ages
Pünktlich zum Start von ARMORPHIS füllte sich der große Saal im ausverkauften Posthof und kein Platz blieb frei. Tomi Joutsen und seine Band wurden frenetisch begrüßt, ehe mit „Northwards“ vom neuesten Werk „Halo“, das im letzten Jahr zu Recht die europäischen Charts stürmte, das gelungene Set startete. Wie nicht anders zu erwarten, schenkte man dem neuesten Baby jede Menge Aufmerksamkeit und so folgte gleich im Anschluss „On The Dark Waters“, sowie etwas später einer der größten Ohrwürmer der letzten Jahre mit „The Moon“. Die ausbalancierte Mischung aus Growls und clearem Gesang von Tomi sorgen so für die gewohnte Härte von AMORPHIS und lassen zwischendurch Platz zum Atmen und geben den Musikern mehr Platz zum Entfalten. Wer der Band schon länger die Treue hält, der wird bemerkt haben, dass sich die Stimme des Sängers unheimlich weiterentwickelte und so erst für diese Abwechslung in den Songs sorgen konnte.
Nicht nur die Ohren wurden an diesem Abend verwöhnt, nein auch die Augen kamen nicht zu kurz. Fünf rechteckige Videowalls im Hintergrund sorgten dank Farbwechsel für die perfekte optische Untermalung der einzelnen Songs. Das große Banner im Hintergrund wechselte dank Lichtshow ebenfalls immer wieder die Farbe und war ein Hingucker.
Weiter ging es im Programm mit „Thousand Lakes“ aus den Anfangstagen der Band, genau gesagt aus dem Jahr 1994, wo noch ein gewisser Tomi Koivusaari am Mikro stand und das Album einsang. Doch zurück ins jetzt und heute wo Frontmähne Tomi Joutsen nun schon seit fast 20 Jahren zum Inventar gehört und gesanglich einen sehr starken Tag erwischte. Fast nach jedem Song interagierte der sympathische Finne mit den anwesenden Fans und plauderte aus dem Nähkästchen.
Bei „Black Winter Day“ gab es von der Videowall weibliche Unterstützung, ehe man mit „Silver Bride“ und „Sky Is Mine“ zwei Songs vom 2009er Album „Skyforger“ Aufmerksamkeit schenkte. Die Songauswahl kann man als durchaus sehr gelungen bezeichnen, denn man lieferte Songs aus über drei Dekaden. Bei „My Kantele“ durften sich alle Bandmitglieder auf eine ganz spezielle Art vorstellen, den jeder Musiker spielte auf seinem Instrument ein berühmtes Stück aus der Musikgeschichte ein ehe die restliche Truppe und auch die Fans miteinstigen. Da durften die Legenden von BLACK SABBATH, AC/DC oder DEEP PURPLE nicht fehlen.
Setlist AMORPHIS:
Northwards
On The Dark Waters
Bad Blood
The Moon
Thousand Lakes
Into Hiding
Black Winter Day
Silver Bride
Sky Is Mine
Wrong Direction
Amongst Stars
My Kantele
House Of Sleep
–
The Bee
Das Konzert verflog viel zu schnell und da verabschiedete sich AMORPHIS auch schon hinter die Bühne um kurz durchzuatmen, um für die obligatorische Zugabe erneut auf die Bühne zu stürmen. Diese bestand jedoch nur aus einem einzigen Song, „The Bee“ wurde brav mitgesungen und die Stimmung darf als gut, jedoch nicht überschwänglich bezeichnet werden. Woran es lag, keine Ahnung, an der Band jedoch nicht, die gab ihr Bestes und das hoffentlich nicht zum letzten Mal in der Landeshaupstadt. Metal oder Rock Konzerte im Posthof funktionieren ausgezeichnet und die Durststrecke ist hoffentlich überstanden. Bitte mehr davon.
Fotos: Bollwerk