- HEREZA
Decomposed Beyond Recognition
(Death Metal | Black Metal)
Label: DIY
Format: (LP)
Release: 06.09.2024
Überlegt man, welche Bands es denn aus dem ehemaligen Jugoslawien gibt, bin ich eigentlich schnell mit meinem Latein am Ende. Dass es dort folkige Truppen und auch das eine oder andere Werk aus verschiedensten Genres auf meinen Tisch geschafft haben, daran vermag ich mich zu erinnern, doch Namen sind leider keine hängen geblieben. Ob dies nun die Kroaten von HEREZA schaffen, wird die Zeit zeigen.
Musikalisch bietet man saftigen Death Metal, der teils aus den Staaten, teils aus dem Ostblock (BEHEMOTH), aber auch oft aus Skandinavien inspiriert erscheint. Dabei setzen die Herren aus dem beliebten Urlaubsland seit 2014 auf zeitgemäßen, druckvollen Sound und machen auch vor Genreausflügen in Richtung Thrash- und Black Metal keinen Halt. Da seien auch DEMONOID, DISMEMBER und BLOODBATH erwähnt. Europäischer bis nordischer Death Metal mit schwarzgefärbter Schlagseite, druckvollen Beats und sägenden Melodien.
Gerade die Gitarrenarbeit ist abwechslungsreich und oft verdammt eindringlich, wie schon im längeren Intro „Demons Among Us“, bei dem nach kurzer 80s Pop-Synthie Musik aus dem Radio ein Nachrichtensprecher von grausamen Taten erzählt und die Band mit schweren Riffs das Thema gekonnt untermalt.
Auch im heftigen und von BlastBeats geprägten Brecher „A Shrine Of Skulls“ lockern zwischendurch gesprochene, erzählende Vocals auf und unterstreichen, dass im Death Metal nicht nur geballert und von Tod und Gedärm berichtet wird.
Auch ein interessantes Konzept haben sich die Kroaten überlegt. Auf dem teils hektischen, teils aufwühlenden und doch mit eingängigen Elementen versehen Todeswerk geht es um bekannte Serienmörder und deren unglaublichen Taten. Dabei hört man die Gefühlswelten der Protagonisten wunderbar heraus. Mal hektisch, mal zerrissen, dann wieder wütend, aber auch mal traurig oder verwirrt könnten diese Serienmörder in gewissen Momenten gewesen sein und das fangen HEREZA wunderbar ein.
Egal ob schwere, stampfende Parts, die die Band auch atmen lässt, heftige Death- und Black Attacken oder hektische Frickeleien – die mehr als zehn Jahre Erfahrung hört man der 2014 gegründeten Truppe an und mit Slobodan Stupar, der auch mal bei FLESHCRAWL in die Saiten griff, haben die Herren auch einen formidablen und mit fettem Stimmvolumen ausgestatteten Frontmann.
Der Fronter glänzt auch mit interessanten cleanen Vocals im abgefahrenen „Demons Among Us“, das zunächst zwischen Südstaaten-Flair und Death’n’Roll überrascht und kurz vermuten lässt, Spotify haette da etwas Falsches in die Playlist gespült. Doch bald wird fies ausgekotzt, danach übernehmen aber düster-cleane Akkorde, verheißungsvoller Sprechgesang und zu guter Letzt explodiert das Ganze wunderbar in einem Extreme Metal Massaker, vor dem Herrn.
Und auch der teils nach Sauflied klingende Tracks rund um die Prostituierte und Mörderin „Aileen“ (Carol Wuornos Pralle) überrascht, nimmt dann aber auch wieder nachdenkliche Züge an und auch hier wird am Ende wieder zünftig eskaliert.
Abgesehen davon gehen HEREZA in den restlichen Tracks weniger Risiken ein liefern alle typischen Elemente des Death/Black Metals, würzen diese aber mit modernen Ideen und viele Wendungen, sodass das vierte Album der Herren aus Kroatien dennoch frisch und ungezwungen tönt.
Kurz und knackig: HEREZA sind nicht nur kreative Songwriter, sondern auch ein eingespieltes Team, das zeigt, dass extremer und traditioneller Metal auch Tiefgang haben kann.
Tracklist „Decomposed Beyond Recognition“:
1. Demons Among Us
2. Piggy’s Palace
3. A Shrine Of Skulls
4. Born To Raise Hell
5. Handsome Devil
6. Decomposed Beyond Recognition
7. Aileen
8. Dead End
9. Serial Slasher
10. El Matador
Gesamtspielzeit: 39:23
Band-Links: