Die moldawischen Musiker rund um Fronterscheinung und Stimmgewalt Elena „Lena Scissorhands“ Cataraga, namens INFECTED RAIN existiert bereits seit 2008 und konnte mit ihren fünf bisherigen Alben für viel Aufsehen sorgen und auch auf so manch Festival und Tournee zahlreiche Fans akquirieren. Irgendwie ging die Band trotz eine gewissen gefühlten Allgegenwärtigkeit in den letzten Jahren, an mir vorrangig vorbei. Das wollte ich nun mit dem sechsten Werk „Time“ ändern.
Apropos ändern: Im Bandgefüge hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. Gleich zwei Mitglieder verlor man im vergangenen Jahr. Während Basser Vladimir Babich durch die Amerikanerin Alice Lane ersetzt wurde, bleibt der Posten an der zweiten Gitarre von Sergey Babich vakant.
Fans müssen sich aber keine Sorgen mache, was meine Recherchen und intensives Nachholen der Vorgänger, ergaben. Nach wie vor gibt es ihre eigene Version des Nu Metal, gepaart mit modernen Elementen, die nun aber etwas mehr forciert werden. Dabei ist der Härtegrad stets recht hoch, Lena kotzt wütend ihre heftigen Shouts und halbcleanen Gesänge raus, während sich im Hintergrund ziemlich viel tut. Vertrackte Nu Metal Riffs treffen auf scheppernden Bass und aggressive Drums, während düstere Synthies für Atmosphäre sorgen. Unterbrochen wird das gekonnte Geschepper aber immer wieder von eindringlichen Momenten, die manchmal instrumental gehalten sind, aber auch oft mit cleanen Vocals der Fronterin dominiert werden.
Ganz einfach ist es demnach nicht in „Time“ reinzufinden, doch gerade die letztgenannten Parts helfen der Eingängigkeit und dem Wiedererkennungswert. Gerade diesen haben INFECTED RAIN auf jeden Fall weiter verfeinert, klingt der Mix dann doch ziemlich einzigartig. Durch die vermehrten Modern Metal Elemente klingt das Album für ein Nu Metal Werk doch frisch, unverbraucht und macht diese Veröffentlichung umso spannender.
Auch auf Überraschungen verzichtet die Band nicht und liefert mit „Never To Return“ zunächst abgefahrene Klanglandschaften, die mit einer gewissen Mystik ausgestattet sind. Die Eskalation folgt aber trotzdem im späteren Verlauf. Auch „The Answer Is You“ sei trotz djentigen Riffs erwähnt, gibt es dann doch auch recht einprägsame Momente, die gut ins Ohr gehen. Und auch der finale Song „Paura“ sei als Anspieltipp angesprochen, baut dieser mit gesprochenen Vocals auf Moldawisch zu reduzierten Klängen eine enorme Spannung auf, die sich immer weiter intensiviert und drückend-bedrohlich alles niederwalzt. Neben genanntem Doom-Einfluss macht die Truppe auch keinen Halt vor anderen Genres wie Metalcore oder Groove Metal, was für weitere Abwechslung und Unvorhersehbarkeit sorgt. Das abschließende Instrumental „A Second Or A Thousand Years“ lässt einem dann mit ruhigen, aber doch bedrohlichen Klangwelten kurz durchschnaufen, ehe man auf die Repeat-Taste haut.
„Time“ braucht seine Zeit, wie der Titel schon orakelt, doch diese zu investieren lohnt sich für Genrefans, da das sechste Werk intensiv, durchdacht und tiefgründig wirkt, aber auch frischen Wind in das angestaubte Genre bringt.
Tracklist „Time“:
1. Because I Let You
2. Dying Light
3. Never To Return
4. Lighthouse
5. The Answer Is You
6. Vivarium
7. Pandemonium
8. Enmity
9. Unpredictable
10. Game Of Blame
11. Paura
12. A Second Or A Thousand Years
Gesamtspielzeit: –
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