Nordic Gothic
(Gothic | Dark Rock)
Label: Century Media
Format: (LP)
Release: 11.10.2024
„Nordic Gothic“ – der Titel ist Programm. Die neue Supergroup CEMETERY SKYLINE steht nicht nur im Zeichen des Gothic-Rock der 80er und 90er Jahre, sondern setzt sich aus erstklassigen Musikern und Profi-Melancholikern zusammen. An der Spitze steht Gründer Markus Vanhala, der bereits durch sein Schaffen mit OMNIUM GATHERUM und INSOMNIUM bewiesen hat, wie man schwermütige Riffs kreiert. Ergänzt wird das Line-up durch Mitglieder von AMORPHIS, DIMMU BORGIR und SENTENCED. Wenn das keine Garantie für düstere Klänge und Melancholie ist, dann weiß ich es auch nicht.
Eine Überraschung ist auf den ersten Blick Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY, THE HALO EFFECT) als Frontmann. Doch er zeigt einmal mehr, dass er ein absolutes Ausnahmetalent ist – sowohl in den cleanen als auch in den harschen Gesangspassagen. Letzteres bleibt hier jedoch komplett außen vor, was ein Novum in seiner Karriere darstellt, aber perfekt zur Musik passt.
Das Album beginnt mit einem cheesy, aber dennoch coolen BON JOVI-artigen Rhythmus, untermalt von düsteren, kühlen Keyboards. Sobald Mikaels gefühlvoller Gesang einsetzt, erinnert seine Darbietung sofort an BILLY IDOL und HIM – keine schlechten Referenzen. Wie bereits erwähnt, schwelgen die Skandinavier im Sound der 80er und 90er Jahre und verbinden Synthie-lastigen Dark Rock mit rockigem Gothic in einem ausgewogenen Verhältnis.
„Torn Away“ wird im Refrain sogar poppig-eingängig, und so ist der erste Hit geboren. „In Darkness“ bringt uns nordische Keyboard-Glanzstücke von Santeri Kallio, der nur selten den Einfluss seiner Hauptband AMORPHIS durchscheinen lässt. Die Atmosphäre ist jedoch schwermütiger, die Riffs metallischer, und eine gewisse Dramatik setzt ein. Der Gesang umschmeichelt, die filigranen Keyboards sorgen für Spannung, bevor der Refrain in Richtung SISTERS OF MERCY explodiert. Diese wegweisende Band und TYPE O NEGATIVE dienen hier als stilistischer Rahmen, in dem sich CEMETERY SKYLINE frei bewegen. Trotz vieler Einflüsse haben sie jedoch einen eigenen Sound entwickelt und wirken keinesfalls wie ein beliebiges Nebenprojekt, sondern wie eine fest eingespielte Einheit.
Neben der stimmungsvollen Melancholie, die immer wieder durch hoffnungsvolle Momente aufgelockert wird, sind auch die Texte des Frontmanns nicht zu unterschätzen. Mikael Stanne beschreibt seine Herangehensweise an die Lyrics folgendermaßen: „Man taucht in die paradoxe Welt der ’scandinavian solitude‘. Die Texte sind tief verwurzelt in der selbstgewählten Einsamkeit der nordischen Menschen, ihrem anti-sozialen Verhalten und ihrem düsteren Sinn für Humor… Beim Schreiben habe ich diese Besonderheit, die man als den skandinavischen Gothic-Lifestyle bezeichnen könnte, genutzt.“
Fans der eigentlichen Bands der Protagonisten könnten das Material als zu soft oder poppig empfinden, aber die Musiker wissen auch hier, wie man richtig rifft. Das schwer stampfende, dennoch wunderschöne „The Coldest Heart“ und das heavy rockende „The Darkest Night“ zeigen dies auf eindrucksvolle Weise. Im Kontrast dazu stehen das opulent orchestrierte „When Silence Speaks“ und das finale „Alone Together“, das in seinen siebeneinhalb Minuten mit einfühlsamem Piano, epischen Keyboardparts und hoffnungsvoller Melancholie nochmal auf ganzer Linie fesselt.
In der Gesamtheit mag das Debüt „Nordic Gothic“ von CEMETERY SKYLINE vielleicht ein wenig durchhängen, doch die wundervollen Melodien, der einfühlsame Gesang und die unglaublich fesselnde Atmosphäre der einzelnen Tracks machen dies mehr als wett. Das Album ist nicht nur eine große Überraschung, sondern auch ein echtes Highlight des fortgeschrittenen Jahres. Der perfekte Soundtrack für den Herbst ist damit gefunden.
Tracklist „Nordic Gothic“:
1. Torn Away
2. In Darkness
3. Violent Storm
4. Behind The Lie
5. When Silence Speaks
6. The Darkest Night
7. Never Look Back
8. The Coldest Heart
9. Anomalie
10. Together Alone
Gesamtspielzeit: –
Band-Links: