Die Konzertsaison 2024 begann für mich eher überraschend, bekam ich doch erst zwei Tage vor der Show vom Promoter die Anfrage, ob ich nicht KORA WINTER im Linzer Kapu sehen möchte. Da ich gerade erst das starke neue Album „Gott Segne, Gott bewahre“, der kreativen Post-Hardcore Durchstarter aus Berlin, im Review abfeierte.
Da wurde also nicht lange gefackelt, denn das Kapu ist sowieso immer einen Besuch wert und schon ging es los. Wobei „schon“ immer etwas relativ ist in der Location, starten die Konzerte je nach Besucherandrang gern auch mal grob verspätet und so wurde es auch an diesem Abend nicht zur geplanten Zeit um 09:00 Uhr im Saal laut, sondern erst gut eine dreiviertel Stunde später. Macht aber auch nichts, denn die Bar ist bekanntlich auch gemütlich, man trifft immer Freunde und Bekannte und die Getränkepreise sind mehr als Fair. Außerdem hatten wir zuvor schon einen gemütlichen und sehr coolen Plausch mit Hakan, Ferhan und Karsten von KORA WINTER.
Den Anfang machte die noch recht junge Truppe SEEKING, von denen ich bisher noch nichts zu Gehör bekam. Das Trio bot einen vorrangig gemütlich, treibenden bis wabernden Sound, der aber auch düster daherkam. Das Tempo drehte man nur zwischendurch etwas nach oben und auch der angenehme Gesang lud eher zum Schwelgen als Abrocken an und dennoch übernahmen immer wieder Noise-rockige, teils anstrengend wirkende Klanglandschaften, die das Ganze wirklich spannend erscheinen ließen. Den Fans gefiel es, der Jubel war groß und die Band sichtlich zufrieden.
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Es folgten die mir ebenfalls bisher gänzlich unbekannten Herren von LESLIE ACT THRILLER, die aber in ihrer 15-jährigen Geschichte alles andere als neue Gesichter im Kapu sind und hier an diesem Abend zum fünften Mal zugegen waren. Das merkte man auch an der dicht gedrängten Zuschauerzahl im Saal. Rauer, wüster und mit einem Mix aus Noise, Grunge und etwas Core, samt heißerem Gesang, hauten die Jungs, die auch schon passend mit einer Split mit HECKSPOILER neben weiteren Veröffentlichungen für etwas Aufsehen sorgen konnten. Zwischendurch wurde etwas gewitzelt, denn in einer Stimm-Pause war das möglich und dabei wurde auch noch darauf hingewiesen, dass nach der Show noch in der Bar aufgelegt werden würde und man das definitiv nicht verpassen sollte.
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Es war schon fast Mitternacht als KORA WINTER endlich nach längerem Umbau und diversen Checks ihre fulminante Show mit „Der Missratene Sohn“ , das in gerade Mal 150 Sekunden schon so einiges klar machte, die Bühne betraten. Fette, komplexe, aber doch eindringliche Riffs, hysterischer Sprechgesang vom quirligen Fronter, der stets von links nach rechts und zurück wanderte und jeden Zentimeter der kleinen Bühne nutze, ohne die Kollegen Karsten und Ferhan zu sehr in die Quere zu kommen. Die Stimmung war dementsprechend sofort großartig, es lag Spannung in der Luft, die jederzeit zu explodieren drohte. Und auch wenn die Moshpits im Kapu ausblieben, konnte man die dazu passende Atmosphäre spüren. Es folgte das nicht minder heftige Core-Massaker „Neuer Tag Im Rattenloch“, bei dem die Band sogleich steil ging, im hymnischen Refrain dann aber zum Träumen einlud.
Neben dem heftigen und verdammt tight vorgetragenen Gesamtsound, sind bei KORA WINTER aber auch die tiefgründigen, teils sozialkritischen, teils aufwühlenden Texte ein wichtiger Bestandteil, die auch live durch die emotionale Darbietung von Sänger Hakan Halaç, der sich mächtig ins Zeug legte, nochmal unterstrichen wurden. Aber man merkte auch dem Rest der Band an, dass sie für ihre Musik leben und somit kompensierten sich auch den ausgefallenen zweiten Gitarristen Yuki Sorgler, der sich um seine kranke Family kümmern musste, mühelos. Mit „Eifer“ und dem eindringliche „Bitter“ ging man dann zurück zum Debüt, bei dem wie Hakan meinte: „Kein Booty unshaked und kein Ass untwerked“ bleibe, um dann wieder weitere neue Kracher vom aktuellen Album zu präsentieren. Die gute Stunde war geprägt von Emotionen, Abwechslung, Energie und Aggression, die ganze Palette eben.
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Und so verging die Show auch wie im Flug und nach Zugaberufen hieß es scherzhaft, dass man einfach das komplette Set nochmal spielen könne, diese dafür aber gleichzeitig ein bisschen schneller und ein bisschen langsamer. Zwischendurch wurde auch etwas gepredigt, denn Themen wie Migration, Mental Health, Schutz der Umwelt und auch der Umgang miteinander ist den Jungs verdammt wichtig, aber zu viel wollte bewusst auch nicht predigen und so gab es mit „Jeder Gegen Jeden“ zum Schluss nochmal die Vollbedienung, ehe man sich endgültig verabschiedete, aber versprach bzw. hoffte wieder zu kommen. Und das dürfen die sympathischen, talentierten und kreativen Jungs auf jeden Fall!
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Setlist KORA WINTER:
Der Missratene Sohn
Neuer Tag Im Rattenloch
Eifer
Bitter
Deine Freunde (Kommen Alle In Die Hölle)
Marmelade
BBDDSSMM
Mann Gegen Wand
Das Was Dich Nicht Frisst
Alle Gegen Alle
Das Konzertjahr 2024 starte somit fulminant und mit drei Bands, die ich bisher noch nicht live erleben durfte. Alle drei hinterließen einen sehr positiven Eindruck, wobei die energische und einzigartige Show von KORA WINTER definitiv hervorstach. Ich hoffe, dass die Herren durch ihr Album und ihre Tourneen die verdient Aufmerksamkeit erhalten, denn für mich ist das ein gewlatig heißes Eisen im Feuer der Post-Hardcore Schmiede!
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