Mal ehrlich – wem fällt außer „To Be With You“ noch ein weiterer Song von der Band MR. BIG ein? Wenn ich mich sehr anstrenge, dann flackern in mir noch Erinnerungen an die CAT STEVENS-Coverversion von „Wild World“ und den Song „Daddy, Brother, Lover, Little Boy“ auf – beim zweiten genannten allerdings nur wegen des Einsatzes der Bohrmaschine. Dann ist aber auch schon alles zusammengekratzt, wie man so schön sagt. Viel Eindruck in Sachen Hits haben die US-Rocker in ihrer 35-jährigen Bandgeschichte scheinbar nicht hinterlassen. Trotzdem ist die Band fast jedem ein Begriff, der sich mit Rock, Blues und Hardrock beschäftigt. Das liegt wohl an den Musikern, die seit der Gründung 1989 fast immer dieselben waren. Paul Gilbert und Billy Sheehan sind in der Musikerwelt wahrlich keine unbeschriebenen Blätter, und Sänger Eric Martin kann sich noch immer hören (und auch sehen) lassen. Sogar Richie Kotzen war von 1997-2002 kurz an den sechs Saiten tätig. Der Tod ihres Schlagzeugers Pat Torpey, der 2018 an Parkinson verstarb, riss ein Loch in die eingeschworene Mannschaft. Torpey wurde durch Nick D’Virgilio ersetzt, der bei Bands wie BIG BIG TRAIN und SPOCK’S BEARD trommelte und zuletzt Phil Collins bei GENESIS ersetzte. In dieser Besetzung machte man sich auf die letzte Tour „The Big Finish“ auf, um noch ein letztes Mal rund um den Globus aufzutreten. Ein Livemitschnitt erscheint im September dieses Jahres. Die Band war aber über die begeisterten Reaktionen des Publikums so erfreut, dass man sich entschied, noch ein allerletztes Studioalbum zu produzieren.
Und so liefert uns „Ten“ als zehntes und letztes Album noch einmal elf Songs in der jetzigen Besetzung ins Haus. An dem Umstand, dass man sich kaum an irgendwelche Songs der Band erinnern kann, wird auch dieses Werk nichts ändern. Die Songs sind zwar alle qualitativ hochwertig, dafür stehen die vier Vollblutmusiker mit ihrem Namen. Aber alle Songs tröpfeln etwas belanglos dahin, haben kaum Höhen oder merkbare Hooklines beziehungsweise Riffs oder besonders eingängige Melodien. Das Ganze bleibt über elf Tracks unspektakulär und wird eigentlich schon während des Hörens irgendwie langweilig.
Man kann aber auch sagen, dass sich die Band in keinster Weise geändert hat. Wer Gefallen an den letzten neun Alben hatte, der wird auch „Ten“ etwas abgewinnen können. Mir werden MR. BIG weiterhin mit den drei oben genannten Liedern im Gedächtnis bleiben.
Tracklist „Ten“:
1. Good Luck Trying
2. I Am You
3. Right Outta Here
4. Sunday Morning Kinda Girl
5. Who We Are
6. As Good As It Gets
7. What Were You Thinking
8. Courageous
9. Up On You
10. The Frame
11. 8 Days On The Road (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 48:32
Band-Links:
