Manchmal hat man das Gefühl gewisse Erlebnisse, Ereignisse oder Momente sind noch gar nicht lange her, dann wirft man einen Blick in die Geschichtsbücher und kann seinen Augen kaum trauen, wieviel Zeit seither vergangen ist. So erging es mir, als ich nachforschte wann bei den Jungs von ACCEPT eine neue Zeitrechnung begann und man mit Mark Tornillo und seiner Reibeisenstimme einen Glücksgriff tätigte. Exakt vor 15 Jahren schloss sich der sympathische US-Amerikaner der Band an, um nur ein Jahr Später das grandiose „Blood Of The Nations“ rauszuhauen.
Wie gesagt, seitdem sind ein paar Jährchen vergangen und die Musiker sind inzwischen auch nicht mehr die jüngsten, doch an Power hat man definitiv nichts verloren, soviel sei zum neuesten Streich schon vorweg zu sagen. Getauft wurde das Baby mit den Namen „Humanoid“, beinhaltet Songs und befasst sich thematisch mit künstlicher Intelligenz wie ein erster Blick auf das futuristische Cover erahnen lässt.
Studioalbum Nummer 17 (was für eine Zahl und Leistung) wurde erneut vom Veteranen Andy Sneap produziert, in dem man einen verlässlichen Partner fand. Beim Label entschied man sich für einen Wechsel und vertraute diesmal den Österreichern von Napalm Records.
Wer Experimente oder eine neue Stilrichtung erwartete, der sei hier schon zu Beginn enttäuscht, denn die Teutonen-Metaller, sind keine Freunde von großen Veränderungen, sondern verlassen sich auf das was sie am besten können. Treibende Riffs, gut gesetzte Solis und ihren Sänger, der auch mit fast 70 noch mächtig Eisen im Gesangsorgan hat, sind hier weiterhin Trumpf. Schon bei den ersten Tönen zum starken Opener „Diving Into Sin“ und dem etwas härteren „Humanoid“ wird gekreischt vom Feinsten. Mark klingt genauso souverän und kräftig wie zu seinen Anfangstagen bei ACCEPT. Bei „Man Up” steigt bei mir das erste mal so richtig der Blutdruck. Neben den genialen Riffs der Kollegen Philip Shouse (seit 2019 mit an Bord), Uwe Lulis (Ex-GRAVE DIGGER, Ex-REBELLION) und Urgestein Wolf Hoffmann im Mittelteil, dürfen hier alle die Worte: „Man Up“, mitsingen, was sich blitzschnell einbrennt und ordentlich donnert.
„The Reckoning“ setzt ebenfalls auf Geschwindigkeit und Eingängigkeit, während Mr. Tornillo immer mal wieder dazwischen Screamt. Die gute Laune Nummer ist mit „Nobody Gets Out Alive“ auch schnell gefunden (musikalisch, nicht textlich), während es bei „Ravages Of Time“ sehr gemütlich zugeht. Lagerfeuerstimmung garantiert!
Gegen Ende wird doch noch die Brechstange ausgepackt. Hier beweist Mark, dass er auch gefühlvoll singen kann, ehe er zur richtigen Zeit die Stimme anzieht und so erneut für Gänsehaut sorgt. Zum Schluss sorgt „Straight Up Jack“ erneut für eingängige Melodien ohne wirkliche Höhepunkte, während uns „Southside Of Hell“ nochmals wuchtig den Allerwertesten aufreißt mit seinem stampfenden Sound.
Alles in allem kann man sagen, dass die Veteranen ein sehr gelungenes Werk abliefern, dass sowohl den Die-Hard Fans zusagen dürfte, jedoch auch dem jüngeren oder neugefangenen Fans Freude bereiten wird. Nicht jeder Song zündet sofort oder ist Hitverdächtig, doch das Niveau ist hoch und die Herren beweisen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören.
Tracklist „Humanoid“:
1. Diving Into Sin
2. Humanoid
3. Frankenstein
4. Man Up
5. The Reckoning
6. Nobody Gets Out Alive
7. Ravages Of Time
8. Unbreakable
9. Mind Games
10. Straight Up Jack
11. Southside Of Hell
Gesamtspielzeit: 48:45