Within The Viscera
(Death Metal)
Label: Nuclear Blast Records
Format: (LP)
Release: 06.12.2024
Dänemark ist ein Land der Wunder, was die harte Musikszene betrifft. Der Nachwuchs im Norden Europas scheint unerschöpflich zu sein. So bringt mit NECKBREAKKER (vorher unter dem herausragenden Namen NAKKEKNAEKKER aktiv) eine weitere hervorragende junge Death Metal Band mit Ende des Jahres ihr Debütalbum „Within The Viscera“ heraus.
Die junge Truppe ist eine der schönen Geschichten des Metal. Obwohl es seit Gründung 2020 nur zwei kurze Demos gab, erspielte sich NECKBREAKKER mit grandiosen Live-Auftritten auf den diesjährigen Sommerfestivals (was ich vom Copenhell wirklich nur bestätigen kann) nicht nur eine erhebliche Fanbasis, sondern auch einen Plattendeal bei der Genregröße Nuclear Blast.
Der Opener “Horizon of Spikes” started mit einem Blastbeat Gewitter und Florida Death Metal Riffs. Was sofort auffällt ist das Organ von Christoffer Kofoed am Mikro. Er bleibt oft in den höheren Lagen und orientiert sich hier stark am Hardcore, was für diesen Stil sonst recht untypisch ist. Der Song orientiert sich wie das darauffolgende “Putrefied Body Fluid” sehr stark an den Genrelegenden CANNIBAL CORPSE. Super groovige Riffs, viele Breakdowns und Doublebass and allen Ecken und Enden. Hier muss gleich der erst 18 jährige Schlagzeuger Anton Bregendorf erwähnt werden. Sein Stil ist unfassbar tight und treibt die Band stets vor sich her und auch in seinem jungen Alter scheint er bereits unendliche Blastbeats in den Beinen zu haben.
Der dritte Track “Shackled to a Corpse” orientiert sich stark an der weiteren ewigen Größe des Death Metal, nämlich an OBITUARY. Es groovt im Mid-Tempo dahin und selbst die Intonation von Kofoed erinnert in diesem Song in manchen Zügen an John Tardy. “Nephilim” kommt als erster Höhepunkt ganz unerwartet anders aus den Boxen. Der Song startet mit einem etwas diffusen, atmosphärischen Intro und geht über in ein sensationelles Thrash Riff. Der Song ist voller Breakdowns und Tempiwechsel bis bei Minute 2:40 das Schlagzeug plötzlich komplett allein im Raum steht und die Bridge aufbaut. Was für eine unerwartete Wendung, die dem Song eine umwerfende innovative Note gibt. “Purgatory Rites” ist dann eine klare Verneigung vor der skandinavischen Herkunft von NECKBREAKKER mit melodiösem, eher im Mid-tempo angesiedeltem Riffing und rockigem Groove.
“Unholy Inquisition” startet mit einem sensationellen MORBID ANGEL Gedenk-Riff. Der Song groovt in bester Manier dahin bevor plötzlich ein Break alles unerwartet umwirft und ein melodisches Gitarrenlick in einen Mid-Tempo Part überleitet. Man kann sich jedoch nur kurz entspannen und MORBID ANGEL springen einen im nächsten Riff wieder direkt an. Ein absoluter Killersong. Die folgenden “Absorption” und “SILO” stehen noch am ehesten etwas hinter dem Rest zurück. Doch tun sie dies auf extrem hohen Niveau, als geradeaus gehende, stampfende Death Metal Brecher voller Breaks und Groove.
“Face-Splitting Madness” ist die absolute Kür am Ende der Show. Selten hat ein Death Metal Album mit so einem grandiosen Song geendet. Ein langsames Intro geht über in das wahrscheinlich beste Riff des Albums und Blastbeats. Die Schlagzeugleistung ist grandios und treibt den Groove in der Bridge so richtig vor sich her. Wieder folgt ein Break zum Ende hin, bevor der Song druckvoll zu Ende geht.
Der Florida Einfluss ist überall auf „Within The Viscera“ zu hören. Was NECKBREAKKER aber vom großen Rest der Szene abhebt ist, dass neben CANNIBAL CORPSE in ihrem Sound auf gleicher Ebene und gleichberechtigt auch der schwedische Sound von ENTOMBED und DISMEMBER steht. Dies ist mit Sicherheit auch ihrer Herkunft geschuldet und macht als Melange die neun Songs einzigartig. Es wird nie monoton oder driftet zu sehr in die melodische Richtung ab, sondern geht immer groovend brutal nach vorne und macht stets enormen Spaß.
Als einziger Kritikpunkt des Albums muss leider der Sound erwähnt werden. Von Anfang an klingt alles etwas matschig und zu undifferenziert low-tuned. Der „Wall Of Sound“ – Effekt ist hier deutlich zu stark ausgeprägt und geht auf Kosten der großen Fähigkeiten der Musiker. Was im Gesamtbild auffällt, ist, dass alles sehr tief gestimmt und gemixt ist, jedoch dadurch die recht hohen Vocals untergehen und irgendwie nicht auf einer gleichen Ebene agieren, was sehr schade ist.
Trotz alledem sind NECKBREAKKER eine immens starke europäische Komponente, die sich vor dem derzeit fast übermächtigen amerikanischem Überfluss im Oldschool Death Metal nicht verstecken müssen, sondern ganz im Gegenteil sich gleich mit dem Debüt ganz vorne positionieren.
Autor: Michael
Tracklist „Within The Viscera“:
1. Horizon Of Spikes
2. Putrefied Body Fluid
3. Shackled To A Corpse
4. Nephilim
5. Purgatory Rites
6. Unholy Inquisition
7. Absorption
8. SILO
9. Face-Splitting Madness
Gesamtspielzeit: 46:04
Band-Links: