Es dauerte nicht lange, nachdem sich DAWN OF DISEASE nach ihrem letzten starken Werk „Procession Of Ghosts“ auflösten und erneut unter dem Namen HIRAES zusammenfanden. Einzig Sänger Tomasz Wisniewski war nicht mehr mit von der Partie und wirkt weiterhin bei NYKTOPHOBIA. Stattdessen klemmte sich Britta Görtz von CRIPPER und CRITICAL MESS hinter das Micro und brüllte das gelungene Debüt „Solitary“ ein. Zweineinhalb Jahre später legen die Deutschen nun mit „Dormant“ nach.
Und auch der Zweitling hat so einiges zu bieten. Die ersten Melodic Death Schellen „Through The Storm“ und „We Owe No One” sind technisch raffinierte Banger, die zwar gewaltig an ARCH ENEMY erinnern, aber doch auch eigenen Charme mitnehmen und zeigen, was die Truppe draufhat. Außerdem ist diese Referenz nicht die schlechteste, zumal sich HIRAES weder musikalisch oder songwriterisch noch von der Produktion her vor dem aktuellen Werk der Schweden verstecken müssen. Britta tut natürlich ihr Übriges dazu und zeigt einmal mehr, dass sie die beste weibliche Growlerin Deutschlands darstellt. Mit „Undercurrent“, das nicht nur das Tempo rausnimmt, sondern auch einen kleinen Bruch darstellt, da die Fronterin den Hörer zunächst mit cleanen Vocals umgarnt, unterstreicht sie das sowieso nochmal. Mit den cleanen Gitarren in Kombi, schielt das Ganze aber auch dezent in die Core-Richtung. Zudem gibt es fiese Blastbeats und eindringliche Spoken-Words im Anti-Kriegs Drama „Red Soil“ und der abschließende Titeltrack zündet nochmal ein gekonntes Melodie-Feuerwerk zum Mitsingen.
Für Abwechslung ist also gesorgt und auch sonst kann man „Dormant“ echt nicht groß kritisieren. Flotte Kracher wie „Chance To Fail“, das in Richtung DARK TRANQUILLITY geht, das überaus hymnische „Ocean Child“ oder das wütende Gemetzel „Nightflight“, das aber ebenso wenig an Melodien geizt, sind weitere markante Gründe, um HIRAES als Genrefan im Auge zu behalten.
Somit liegt uns hier ein absolutes Highlight in diesem noch jungen Jahr vor. Technisch anspruchsvoll, dennoch eingängig, direkt und verspielt, zeigen HIRAES, dass in dem nicht mehr jungen Genre noch einige zu holen ist, sofern man auch etwas wagt. Ein Must-Have für Fans der Vorgängerband, aber auch den genannten Größen und weiteren Genrevertretern.
Tracklist „Dormant“:
1. Through The Storm
2. We Owe No One
3. Undercurrent
4. Chance To Fail
5. About Lies
6. Come Alive
7. Ocean Child
8. Nightflight
9. Red Soil
10. Dormant
Gesamtspielzeit: 45:40