1979 als SATAN gegründet, benannte sich die NWOBHM-Truppe aus Newcastle upon Tyne nach nur einem Album und fünf Jahren Bandbestehen in BLIND FURY um, bevor sie später als PARIAH weitermachte, dann erneut zu SATAN zurückkehrte, wieder zu PARIAH wechselte und schließlich seit 2011 wieder dauerhaft als SATAN auftritt. Man könnte sagen, die Gründer und Gitarristen Russ Tippins (TANITH) und Steve Ramsey (SKYCLAD) sind in Bezug auf den Bandnamen etwas sprunghaft.
Im Sound jedoch bleiben sich SATAN auch auf ihrem siebten Longplayer treu. „Cruel Magic“ gefiel mir auf Anhieb, allerdings habe ich den 2022er Output „Earth Infernal“ irgendwie ausgelassen. Ich denke, stilistisch habe ich da nichts verpasst, aber wenn das Songmaterial so gut ist wie auf „Songs In Crimson“, dann muss ich dieses Werk doch noch genauer unter die Lupe nehmen.
Bleiben wir aber bei der Gegenwart: Mit einem Line-Up, das mehr oder weniger seit 1983 zusammenspielt, merkt man der Band trotz des ruppigen 80er-Sounds, des authentisch old-schooligen Materials und der passenden Produktion an, dass sie ein eingespieltes und hochprofessionelles Team ist. Wer SATAN nicht kennt, stelle sich eine hochmotivierte, spielfreudige und hyperaktive Version der frühen IRON MAIDEN vor, mit einem Schuss Eingängigkeit von ANGEL WITCH und, in epischeren Momenten, einer Prise CLOVEN HOOF.
SATAN haben jedoch ihren ganz eigenen Stil, wie zum Beispiel im Song „Era (The Day Will Come)“, der mich – warum auch immer – an GHOST erinnert, dabei aber ordentlich rockt und mit abgefahrenen Rhythmen und Vocallines glänzt. Der Herrscher der Unterwelt scheint auch auf Rock’n’Roll zu stehen, denn davon ist im metallisch rockenden Sound der Briten viel zu spüren, besonders in den Leads und Soli. Da blitzt auch mal der Einfluss von THIN LIZZY aus den Gitarrenriffs hervor. Es macht einfach Freude, der Gitarrenarbeit der beiden Gründer zu lauschen, und auch Fronter Brian Ross begeistert mit seiner stimmlichen Darbietung. Er macht zwar nicht extrem viel mit seiner Stimme, schafft es aber mit kleinen Nuancen und seiner authentischen Art, einem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mitsingen lässt er einen mit seinen eigenwilligen Vocals höchstens im Refrain – und das ist keinesfalls als Kritik gemeint, sondern unterstreicht vielmehr sein Können.
Was soll ich sagen: Hätten SATAN in den 80er und 90er Jahren nicht so viel hin und her erlebt und vielleicht den einen oder anderen Hit für die breite Masse geschrieben, stünden sie heute womöglich zumindest als Vorband für die „Eiserne Jungfrau“ in Stadien. So jedoch bleiben sie ein Geheimtipp in der NWOBHM-Szene, auch wenn sie dort längst Legendenstatus genießen. Und mit „Songs In Crimson“ untermauern sie diesen Status mühelos.
Tracklist „Songs in Crimson“:
1. Frantic Zero
2. Era (The Day Will Come)
3. Whore of Babylon
4. Sacramental Rites
5. Martyrdom
6. Turn the Tide
7. Captives
8. Curse in Disguise
9. Truth Bullet
10. Deadly Crimson
Gesamtspielzeit: 44:22
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