Wenn sich bereits am Weg von der U-Bahn zur Arena eine optisch bunt durch alle Genres gemischte Meute ausmachen lässt, ist wohl eine besondere Band zu Gast.
Einen Schnittpunkt gibt es anscheinend, wenn der Crust-Punk mit dem Metalhead gemeinsam in den Hof der Arena einbiegt, sich Skater, Stoner und Mittvierziger, die man so nicht als Arena-Geher identifiziert hätte, gemütlich einem Konzert entgegenfiebern. Den Schnittpunkt kann man dann an einigen Leuten mit tief an der Stirn sitzenden Bandanas, Dickies-Shorts und hohen Stutzen (nicht die Trachtenversion) und vor allem den hochgebogenen Truckercaps erkennen… SUICIDAL TENDENCIES geben sich die Ehre.
Die 1981 in Venice Beach, L.A. rund um Mike Muir gegründete Crossover-Institution legt zwischen den Open-Air-Festivals, wie z.B. dem Hellfest in Frankreich, eine Clubshow in Wien ein. Am Besetzungsroulette von S.T., das sich alle paar Jahre munter dreht (u.a. waren schon Rob Trujillo und Dave Lombardo in Muirs Diensten), hat sich frisch Jay Weinberg nach seinem kurzen SLIPKNOT-Arrangement hinter die Drums geklemmt. Schon drei Jahre länger ist Trujillos Spross Tye dabei – natürlich am Bass.
Den Abend einleiten und die Menge anheizen durften die Innsbrucker INSANITY ALERT. Die Party-Thrasher ließen eine gesalzene Portion MUNICIPAL WASTE und S.O.D. von der Bühne knallen. Sänger Heavy Kevy, der von weitem wie eine Surf-Thrash-Version von Axl Rose aussieht, nuschelte zwischen den paar Songs allerhand Kauderwelsch ins Mikro und musste sich daher mit einem „MOSH!“-Handschild behelfen… egal, während der Songs ging’s dann. Nach knackigen wie kurzweiligen zwölf Songs war der Spuk dann auch wieder vorbei, inklusive einer abgewandelten Version von „Bohemian Rhapsody“.
Das Publikum dankte es, alle abgeholt haben INSANITY ALERT aber nicht. Um 21 Uhr geht dann „Cyko Miko“ untermalt von Soli seiner Gitarristen in Lauerstellung: „Vienna… What the fuck is going on around here?!“ Da ist er, der „Mosh“; von Null auf Hundert zünden SUICIDAL TENDENCIES mit „You Can’t Bring Me Down“. Mike geht in sein Signature-Schunkeln über, springt wie ein Maibock von links nach rechts. „Freedumb“ legt auch gleich eine Schippe Punk drauf. Zu „Send Me Your Money” predigt der Zeremonienmeister von der „Church of Suicidal“. Mehrfach darf Tye hier ein Bass-Solo runterfideln und lässt mit seinen 19 Jahren sein Riesenpotenzial durchblitzen. Er wird sicher einer der ganz Großen an den vier Saiten. Gleich darauf gibt’s mit „War Inside My Head“ den nächsten Hit.
Ben Weinman (Ex-THE DILLINGER ESCAPE PLAN) an der Rhythmusgitarre macht nach Mike die meisten Meter, klettert am Drumriser oder der P.A. herum und lässt seine Gitarre kreisen. Für die anwesenden Skater, Surfer, BMXler und Snowboarder gibt’s dann die Hymne „Possessed to Skate“ serviert, bevor S.T. gleich zwei „Balladen“ mit „Lovely“ und „I Saw Your Mommy“ hinterherschieben.
Setlist SUICIDAL TENDENCIES:
You Can’t Bring Me Down
Lost Again
Freedumb
Send Me Your Money
War Inside My Head
Memories of Tomorrow
I Shot the Devil
Subliminal
Possessed to Skate
Lovely
I Saw Your Mommy
Cyco Vision
How Will I Laugh Tomorrow
Pledge Your Allegiance
Institutionalized
Abschließend muss man sagen: Gut, dass es an dem Mittwochabend temperaturmäßig eher moderat war, ansonsten hätten SUICIDAL TENDENCIES mit ihrem Vollabriss für reihenweise dehydrierte Cycos im Publikum gesorgt. Gerne wieder, hoffentlich bald!